Eisenbahngeschichte
in Südwestdeutschland:
Kurzfassung: Eisenbahngeschichte in
Daten
Übersicht: A. Vorgeschichte und Voraussetzungen: Daten B. Eisenbahnen in Baden+Württemberg von 1838 - 1867: Daten C. Bedeutung der Eisenbahnen: Text von F. List 1835 u.a. D. Eisenbahnkarte Baden + Württemberg 1867 E. Eisenbahngeschichte ab 1867: Daten F. Eisenbahngeschichte ab 1945: Daten G. Beilage: Text "Auf der schwäbischen Eisenbahn" A. Vorgeschichte und Voraussetzungen: Daten 1769ff: Entwicklung der Dampfmaschine durch James Watt u.a. in England 1803: Betrieb eines ersten schienengebundenen Verkehrsmittels, einer Pferdebahn, in England 1825: Fahrt der ersten schienengebundenen Eisenbahn (nur für Kohletransport, also Güterverkehr) von Stockton nach Darlington in Nordengland; Dampflokomotive von George Stephenson 1830: Erste Eisenbahn für Personenverkehr von Liverpool nach Manchester, wieder mit einer - verbesserten - Dampflokomotive von Stephenson, der "Racket" [Bild (Marke Polen, 1976): Portrait von George Stephenson; Lokomotive "Racket", die 1830 bei der ersten Eisenbahn mit Personenbeförderung von Liverpool nach Manchester fuhr] 1828ff: Engagement von Friedrich List für den Bau von Eisenbahnen, vor allem für grenzüberschreitende Eisenbahnen in ganz Deutschland 1835: Erste Eisenbahn in Deutschland von Fürth nach Nürnberg, organisiert und finanziert von privaten Interessenten wie dem Schuldirektor und Eisenbahninitiator Johannes Scharrer 1837ff: Erste Fernbahn in Deutschland, von Leipzig nach Dresden, nach den Anregungen von Friedrich List. [Bild (Briefmarke
BRD, 1985): 150 Jahre Deutsche Eisenbahnen; Erste Fahrt der "Ludwigsbahn" von
Nürnberg nach Fürth, mit der von Stephenson gebauten Lokomotive "Adler"] |
Eisenbahngeschichte
in Südwestdeutschland:
Überblick über die Eisenbahngeschichte
Übersicht: A. Vorgeschichte und Voraussetzungen B. Eisenbahnen in Baden und Württemberg von 1838 - 1867 C. Bedeutung und Wirkung der Eisenbahnen D. Eisenbahnkarte Baden + Württemberg 1867 E. Eisenbahngeschichte ab 1867 F. Eisenbahngeschichte ab 1945 G. Beilage: Text "Auf der schwäbischen Eisenbahn" A. Vorgeschichte und Voraussetzungen Dampfmaschine und Eisenbahn
sind nicht in Baden oder Württemberg erfunden worden (anders als das
Automobil und der Zeppelin). Beides wurde in England entwickelt. (Bahnbrechend
war dabei die erste Eisenbahn für Güter von Stockton nach Darlington,
1825, und die erste Eisenbahn für Personenverkehr, die 1830 von Liverpool
nach Manchester fuhr; beide mit den Dampflokomotiven von George Stephenson.)
Allerdings war ein Württemberger, Friedrich List aus Reutlingen, ein wichtiger begeisterter Vorkämpfer und Vordenker für den Bau der Eisenbahnen. [Bild (Briefmarke BRD, 1989): 200.
Geburtstag des Nationalökonomen und Eisenbahn-Vordenkers Friedrich List;
Portrait Lists von 1845, im Hintergrund Eisenbahnzug aus den Anfängen der
Eisenbahn] Spätestens seit Lists Zeit in Amerika (ab 1824), wo er Eisenbahnen kennen lernte (und auch selbst eine Eisenbahnstrecke zur Beförderung von Kohle betrieb) propagierte er das neue Verkehrsmittel für Deutschland, auch im Zusammenhang mit seinen Überlegungen zur Zollunion. Von List stammt auch ein Aufsatz über "Das deutsche Eisenbahnwesen mit besonderer Berücksichtigung auf Württemberg". Allerdings war Friedrich
List in Württemberg, vor allem bei König Wilhelm I., unerwünschte
Person seit seiner Inhaftierung 1824 auf dem Hohenasperg und der "Abschiebung"
nach Amerika. So hatte List, nachdem er 1832 wieder in Deutschland war,
keine Chance zur Mitplanung in Württemberg. Lists Ideen und Vorschläge
wurden zwar aufgenommen, aber nicht unter seinem Namen. (Ähnlich war
es schon mit Lists Vorschlägen zur Zollunion gegangen. Das war wirklich
ein Vorgehen "mit List und Tücke".)
