WappenLexikon Geschichte Baden+Württemberg: Geologie Südwestdeutschlands /Karte II-1:

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Geologische Karte, Erdgeschichte und Landschaftsformen in Südwestdeutschland

Übersicht:

A. Geologische Karte Südwestdeutschlands

B. 5 Großlandschaften in Südwestdeutschland: ihre Geologie, Erdgeschichte und Landschaftsformen
    1. Oberrheinische Tiefebene
    2. Schwarzwald
    3. Gäulandschaften und Keuperbergland
    4. Schwäbischen Alb
    5. Alpenvorland: Oberschwaben, Bodenseegebiet
    6. Vulkane in Südwestdeutschland

C. Erdgeschichtliche Zeittafel mit Gesteinsformationen, geologischen Ereignissen und Lebewesen/Leitfossilien
    - Erdneuzeit (Quartär, Tertiär)
    - Erdmittelalter (Kreide, Jura, Trias)
    - Erdaltertum (Kambrium, Karbon u.a.)

D. Literatur und Weitere Web-Informationen zu Geologie, Erdgeschichte und Landschaftsformen Südwestdeutschlands

A. Geologische Karte Südwestdeutschlands

An dieser Karte lässt sich erkennen
- welche Gesteinsschichten die einzelnen Landschaften Baden-Württembergs bilden (Geologie),
- wie sich die Gesteinsschichten in den Jahrmillionen der Erdgeschichte gebildet haben (Erdgeschichte) und
- wie sich die charakteristischen Landschaftsformen, z.B. die Schichtstufenlandschaft der schwäbischen Alb, gebildet haben (Geomorphologie)
Geologische Karte Südwestdeutschlands.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

(Karte aus dem vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg 1999 herausgegebenen Baden-Württemberg Atlas 2000)
[Vergrößerung der Karte durch Anklicken]

B. Großlandschaften in Südwestdeutschland: Geologie, Erdgeschichte und Landschaftsformen

GroßlandschaftenMan kann - stark vereinfacht - in Südwestdeutschland  mindestens
5 Großlandschaften unterscheiden (s. die Karte). Diese Großlandschaften, die natürlich noch vielfältigt differenziert sind, zeigen unterschiedliche Landschaftsgestalten. In diesen Landschaften dominieren unterschiedliche Gesteinsformationen. Die Landschaften wurden in unterschiedlichen Zeiten der Erdgeschichte in vielen Millionen Jahren geformt: durch Ablagerungen, durch Heben und Senken der Erdkruste (tektonische Veränderungen), durch Ausschwemmungen und Abtragungen (Erosion), zuletzt durch die Eingriffe des Menschen

Meist werden unterschieden (von West nach Ost) die Großlandschaften

- Oberrheinische Tiefebene,
- Schwarzwald und Odenwald
- Gäulandschaften und Keuperwaldberge
- Schwäbische Alb mit Albvorland
- Alpenvorland:

[Karte zur Naturräumlichen Gliederung Baden-Württembergs aus Gebhardt u.a.: Geographie Baden-Württembergs. - Ergänzt werden müssten auf der Karte die Keuperwaldberge im Gebiet Stromberg und Heuchelberg, nördlich der Enz.] 
[Vergrößerung der Karte durch Anklicken!]

1. Oberrheinische Tiefebene:
Die Oberrheinische Tiefebene im Westen Baden-Württembergs erstreckt sich von Basel bis Mannheim, es ist eine weite Ebene mit durchschnittlich 35 km Breite, zwischen den Höhen des Schwarzwalds und der Vogesen. Entstanden ist diese Tiefebene nach einem Grabenbruch von mehr als 5000 m in der Zeit des älteren Tertiär (vor etwa 60 Millionen Jahren): bei diesem tektonischen Ereignis, bei dem auch der Schwarzwald in die Höhe gedrückt wurde, entstand eine tiefe und breite Rinne, die im Lauf der Zeit angefüllt wurde mit Bruchsteinen, Schotter, Sand, Meeresablagerungen u.a..(Dieser Grabenbruch bildete einige Zeit sogar eine Meerbrücke zwischen Nordmeer und Mittelmeer.) Heute liegt die Oberrheinebene z.T. nur 100 m über dem Meeresspiegel. Das ist ein Grund dafür dass die Rheinebene zu den wärmsten Gegenden Deutschlands zählt. - Wo fruchtbarer Löß abgelagert wurde ist die Rheinebene außerordentlich fruchtbar, auch für Sonderkulturen. - 

FreiburgViele Städte im ehemaligen Großherzogtum Baden liegen in der Rheinebene: Freiburg, Offenburg in der Ortenau, Rastatt, Karlsruhe, Schwetzingen, Mannheim.

