Bauernkrieg
1524/1525 in Südwestdeutschland:
Überblick über den Artikel: 1.
Einleitung zum Bauernkrieg von 1524/1525
6. Verlauf
des Bauernkrieges
|
.
[Bild (Briefmarke DDR, 1975): 450. Jahrestag des Deutschen Bauernkrieges: Bewaffnete Bauern, Versammlung der Bauernhaufen in Oberschwaben (Titelblatt der Bundesordnung der Christlichen Vereinigung Oberschwabens, Augsburger Druck, 1525)] [Ausschnitt aus dem Briefmarken- Block mit Bildern zum deutschen Bauernkrieg unten auf dieser Seite.] |
1.
Einleitung zum Bauernkrieg von 1524/1525
Der große Bauernkrieg
von 1524/1525 hatte, nach den Vorläufern des Bundschuh und des Armen
Konrad, sein Zentrum in Südwestdeutschland (siehe unten die Karte
zum Bauernkrieg), auch wenn größere Aufstände im Elsass,
in Österreich, in der Schweiz, in der Pfalz und in Thüringen
damit verbunden waren.
Die Bezeichnung "Bauernkrieg"
oder "Bauernaufstand" ist übrigens nicht ganz zutreffend: wohl standen
auf der einen Seite vor allem Bauern (etwa 80 % der Bevölkerung lebten
damals auf dem Land und waren in der Landwirtschaft tätig); aber auf
Seiten der Bauern kämpften auch Bergknappen, manche Handwerker und
Bürger einiger Städte, auch einzelne Geistliche und Ritter (wie
Florian Geyer und Götz von Berlichingen). Darum spricht P. Blickle
statt vom Bauernaufstand von der "Revolution des Gemeinen Mannes".
- Der Gemeine Mann kämpfte gegen die verschiedenen Herrschaften: die
Grundbesitzer, die Adligen, die Ritter in ihren Burgen, und auch gegen
die Klöster, denen viele Dörfer und Ländereien gehörten.
2. Hinter- Gründe für den Bauernaufstand Dass es 1524 zum revolutionären
Aufstand in Südwestdeutschland kam hat vor allem mit 3 Entwicklungen
zu tun: mit
Zur Situation der Bauern um 1525: In den Dörfern lebten
Bauern mit sehr unterschiedlichen rechtlichen und wirtschaftlichen
Situationen: Großbauern und Kleinbauern (durch die Realteilung waren
die Bauernhöfe im Südwesten eher klein), freie Bauern und Leibeigene,
auch die Knechte und Tagelöhner. Fast alle waren im Feudalsystem abhängig
von Herrschaften denen sie Abgaben und evtl. Frondienste leisten mussten
und die auf viele Weisen das Leben der Bauern bestimmten.
Zur Situation der Grundherren um 1525: Die Situation der Grundherren,
vor allem der kleineren Herren, ist um 1525 nicht so glänzend wie
sie in früheren Jahrhunderten war. Der Besitz der Ländereien
reicht nicht zum Reichtum; die neuen Reichen, die auch genug Geld haben,
sind die großen und kleinen Kaufleute; die kleinen Adligen sind von
relativer Verarmung bedroht. Nicht zufällig werden manche Ritter zu
Raubrittern die durch Überfälle auf die Kaufleute, die "Pfeffersäcke",
wieder reich werden wollen.
Zusammenfassung zu den Hintergründen des Bauernkrieges: "Durch sicheren Absatz ihrer Produkte relativ wohlhabend und infolge der Landsknechtstaktik wieder wehrhaft und selbstbewußt geworden, wehren sich die Bauern... gegen den Geld- und Frondruck verarmter Grundherren. Das römische Recht beschränkt ferner ihre Allmenderechte, ihre persönliche Freiheit und Selbstverwaltung... Unter Berufung auf die Bibel, auf das göttliche Naturrecht und auf die ... Schrift Luthers 'Von der Freiheit eines Christenmenschen' fordern die Bauern Aufhebung der Standesunterschiede und der Frondienste." (dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 1, zum großen Bauernkrieg 1525.) Einzelheiten über die Situation und Unterdrückung der Bauern lassen sich aus den Forderungen in den "Zwölf Artikeln" erschließen. |
3.
