Der
Deutsche Orden (Deutsche Ritterorden): Geschichte des Deutschen Ordens
im Land der Pruzzen (Preussen), im Baltikum und in Südwestdeutschland.
Der Deutsche Orden ist vor allem mit der Eroberung und Kolonisation des Pruzzenlandes (des späteren Ostpreußen) als gewaltsamer Teil der deutschen Ostsiedelung und mit der Beherrschung des Baltikums verbunden. Der deutsche Orden hatte aber auch erheblichen Besitz im Gebiet des heutigen Baden und Württemberg, von 1526 an war sogar der Sitz des Hochmeisters des (Rest-)Ordens in Mergentheim. Übersicht: 1.
Die Anfänge des Deutschen Ordens seit 1190
3.
Der Deutsche Orden von 1525/ 1562 bis zur Gegenwart
[Zu den Kreuzzügen allgemein und zu den Kreuzzügen in den Vorderen Orient s. extra Artikel: Kreuzzüge (1095 - 1291)] |
Der Deutsche
Orden (Deutsche Ritterorden):
Auf der Jubiläumsbriefmarke "800 Jahre Deutscher Orden" ist rechts das Wappen des Hochmeisters des Deutschen Ordens von 1982 abgebildet mit dem alten Zeichen der Ritter des Deutschen Ordens, mit dem sie auch in den Kampf gegen die "Ungläubigen" zogen: das schwarze Kreuz auf weißem Grund. Links ist das Siegel des Obersten Spittlers von 1400 wiedergegeben, mit dem Bild der Fußwaschung. (Der "Spittler" war einer der 5 "Großgebietiger" des Ordens, und zwar der für Krankenpflege und Fürsorge zuständige "Minister".) Die Wiedergabe gerade dieses Motivs soll wohl erinnern an die Ursprünge des Ordens als Hospitalorden zur Pflege der Pilger und Ritter der Kreuzzüge; und sie soll hinweisen auf die aktuellen Schwerpunkte des Ordens im caritativen Bereich. [Bild (Briefmarke BRD, 1990): 800 Jahre Deutscher Orden, gegründet 1190; rechts Siegel des Obersten Spittlers von 1400, und links das Amtswappen des Hochmeisters des Deutschen Ordens von 1982] [Entwurf der Briefmarke: Lüdtke] |
1.
Die Anfänge des Deutschen Ordens seit 1190
- 1190: Im Zusammenhang mit dem 3. Kreuzzug wird 1190 in Akko im "Heiligen Land" der Deutsche Orden als Bruderschaft zur Krankenpflege gestiftet - 1198: Der Deutsche Orden wird zum Ritterorden, der das mönchische mit dem ritterlichen Ideal vereinigen will. - Sitz des Hochmeisters in Akkon. Ordenstracht: Weißer Mantel mit schwarzem Kreuz - 1211: Auf der Suche nach einem eigenen Territorium läßt sich der Deutsche Orden in Siebenbürgen nieder. Er erhält dort das Burzenland als ungarisches Lehen. 1225 wird der Deutsche Orden aus Siebenbürgen vertrieben. |
3.
Der Deutsche Orden von 1525 / 1562 bis zur Gegenwart:
- Seit 1525/1562 ist
der Deutsche Orden im Wesentlichen auf seinen Streubesitz in den Ländern
des Deutschen Reiches reduziert.
|
2.
Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen und im Baltikum von 1226
- 1525/ 1562:
- 1201: Der Bremer Bischof Albert von Appeldern, Bischof von Livland, gründet Riga und stiftet den Schwertbrüderorden, der in Kreuzzügen Livland und Kurland gewaltsam missioniert und unterwirft, das Land an deutsche Adlige verteilt. - 1225: Von polnischen Fürsten Konrad von Masowien wird der Deutsche Orden zur Bekehrung der heidnischen Pruzzen (zwischen Weichsel und Düna), die Polen bisher nicht besiegen konnte, ins Land geholt. Das Kulmer Land wird ihm als Gebiet zugesprochen - 1226: In der Goldenen Bulle von Rimini erhält der Deutsche Orden mit seinem Hochmeister Hermann von Salza von Kaiser Friedrich II. das ganze Land Preußen als Ordensland zugesprochen. - 1231 beginnen die Kreuzzüge der Ordensritter von Kulm und Thorn aus zur grausamen Unterwerfung der Pruzzen. An den Kreuzzügen nehmen viele Adlige aus dem Reich teil. - 1237: Vereinigung des Deutschen Ordens mit dem Schwertbrüderorden, der seinen Schwerpunkt in Livland, Teilen des heutigen Lettland und Estland, hatte. Damit greift der Deutsche Orden auch auf das restliche Baltikum aus (allerdings ohne Litauen, das vollends nach der Union mit Polen zu stark für den Orden war) - 1242: Schlacht gegen die Russen unter Alexander Newsky auf dem vereisten Peipussee: Der Deutsche Orden wird geschlagen und muss seine Ambitionen nach Russland vorzudringen begraben. - 1283: vollständige
Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden und Ausbau des Landes:
Als
Beispiel
für die Geschichte der Hansestädte im Bereich des Deutschen
Ordens hier einige Daten zu Reval (dem heutigen Tallin in Estland):
[Bild (Marke Estland, 1998): 750 Jahre Lübecker Recht für die Stadt Reval, 1248; Lübecker Gesetzestext aus Reval] 1300: Seit etwa 1300 schloss sich Reval - wie viele Hafenstädte im Deutschordensland - der Hanse an. Reval war ein wichtiger Knotenpunkt des Handels zwischen den russischen Zentren Pskow und Nowgorod und den westlichen Hansestädten. |
4.