 

[Bild (Briefmarke BRD, 1970): Freiburg im Breisgau, Stadt gelegen am Austritt der Dreisam aus dem Schwarzwald am Rande der Oberrheinischen Tiefebene; Bild: Freiburger Münster, Stadtsilhouette, Schwarzwaldberge] [Entwurf der Briefmarke: Schillinger]

Der Rhein fließt durch die Oberrheinische Tiefebene vom Schweizer Jura, von Basel, bis zum Odenwald, bis Mannheim etwa 300 km als Grenzfluss zwischen Baden-Württemberg und dem Elsass/Frankreich. - Bis ins 19. Jahrhundert war der Rhein hier ein wilder, ungebändigter Strom, der in weiten Mäandern, mit zahllosen Verästelungen und Altwasserarmen, mit Inseln und Kiesbänken die Oberrheinische Tiefebene durchzog. Seit der "Rheinkorrektion" durch den Badischen Oberst J.G.Tulla u.a. wurde von 1817 - 1866 in einem gigantischen Projekt der Rhein begradigt, - eine besonders dramatische Veränderung der Landschaft durch den Menschen mit erheblichen Vor- und Nachteilen.


2. Schwarzwald
Eine zweite Großlandschaft ist der Schwarzwald mit den Schwarzwaldvorbergen und, als Fortsetzung, der Odenwald, angrenzend an die Oberrheinische Tiefebene und ausgedehnt vom Hochrhein bis zum Main. Der höchste Berg im Südschwarzwald ist der Feldberg (mit 1493 m), die höchste Erhebung im Nordschwarzwald die Hornisgrinde (mit 1164 m). 
Der Südschwarzwald ist bestimmt vor allem durch das aus dem Erdaltertum stammende Urgestein Granit und Gneis; der Nordschwarzwald ist stärker geprägt durch den aus der Trias-Zeit stammenden Buntsandstein. (Während der Südschwarzwald weichere, abgerundete Formen zeigt, hat der Buntsandstein- Schwarzwald schroffere Formen.) - 
Der Südschwarzwald wurde auch gestaltet durch eiszeitliche Höhenvergletscherung: In der Zeit des Pleistozän waren das Gebiet um den Feldberg und andere Höhen weiträumig vergletschert (auch wenn sie vermutlich nicht mit den Alpengletschern verbunden waren). Der Rückzug der Gletscher am Ende der Eiszeit modellierte die Landschaft, hinterließ Moränen und schuf Kar- Täler (=muldenförmige Täler), in denen sich häufig Kar-Seen sammelten, z.B. der Feldbergsee, der Mummelsee, der Schluchsee und der Titisee.

In der Zeit der großen Erderschütterungen, die zum Einbruch des Rheingrabens führten, wurden die bis dahin flach übereinanderliegenden Erdschichten sozusagen gekippt und die Grundschichten beim Schwarzwald wurden nach oben gedrückt (s. die folgende Graphik).

[Graphik mit einem Schnitt durch Südwestdeutschland von Nordwesten nach Südosten, von Oberschwaben bis zur Oberrheinischen Tiefebene, mit der Kippung der Gesteinsschichten. - Graphik aus E.W.Bauer u.a.: Unser Land Baden-Württemberg, 1986] [Vergrößerung der Graphik durch Anklicken]