Warum war das Zentrum des Bauernaufstandes gerade in Südwestdeutschland
?
Der Bauernkrieg hat seinen Anfang und Schwerpunkt vor allem in Südwestdeutschland gehabt; in vielen anderen Gebieten in Deutschland gab es 1525 keinen Bauernkrieg, z.B. nicht in Bayern, in Norddeutschland, im Rheinland. Womit könnte das zusammenhängen? - Es wäre sicher unzutreffend den Schwaben oder den Badenern ein besonders revolutionäres Gen zu unterstellen. (Auch wenn es schon auffällig ist dass die nächste Revolution in Deutschland, die Revolution von 1848, wieder einen Schwerpunkt in Baden hatte.) - Eine wichtige Rolle spielte sicher dass Südwestdeutschland damals von extrem vielen kleineren Herrschaften besessen war: Geistlichen Gebieten, kleinen Fürstentümern, Grafschaften, Ritterschaften. Sie waren besonders von Verarmung bedroht und reagierten mit besonders drakonischen Einschränkungen an die Bauern. Und: Es gab in Südwestdeutschland zunächst keine Zentralgewalt (wie etwa in Bayern) die eine einheitliche Rechtssprechung und ein einheitliches Vorgehen geregelt hätte. - Die Nähe zur Schweiz,
zur Eidgenossenschaft, könnte auch eine wichtige Rolle beim Beginn
des Bauernaufstandes in Südbaden gespielt haben. Die Schweiz war ein
Modell für die Herrschaft des Gemeinen Mannes, für die Abschaffung
der Großen Herren und der Adligen.
- Für die Bildung der"Bauernhaufen"
in Südwestdeutschland, auch ihren bewaffneten Widerstand, dürfte
-so Gunter Franz - eine wichtige Rolle gespielt haben, dass das Aufstandsgebiet
weitgehend mit dem Rekrutierungsbereich für Landsknechtssöldner
identisch war: Viele der Bauern, die sich in den Haufen sammelten, waren
früher schon eine Zeit lang als Landsknechte angeworben gewesen, hatten
schon eigene Kriegserfahrungen.
4. Forderungen und Ziele der Bauernbewegung: Die "Zwölf Artikel" Im Februar 1525 erschienen in Memmingen "Die grundtlichen und rechten haupt Artickel aller baurschafft und hindersessen der Geistlichen und Weltlichen oberkeyten vonn welchen sye sich beschwert vermeinen." Sie werden meist "Zwölf Artikel" genannt. Verfasst wurden sie von dem in Horb am Neckar geborenen Memminger Kürschnermeister und Feldschreiber des Baltringer Haufens, Sebastian Lotzer, unterstützt von dem Zwinglisch gesonnenen Prediger Christoph Schappeler. In diesen Zwölf Artikeln, einem frühen Dokument der Demokratie und Menschenrechte, werden die Forderungen der Bauern zusammengefasst und als Forderungen aus dem Evangelium begründet: - Die Gemeinden sollen Gewalt
und Macht haben, einen Pfarrer selbst zu erwählen und prüfen,
auch darauf, ob er dem Evangelium gemäß predigt und handelt;
Diese Zwölf Artikel werden als Manifest der Bauernbewegung durch Beschluss durch Delegierte des Allgäuer Haufens, des Baltringer Haufens und des Bodenseehaufens im März 1525 in Memmingen angenommen. Die Zwölf Artikel stellen einen pragmatischen Minimalkonsens für die Forderungen der Bauern dar. Sie stellen die Gesellschaftsordnung noch nicht grundsätzlich in Frage; die Herren könnten die Herren bleiben, wenn sie nur nicht dauernd neue Ungerechtigkeiten erfänden. Aber die Forderung nach der
Freiheit der Bauern, die auch noch mehr ist als die Abschaffung der Leibeigenschaft,
tendierte zu einer Aufhebung der Herrschaft der Grundbesitzer, der Adligen,
der Ritter und der Kleriker. Und als politische Vision erschien am Horizont
ein republikanisches Gemeinwesen, bei dem die Macht vom Volk, vom "Gemeinen
Mann" ausgeht und das sich zunächst in den Dörfern und in den
Städten organisieren könnte. (Die Schweizer Eidgenossenschaft
konnte hier als Vorbild dienen.)