Die ehemaligen Ordensländer (Preußen und Baltikum) nach 1525
/ 1562:
Die Geschichte der ehemaligen Ordensländer nach der Auflösung des Deutschen Ordens in Preußen und im Baltikum ist seit 1525/1562 mit anderen Großmächten verknüpft: - Preußen (das
Gebiet des späteren Ostpreußen) ist seit 1525 weltliches Herzogtum
unter polnischer Oberhoheit. 1. Herzog ist Albrecht von Brandenburg, der
letzte Hochmeister des Deutschen Ordens.
[Bild (Marke Deutsches Reich 1944): 400 Jahre Albertus-Universität in Königsberg; Portrait von Herzog Albrecht] - 1618 kommt Ostpreußen
(durch Erbfall) an Brandenburg; damit beginnt hier die Geschichte von Brandenburg-Preußen
(bis 1945, danach zur Sowjetunion).
Die Baltischen Länder Litauen, Lettland, Estland erleben nach dem Ende der Ordenszeit wechselnde Besetzungen durch die Jahrhunderte: - Nach dem Livländischen Krieg (1558 - 1583) beginnt die Herrschaft der Polen, Polenzeit (1562 - 1629); - 1629, mit Gustav Adolf II, beginnt die Schwedenzeit (1629 - 1710); - 1700 - 1721, mit dem Großen Nordischen Krieg, beginnt die Herrschaft der Russen, die Russenzeit (1710 - 1918), Ein Erbe aus der Zeit des Deutschen Ordens blieb in all den Jahrhunderten unterschiedlicher Besetzungen unangetastet: die großen Rittergüter, zu denen der meiste Landbesitz im Baltikum gehörte, und die damit verbundenen Privilegien, die in den Familien der Baltendeutschen vererbt wurden. Hier wurde durch die Jahrhunderte nach Gutsherrenart gewirtschaftet. Spuren aus jener Zeit sind heute noch in den vielen Schlössern und Gutshöfen zu erkennen, die einst der Sitz der meist baltendeutschen Gutsherren waren. [Bild (Marke Estland, 2007): Gutshof Sagadi in Nordestland, erbaut im 18./19. Jhdt.; Ansicht des Herrenhauses] - 1905/1906: Revolutionsversuch
im Baltikum; Zerstörung von mehr als 200 Baltendeutschen Gutshöfen
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-
1291: Sitz des Hochmeisters in Venedig
- 1309: Sitz des Hochmeisters wird auf die Marienburg in Preussen verlegt - 1389: Größte Ausdehnung des Ordens; "goldenes Zeitalter" des Ordens unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (+ 1382). . . [Bild (Karte aus dem Atlas zur Geschichte, VEB Haack, 1981): Der Staat des Deutschen Ordens vom 13. - 15. Jhdt.] [Vergrößerung der Karte durch Anklicken!] - 1410: In der Schlacht bei Tannenberg / Grünwald wird der Deutsche Orden von den Heeren der seit 1386 vereinigten Litauer und Polen vernichtend geschlagen. Über 200 Ritter starben in der Schlacht, darunter auch der Hochmeister Ulrich von Jungingen. -
(Die Schlacht bei Tannenberg
war vor allem für Polen eines der bedeutendsten Ereignisse ihrer Geschichte,
das immer wieder gefeiert und beschworen wurde: der Sieg über die
Deutschen. Das zeigt z.B. auch die in Polen 1960 herausgebrachte Briefmarke
zum 400 Jahrestag der Schlacht von Grunwald. Wiedergegeben ist ein Ausschnitt
des berühmten Monumentalgemäldes von Mateika von 1878. Rechts sind die
Kreuzritter mit dem schwarzen Kreuz zu erkennen, die mitsamt ihrem Hochmeister
Ulrich von Jungingen von den Polen und Litauern geschlagen werden.) [Bild (Marke Polen, 1960):
Schlacht bei Grunwald / Tannenberg 1410; Ausschnitt aus dem Monumentalgemälde
von Mateika von 1878]