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B.
Bau der ersten Eisenbahnen in Baden und Württemberg von 1838 - 1867:
Daten
1838: Großherzogtum Baden: Der Badischer Landtag beschließt ein Gesetz über den Bau badischer Staatseisenbahnen, zunächst von Mannheim bis Basel und von Appenweier nach Kehl (Übergang ins Elsass, nach Frankreich) 1840: Fertigstellung der
Eisenbahnstrecke von Mannheim bis
1843: Königreich Württemberg: Planung der Württembergischen Staatseisenbahnen: Planung der beiden Nord-Südlichen Hauptbahnen von Heilbronn bis Friedrichshafen 1846: Fertigstellung der Eisenbahn von Esslingen nach Stuttgart (mit dem Rosensteintunnel zwischen Cannstatt und Stuttgart) und Ludwigsburg Bild (Bildpostkarte bei der
Briefmarken-Ausstellung Sindelfingen 2005): 1846: Gründung der Esslinger Maschinenfabrik Kessler, in der in den kommenden Jahren die meisten Lokomotiven für die Württ. Staatsbahnen gebaut werden [Bild (Sonderstempel bei der Briefmarkenbörse Sindelfingen 2004): Älteste Lokomotive der Esslinger Maschinenfabrik Kessler, gefertigt ab 1846: eine 2'B-Lokomotive der württembergischen Serie III, Bauart Norris]
1850: Bau der Geislinger
Steige; Inbetriebnahme der Ostbahn und der Südbahn von Stuttgart bis
Friedrichshafen (Fertigstellung der "schwäbschen Eisenbahn"
mit "Stuagart, Ulm und Biberach, Meckenbeuren, Durlesbach")
1853: Erste Verbindung der
Württembergischen Staatsbahn mit der Badischen Bahn in Bruchsal
1854 - 1865: Zweite Eisenbahnbauperiode: Bau von Verzweigungen 1854 - 1864/67: Bau der ersten größeren Verzweigungen von den Württembergischen Hauptbahnen (Remstalbahn von Cannstatt nach Schorndorf, Gmünd, Aalen; Hohenlohe-Bahn von Heilbronn nach Schwäb. Hall; Schönbuchbahn von Plochingen nach Reutlingen, Tübingen, Rottenburg) 1854 - 1864/67: Bau der Badischen Staatsbahnen von Heidelberg nach Mosbach; Eisenbahn am Hochrhein von Basel bis Konstanz am Bodensee- |
B.
Bau der ersten Eisenbahnen in Baden und Württemberg von 1838 - 1867
Im Großherzogtum Baden wurde bereits 1838 ein Beschluss zum Bau einer Staatseisenbahn gefasst. Priorität sollte der Bau einer Rheintalstrecke von Mannheim bis Basel haben. Diese Strecke war auch als Durchgangsstrecke in die Schweiz besonders wichtig; - und sie war relativ einfach zu bauen, da keine Berge zu überwinden waren. 1845 hatte die Eisenbahnlinie Freiburg erreicht, und die Eisenbahn konnte auch schon mit in Baden gebauten Lokomotiven betrieben werden. Im Königreich Württemberg
war es erheblich komplizierter, schon wegen der z.T. bergigen Landschaft,
die keine eindeutige Bahnstrecke nahe legte.
1846 war die Zentralbahn
von Esslingen nach Stuttgart und weiter nach Ludwigsburg als erstes Stück
der neuen Eisenbahn fertig gestellt.