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6.
Daten zum Verlauf des Bauernkriegs 1524/1525
Vorläufer des Bauernkriegs, Unruhen bis 1524: Im 15.Jahrhundert
gab es eine ganze Reihe regionale Bauernaufstände im Reich, aber auch
in der Schweiz, in Tirol, in England.
Der Bauernkrieg von 1524ff
läßt sich (mit Peter Blickle) in 4 Phasen beschreiben:
I. Phase: Sommer 1524 bis Weihnachten 1524: Beginn des Aufstands im Südschwarzwald 1524: Sommer:
Am Anfang stand die Unruhe der Stühlinger Bauern am
Hochrhein um Stühlingen gegen die Lupfener Herrschaft. Als Auslöser
für die Unruhe wird von mehreren oberdeutschen Chronisten berichtet:
die Frau des Grafen von Lupfen habe den Bauern in der Landgrafschaft Stühlingen
mitten in der Erntezeit befohlen, Schneckenhäuschen zu sammeln um
darauf ihr Garn zu wickeln. Auch wenn das nicht die historische Wahrheit
sein sollte, so ist es doch eine einprägsame Metapher für die
Schikanen der Herrschaften gegenüber den Bauern.
Thomas Müntzer taucht 1524 in Waldshut auf und bleibt 8 Wochen in Grießen/ Hegau bei Waldshut, ohne großen Einfluss auf die aufständischen Bauern. Er hatte Kontakt zu Balthasar Hubmaier in Waldshut, einem der Vordenker der Bauernbewegung.. Organisation weiterer Bauernhaufen in der Region und weitere Aktionen: Aktionen gegen das Kloster St. Blasien, gegen die vorderösterreichische Herrschaft im Hegau, gegen die Stadt Villingen, gegen die Grafen von Sulz u.a. Die Stühlinger Haufen
lösen sich auf als ein Schiedsgericht zugesagt wurde zur Entscheidung
der strittigen Fragen. (Das Gericht kam nie zustande.)
II. Phase: Januar 1525 bis Ostern 1525: Bildung der Haufen in Oberschwaben; Programm und Verträge Ab Januar 1525: Bildung
von Bauernhaufen in Oberschwaben und am Bodensee:
14.2.1525: Gründung eines Bauernbundes in Sonthofen im Allgäu, der sich später "Christliche Vereinigung Oberschwabens" nannte. März 1525: Beschluss der "Zwölf Artikel" durch Delegierte des Allgäuer Haufens, des Baltringer Haufens und des Bodenseehaufens in Memmingen. bis Ende März 1525: Da die angekündigten Verhandlungen sich in die Länge ziehen radikalisieren sich die Bauernhaufen: Kämpfe der Oberschwäbischen Bauernhaufen; Einnahme von ca. 50 Schlössern und Klöstern. Ostern 1525: "Weingarter
Vertrag" als letzter Verhandlungsversuch zwischen den 12.000 Bauernsoldaten
der Oberschwäbischen Haufen und den Truppen des Schwäbischen
Bundes unter Georg
Truchsess von Waldburg:
Frühjahr 1525:
Durch Herzog Ulrich gibt es ein sehr merkwürdiges Intermezzo
im Bauernkrieg: Herzog
Ulrich (der 1514 den Bauernaufstand des Armen
Konrad im Remstal blutig beendet hatte und der 1519 Wirtemberg hatte
verlassen müssen und nach Mömpelgared gegangen war) hatte sich
die Feste Hohentwiel
gekauft als Einfallstor zur Wiedereroberung seines Landes Wirtemberg. Er
konspiriert jetzt mit den Bauern, wirft auch eigene Söldner auf ihrer
Seite mit in die Schlacht, und gelangt kurzfristig bis Stuttgart. Doch
dann muss er die Söldner zurückziehen, und sein Versuch der Rückeroberung
des Landes ist gescheitert. Die Sache der Bauern hatte ihn sowieso nur
als Mittel zum Zweck interessiert.