Mit der Niederlage von Tannenberg beginnt der Niedergang des Ordens im Baltikum. - 1440: Gründung des "Preußischen Bundes" durch die Stände und Städte in Preußen; Widerstand gegen die Herrschaft des Ordens - 1466: Im 2. Friede von Thorn werden einige Gebiete des Ordens Polen zugesprochen (Ermland, Westpreußen) - 1457: Der Sitz des Hochmeisters wird nach Königsberg verlegt - 1525: Einführung der Reformation im bisher katholischen Ordensland. Preußen und die baltischen Länder (außer Litauen) sind seitdem überwiegend lutherisch. - 1525: Der letzte Hochmeister in Königsberg, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1513 - 1568), wandelt das Ordensland in ein protestantisches weltliches Herzogtum um, das er Polen unterstellt. Albrecht I. wird Herzog dieses Preußens. - 1562: Der Landmeister des Livländischen Teils des Deutschen Ordens, Gotthart Ketteler, unterstellt Kurland als weltliches Herzogtum polnischer Hoheit; Auflösung des Deutschen Ordens im Baltikum und in Preußen. |
5.
Der Deutsche Orden in Südwestdeutschland (1219 - 1809)
Zum Deutschen Ritterorden gehörten von 1219 - 1805 größere und kleinere Gebiete in Südwestdeutschland. Sie wurden meist dem Orden gestiftet, wie anderen geistlichen Gebieten auch. So übergaben etwa drei Brüder Gottfrieds von Hohenlohe, als sie 1219 dem 1189 bei Jerusalem gegründeten "Ritterorden der Brüder zum Deutschen Hause" (oder Deutschem Ritterorden) beitraten, dem Deutschen Orden ihr ganzes Erbe in und um Mergentheim. "Der Orden richtete dort eine Kommende (Ordenshaus) ein; Heinrich von Hohenlohe wird ihr erster Komtur, 1232 Deutschmeister und in schwierigster Lage des Reichs und des Ordens 1244 Hochmeister... Zum Besitz in Ulm (seit ca. 1220) und Altshausen bei Saulgau (seit 1264) gewinnt er 1258 Horneck (Gundelsheim), vor 1275 Besitz in Giengen an der Brenz, 1279 in Heilbronn, 1288 in Winnenden, 1307 Stocksberg und 1367 die Kapfenburg bei Lauchheim." (Zitat nach Weller/Weller, Württembergische Geschichte..., S. 121.) 1438: Der Deutschmeister
des Deutschen Ordens (d.h. der Verantwortliche für die Besitztümer
des Ordens im deutschen Reich) residiert in der Ballei Franken, seit 1438
auf der Burg Horneck bei Gundelsheim am Neckar
1526, nach dem Ende
des Deutschen Ordens in Preußen,wird der Deutschmeister Walter von
Cronberg auch zum Administrator für das Hochmeisteramt des
Deutschen Ordens. (1530 zum Hochmeister)
Nach 1648, dem Ende des 30-jährigen
Krieges, konnte sich der Orden auch in Süddeutschland wirtschaftlich
konsolidieren. Ein Zeichen dafür ist der Ausbau des Schlosses und
der Schlosskirche in Mergentheim, auch der Bau des Barockschlosses am Sitz
des Landkomtur in Altshausen.
[Bild (Karte aus Weller/Weller: Württembergische Geschichte, S. 120): Deutschordensgebiete in Südwestdeutschland bis 1803] [Vergrößerung der Karte durch Anklicken] 1803, mit dem Reichsdeputationshauptschluss,
endet die Reichsunmittelbarkeit auch des Deutschen Ordens. Sein Besitz
wird säkularisiert und fällt bis 1810 an das neu entstehende
Großherzogtum Baden und an das Königreich Württemberg.
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6.
Web-Informationen und Literaturhinweise:
Weitere
Web-Informationen zum Deutschen Orden heute und gestern:
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6.
Literaturhinweise
Jürgen Sarnowsky:
Heinrich Gerlach:
Alexander Schmidt:
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