1850 wurde auch die Verbindung zur Bahn
in Baden in Angriff genommen (Damals hatte das noch dadurch besondere Probleme,
weil die Bahnen in Baden eine größere Spurweite hatten als in Württemberg und
anderswo.). Diese Bahnstrecke zweigt bei Bietigheim von der Nordbahn nach
Heilbronn ab und traf bei Bruchsal auf die Badische Bahn.
[Bild (Schmuckkarte zum 150. Jubiläum des Enzviadukts): Enzviadukt mit Zeichnung von der Einweihungsfahrt 1853 von Bruchsal nach Stuttgart] Nach 1854 wurden in einer 2. Eisenbahnbauperiode sowohl in Baden als auch in Württemberg eine ganze Reihe weiterer Bahnstrecken gebaut (siehe linke Spalte).
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C.
Bedeutung der Eisenbahnen: Text von F. List u.a.
Text von Friedrich List über die Bedeutung der Eisenbahnen (Artikel aus dem "Staatslexikon" von 1835): "Was die Dampfschifffahrt für den See und Flussverkehr, ist die Eisenbahndampfwagenfahrt für den Landverkehr, ein Herkules in der Wiege, der die Völker erlösen wird von der Plage des Kriegs, der Teuerung und Hungersnot, des Nationalhasses und der Arbeitslosigkeit, Unwissenheit und des Schlendrians, der ihre Felder befruchten, ihre Werkstätte und Schachte beleben und auch den Niedrigsten unter ihnen Kraft verleihen wird, sich durch den Besuch fremder Länder zu bilden, in entfernten Gegenden Arbeit und an fernen Heilquellen und Seegestaden Wiederherstellung ihrer Gesundheit zu suchen."
Gemälde
zur Revolution der Verkehrsmittel:
[Bild (Schmuckumschlag bei
der Briefmarkenbörse Sindelfingen 2004): "Postkutsche und Eisenbahn",
nach einem Gemälde von P.Meyerheim]
Gedicht von Justinus Kerner:
Hört ihr den Pfiff,
den wilden, grellen,
In seinem Bauche schafft
ein Feuer,
Jetzt, welch ein Rennen,
welch Getümmel,
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C.
Bedeutung und Wirkung der Eisenbahnen
Die Bedeutung und Wirkung der Einführung der Eisenbahnen auch in Baden und Württemberg kann kaum groß genug eingeschätzt werden (auch wenn man sie nicht ganz so enthusiastisch sieht wie Friedrich List in dem nebenstehenden Artikel aus dem Staatslexikon 1835): - Die technische Entwicklung,
etwa mit der Entwicklung neuer Lokomotiven, nahm einen großen Aufschwung.
Die Eisenbahn hat auch bisherige Verkehrsmittel verdrängt. Das gilt nicht nur für die Postkutsche beim Personenverkehr, sondern auch für die Konkurrenz der Wasserwege. Wasserwege wurden zwar noch ausgebaut (z.B. auf Rhein und Neckar) aber z.B. die Flößerei, mit der über Jahrhunderte der Haupttransport von Holz u.a. betrieben wurde, endet definitiv kurz nach dem Ende des 19. Jhdt.: Holz wurde nun günstiger per Bahn, und nicht mehr per Floß transportiert. |
D:
Karte VII-1: Eisenbahnkarte Baden und Württemberg
1867:
Übersichtskarte der Königlich-Württembergischen Staatseisenbahnen vor 1867 und der Staatseisenbahnen im Großherzogtum Baden bis 1867. (Diese Karte gibt auch einen guten Überblick über die Grenzlinien von Württemberg, Baden und den Hohenzollerschen Landen im 19. Jahrhundert. - Allerdings fehlen die nördlichen Gebiete Badens, das "Bauland" und das "Tauberland" von Osterburken bis Wertheim.)
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F.