Fortsetzung der Daten zum Verlauf: s. rechte Spalte: III.
Phase: April 1525 bis Juli 1525:
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6.
Daten zum Verlauf des Bauernkriegs, Fortsetzung
. III. Phase: April 1525 bis Juli 1525: Mord und Gewalt; Vernichtung der Bauernhaufen März/April 1525:
Ausweitung des Aufstands auf Wirtemberg, Franken u.a.: Bildung weiterer
Bauernheere:
Dabei sollten die Forderungen
der Zwölf Artikel durchgesetzt werden, wenn nötig mit Gewalt.
Ausweitung des Bauernkriegs auf Thüringen unter Führung des Pfarrers Thomas Müntzers von Mühlhausen aus. [Bild (Marke DDR, 1953):
Thomas Müntzer, im Hintergrund Szene vom Bauernaufstand 1525]
16. 4.1525: "Blutiger
Ostersonntag": Einnahme von Stadt und Burg Weinsberg
durch 6000 Bauern des Neckartal- und Odenwälder Haufens, nachdem der
Obervogt Weinsbergs, Graf von Helfenstein (der ein Schwiegersohn des Kaisers
Maximilian war), die Annahme der 12 Artikel verächtlich abgelehnt
hatte. Grausame Ermordung des Vogts und der adligen Besatzung der Burg
Weibertreu "durch die Spieße" einiger Bauern unter dem gefürchteten
Jäcklin Rohrbach.
Erschreckt durch diese blutigen
Ereignisse gaben viele Städte und Burgen der Forderung der Bauern
nach (z.B. Heilbronn).
Nach der Einnahme von Weinsberg - und angesichts der drohend heranziehenden Söldnerheere des schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg - wird der Ritter Götz von Berlichingen für kurze Zeit zum Führer des Neckartal- Odenwälder Bauernhaufens. (Nach Berlichingens Memoiren wurde er dazu gezwungen; diese Version hat auch Goethe in seinem Schauspiel "Götz von Berlichingen" übernommen.) Mai 1525: Luther, der sich Anfang 1525 in der Schrift "Ermahnungen zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft in Schwaben " an Fürsten und Bauern gewandt hatte, schreibt nun auch unter dem Eindruck des Weinsberger Blutsonntags "Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern", einen harten Aufruf an die Fürsten zur Vernichtung der Bauern aus Sorge um die von Gott eingesetzte Obrigkeit, der man zu gehorchen hat. 12.5.1525: In der
Schlacht
bei Böblingen
werden die Bauern durch das militärisch (vor allem durch die Kavallerie)
weit überlegene Söldnerheer des Schwäbischen Bundes unter
Georg Truchsess von Waldburg ("Bauernjörg") vernichtend geschlagen.
Auf Seiten der Bauernheere werden zwischen 2000 und 9000 Mann getötet
oder in die Flucht geschlagen. Auf Seiten des Landsknechtsheeres soll es
nur 15 - 40 Tote oder Verwundete gegeben haben.
[Bilder (Fotos Löblein): Ausschnitte aus dem Zinnfigurendiorama im Bauernkriegsmuseum in Böblingen: rechts die Bauern, links die berittenen Söldnertruppen des schwäbischen Bundes] Die Schlacht bei Böblingen (wobei deutlich wird, dass "Schlacht" mit "schlachten" verwandt ist) ist ein Symbol für die militärische Überlegenheit und für die Grausamkeit der Söldner des Schwäbischen Bundes; - so wie Weinsberg Symbol für die radikalisierten und brutalen Bauernheere wurde. 15.5.1525: In der Schlacht bei Frankenhausen (in Thüringen) wird Thomas Müntzer und der Bauernaufstand in Thüringen geschlagen von den vereinigten Heeren Herzog Georgs von Sachsen und Landgraf Philipps von Hessen.. [Bild (Marke DDR, 1989):
Thomas-Müntzer-Ehrung der DDR 1989: Detail aus dem Monumentalgemälde
von Werner Tübke im Panoramamuseum "Frühbürgerliche Revolution
in Deutschland" bei Bad Frankenhausen. - Der Gemäldeausschnitt zeigt
die Schlacht bei Frankenhausen, in der Mitte Thomas Müntzer, der die
Fahne schon hat sinken lassen, hinter ihm marschiert mit dem Dudelsack
der Tod] 2.6.1525: In der Schlacht
bei Königshofen (heute Lauda- Königshofen) werden am Turmberg
vom Truchsess von Waldburg und seinen Söldnerheeren die Neckartal-
Odenwälder Bauernhaufen vernichtend geschlagen; 7.000 Tote auf Seiten
der Bauern werden hier geschätzt.
4.6.1525: Der Taubertaler Haufen wird bei Ingolstadt (zwischen Würzburg und Ochsenfurt) geschlagen. - Florian Geyer, der nicht an der Schlacht seiner Truppe teilgenommen hatte, wurde auf der Flucht erschlagen; er starb am 9.6.1525 bei Rimpar (in der Nähe von Würzburg). 23./24.6.1525: In der Schlacht bei Pfeddersheim werden die Pfälzer Bauern geschlagen. Juli 1525: Sämtliche Bauernhaufen sind, vor allem durch den Truchsess von Waldburg, geschlagen und aufgelöst. Der Sieg des schwäbischen Bundes ist total, die Niederlage der Bauern ebenso. Auf Seiten der Bauern wurden
bei dem Schlachten etwa 100.000 Mann getötet. Wer entkommen konnte
und zu seinem Hof oder Dorf fliehen konnte musste zur Strafe erhebliche
Geldleistungen bringen.
IV. Phase: Sommer 1525 bis 1526: Weitere Aufstände im Salzburgischen und in Tirol 1526: Im Salzburgischen geht der Aufstand der Bauern erst 1526 zu Ende (z.B. in Schladming). |
7.
Karte IV-1: Bauernkrieg, Bauernaufstand 1524/1525:
Schwerpunkte und Verlauf des großen Bauernkriegs in Südwestdeutschland, Hessen, Thüringen, Elsass, Schweiz, Tirol und Salzburg. (Karte nach Putzgers Historischem
Weltatlas, Auflage 1992, Cornelsen-Verlag)
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8.
Einige Folgen des Bauernkriegs:
Die große Zahl der
getöteten Bauern (etwa 100.000 werden geschätzt; dazu wurden
auch in grausamen Strafaktionen Sympathisanten der Bauern getötet,
so z.B. der Maler Jerg
Ratgeb, der 1525 in Pforzheim gefangen und zur Strafe gevierteilt wurde)
brachte unendliches Leid für viele Familien, Bauernhöfe und Dörfer.
Die Bemühungen, die Benachteiligung der Bauern und die Standesunterschiede zu überwinden, waren gescheitert. Die Forderungen der Zwölf Artikel wurden nicht durchgesetzt. Die Bauern blieben für Jahrhunderte abhängig von den Herren, seien es nun Grafen oder Fürsten oder Klosterherren; sie blieben quasi Leibeigene. Die Agrarverfassung versteinerte. Als politische Kraft scheiden die Bauern in Südwestdeutschland für lange Zeit aus. Weder eine stärkere Mitbestimmung in den Dörfern noch die Mitwirkung in der Landschaft war ihnen möglich. (Erst im 18. Jahrhundert gibt es hier Veränderungen.) [Manche Historiker sehen die Folgen des Bauernkrieges keineswegs so negativ wie es hier - nach dem Bauernkriegsforscher Gunter Franz - formuliert ist. Peter Blickle z.B. weist darauf hin dass der Bauernkrieg in einigen Bereichen durchaus erfolgreich war, auch wenn er nicht zu einer grundlegenden Revolution der Gesellschaft geführt hatte: In manchen Abmachungen der Herrschaften mit den Bauern nach dem Bauernkrieg waren auch mäßigende Tendenzen wirksam, in denen wenigstens einzelne Forderungen der Bauern erfüllt wurden.] Auch im Blick auf die Reformation
hatte der Bauernkrieg einschneidende Folgen:
Die religiöse Volksbewegung
der Reformation wurde zu einer von der Obrigkeit, den Fürsten, getragenen
politischen Bewegung.