Eisenbahngeschichte ab 1945: Daten
1944/1945: Zerstörung vieler Eisenbahnanlagen durch die alliierten Luftverbände und durch deutsche Truppen 1945: Ende 1945 wird von den alliierten Besatzungsmächten ein beschränkter Eisenbahnverkehr wieder zugelassen. Eine der lähmendsten Einschränkungen wird durch einen Befehl der französischen Besatzungsmacht gemacht, zweigleisige Strecken in eingleisige umzubauen (bis 1950 in Baden). 1949: Beginn der Elektrifizierung der württembergischen Eisenbahnen (Bad-Cannstatt - Waiblingen; 1951 Stuttgart - Mühlacker) durch die Deutsche Bundesbahn, zu der auch die Bahnen in Baden und Württemberg gehören 1951: Elektrifizierung der badischen Hauptstrecke Basel - Mannheim 1976: Ende der Dampflokomotiven in Baden-Württemberg 1991: Beginn des ICE- Verkehrs 1991: Neue Schnellbahntrasse Stuttgart - Mannheim der Deutschen Bundesbahn in Betrieb 1995ff: Planung einer neuen
Schnellbahntrasse von Stuttgart nach
1995ff: Planungen für eine
Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs
und die Veränderung des Kopfbahnhofs in einen
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F.
Eisenbahngeschichte ab 1945
1944/1945: Seit Herbst 1944 sind Eisenbahnen als militärisch besonders wichtige Einrichtungen bevorzugtes Angriffsziel alliierter Luftverbände; viele Gleise, Brücken und Eisenbahnanlagen sind total zerstört. Zusätzlich zerstören die deutschen Truppen auf dem Rückzug Gleisanlagen, Tunnel und Brücken. Für den Wiederaufbau und das "Wirtschaftswunder" ist die Bahn, die nun als "Deutsche Bundesbahn" firmiert, zunächst das wichtigste Verkehrsmittel. Zunehmend macht sich aber die Konkurrenz des Autos, der PKW und der LKW, bemerkbar. Der Autoverkehr nimmt zu; der Güterverkehr wird zunehmend auf die Straße verlagert. Dem steuert die Politik kaum entgegen, auch nicht als die ökologischen Vorzüge der Bahn bewusst werden. Viele Strecken werden stillgelegt
und "unrentable" kleinere Bahnen werden aufgegeben.
[Bild (Briefmarke BRD, 1991): Start
des Hochgeschwindigkeitsverkehrs der Deutschen Bahn 1991; vorbeifahrender
ICE-Zug] |
G.
Beilage: Text "Auf der schwäbischen Eisenbahn"
(oder: "Ein Märchen aus uralten Tagen", ein volkstümliches Lied, das manche für das schwäbischste aller Lieder ansehen, obwohl es in durchaus zweifelhaftem Schwäbisch daherkommt): 1. Auf de' schwäb'sche
Eisebahne / Gibt's gar viele Haltstatione:/
2. Auf de' schäb'sche
Eisebahne / Gibt's au viele Restatione, /
3. Auf de' schwäb'sche
Eisebahne / Braucht ma keine Postillone. /
4. Auf de' schwäb'sche
Eisebahne / Könne Küh' ond Ochsa fahre, /
5. Auf de' schwäb'sche
Eisebahne / Dürfet Küh' ond Ochsa fahre, /
6. Wenn a Glöckle
tut erklinge / Tun glei älle z'samma springa /
7. Männer, die im
G'sicht ganz bärtig / Schreiet laut: Jetz ist es fertig/
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G. Beilage: Text "Auf der
schwäbischen Eisenbahn"
Fortsetzung: 8. Auf de' schwäb'sche
Eisebahne / Wollt amol a Bäuerle fahra /
9. Einen Bock hat er gekaufet,
/ Und daß der ihm net entlaufet /
10. Böckle, tu no
wacker sprenga. / S Fressa werd i dir scho brenga. /
11. Als der Zug no wieder
staut,/ D'r Bauer noch seim Böckle schaut./
12. Da packt de Baure
an Baurazore, / Nimmt de Geißbock bei de Hore, /
13. So, jetz kannsch de
Schade zahle, / Warum bisch so schnell au g'fahre!
14. Des isch des Lied
von sellem Baure, / Der de Geißbock hat verlore. /
15. So jetz wär des
Liedle g'songa./Hat's euch recht in d' Aura klonga/
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Weitere Web-Informationen zur schwäbischen Eisenbahn,
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