Nicht vergessen werden dürfen auch die Folgen des Bauernkrieges für die vielen zerstörten Klöster, Burgen und Schlösser. Etwa 1000 wurden 1524/1525 geplündert und zerstört. Die meisten Klöster wurden bald wieder aufgebaut, natürlich auch durch Frondieste der Bauern. Anders sieht es bei den Burgen aus. Die Burg Teck und die Burg Hohenstaufen z.B. blieben Ruinen. Es lohnte sich nicht mehr sie aufzubauen, denn die Zeit der Burgen (als Militärbastion und als Wohnung) war sowieso vorbei. So wurden z.B. die Steine der Ruine Hohenstaufen auf Wunsch der Herzöge von Wirtemberg für den Bau des Schlosses von Göppingen verwendet. |
9.
Historiker zum Bauernkrieg - Literaturhinweise
Die Literatur zum Bauernkrieg ist fast unübersehbar, was zeigt, dass das Thema im Schnittpunkt vieler Entwicklungen eines der zentralen Themen der deutschen und internationalen Geschichtsforschung ist. (Nach P.Blickle erschienen z.B. 1975 allein über 500 Veröffentlichungen zum Bauernkrieg.) Hier kann nur auf einige wenige Veröffentlichungen aus verschiedenen Zeiten hingewiesen werden, die zum Teil sehr unterschiedliche Interpretationen und Wertungen des Bauernkrieges bieten: Wilhelm Zimmermann: Allgemeine Geschichte des großen Bauernkriegs.1841 - 1844 erschienen. (Nachdruck 1999 !) (Wilhelm Zimmermann, Radikaldemokrat
in der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848/1849, stellt
den Bauernkrieg von 1524/25 von seiner demokratischen Position aus dar
und wertet ihn ganz anders als der Mainstream der Historiker in der Nachfolge
Luthers oder Rankes: Der Historiker Ranke sah im Bauernkrieg nur Zerstörungswut,
ein negatives Ereignis, das glücklicherweise gescheitert sei.
Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg. 1850 erschienen. (Die marxistische Geschichtsschreibung in der Nachfolge Friedrich Engels versteht den Bauernkrieg als Teil und Höhepunkt einer "frühbürgerlichen Revolution" beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus. Von daher hat der Bauernkrieg, und dabei besonders Thomas Müntzer, im Marxismus und in der DDR von Anfang an eine besondere Beachtung erfahren. - Das Konzept der frühbürgerlichen Revolution, in dem der Bauernkrieg und die Reformation zusammengesehen werden, wurde übrigens erst ab ca 1960 in der DDR entwickelt.) Gunter Franz: Der deutsche Bauernkrieg. München 1933 (Gunter Franz, der "Bauern-Franz", war seit seinem grundlegenden Buch über den deutschen Bauernkrieg, das in 1. Auflage 1933 erschien, der Experte unter den deutschen Historikern für den Bauernkrieg und für die Situation der Bauern im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Er blieb dies auch für viele Jahre nach 1945 trotz der großen Nähe von Franz zum Nationalsozialismus. Ernst Klee schreibt darüber: Franz vertrat die These, dass die Ziele der Bauern im Bauernkrieg durch die Machtergreifung Adolf Hitlers erfüllt wurden!) Peter Blickle:
(Peter Blickle, emeritierter
Professor für Geschichte an der Universität Bern, ist unter den
lebenden Historikern wohl der bekannteste Forscher zum Bauernkrieg. Das
oben genannte schmale Buch gibt einen knappen Überblick über
Grundfragen des Bauernkrieges, kaum eine Schilderung des Verlaufs.)
10. Weitere Web-Informationen zum Bauernkrieg -
Weitere Web-Informationen: Friedrich Engels Schrift von 1850 "Der deutsche
Bauernkrieg":
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Weitere Web-Informationen in der Enzyklopädie Wikipedia::
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