3. Gäulandschaften und Keuperbergland:
Eine dritte Großlandschaft sind die Gäulandschaften und das Keuperbergland. -Die Gäulandschaften sind meist flache Landschaften zwischen Schwarzwald und der schwäbischen Alb und das Land nördlich des Albtraufs. Zu den Gäulandschaften rechnet man das Land um den Neckar; z.B. die Baar, das Heckengäu, das Strohgäu, auch den Kraichgau und ein Großteil von Hohenlohe.. Das Gestein in den Gäulandschaften ist der Muschelkalk, entstanden durch Ablagerungen in der Trias-Zeit. - Muschelkalk ist als Bau-Stein sehr begehrt; darum gibt es auch viele wirtschaftlich genutzte Steinbrüche in diesen Gebieten (vor allem am Rand der Flüsse und Bäche, die ihr Flussbett in den Muschelkalk gesägt haben, wie z.B. die Glems bei Markgröningen). - Als Boden für die Landwirtschaft ist der Muschelkalk kaum geeignet; die Muschelkalk-Böden wurden früher als "des Teufels Hirnschale" bezeichnet. Im Heckengäu wachsen fast nur Hecken. - Ganz anders ist die Lage dort, wo über dem Muschelkalk eine Decke aus unteren Keuperschichten liegt und Lößschichten darüber geweht wurden. Mit den meterhohen Lößschichten werden die Gäulandschaften zu besonders fruchtbaren Böden. Das Lange Feld bei Ludwigsburg und das Strohgäu z.B. galten und gelten als Kornkammern Württembergs. 

StrombergeÜber den eher flachen Gäulandschaften ragen in einigen Gegenden die Keuperberge mit z.T. markanten Höhen empor, z.B. nördlich der Enz das Gebiet von Stromberg und Heuchelberg, östlich davon die Löwensteiner Berge, der Mainhardter Wald, die Limpurger Berge, die Ellwanger Berge, der Welzheimer Wald. Auch der Schönbuch und die Filderhöhen südlich von Stuttgart gehört zu den Keuperbergen, ebenso der Schurwald.. - 
Das Gestein der Keuper-Berge hat sich in der Trias-Zeit des Keuper nach der Muschelkalk-Zeit (vor ca. 230 Mill. Jahren) gebildet. Es ist kein einheitliches Gestein, sondern eine Aufschichtung verschiedener Mergel, Tone, Sande u.a. Haufig sind übereinander weiche und harte Gesteine geschichtet, z.B. Lettenkeuper, bunte Mergel, harte Kieselsandsteine, Mergel, harte Schilfsandsteine, harter Stubensandstein, Knollenmergel und Rät geschichtet. Die charakteristischen Stufen bei den Keuperbergen werden meist von Kieselsandstein-Platten, oder Schilfsandstein- oder Stubensandsteinplatten gebildet. 
Dass die Keuperberge überhaupt erhalten sind verdanken sie ihrer Lage in einer tektonischen Mulde: Weil in dieser Mulde das Muschelkalk-Land tiefer lag ragten auch die daraufliegenden Keuper-schichten nicht so hoch hinaus; sie wurden darum von der Erosion nicht völlig abgetragen (wie über den anderen Gäulandschaften) sondern blieben, auch durch ihre harten Schichten, erhalten..
Die Keuperberge sind nicht nur charakteristisch durch ihre Stufen und die bewaldeten Bergkuppen; häufig sind die Südabhänge der Keuperberge besonders für den Weinbau geeignet. Viele der bedeutenden Weingebiete Württembergs liegen in den Keuperbergen.

[Bild (Foto M.Ebener): Keuperberg in den Strombergen bei Hohenhaslach, mit der typischen bewaldeten Kuppe und den Weinbergabhängen]
 


4. Schwäbische Alb:
Die Schwäbische Alb  mit dem Albvorland ist der markanteste Teil der schwäbischen Schichtstufenlandschaft. Die Schwäbische Alb zieht sich quer durch Baden-Württemberg in einer Breite von etwa 45 km vom Randen bei Schaffhausen über rund 200 km bis zum Nördlinger Ries. Die Alb ist aufgebaut aus den Kalkschichten des Jura: zuunterst des Schwarzen Jura (Lias), darüber des Braunen Jura (Dogger), oben des Weißen Jura (Malm), die jeweils mehrere hundert Meter dick sein können. Der Schwarze Jura findet sich vor allem im Vorland der Alb; der Boden auf dem Schwarzen Jura wird meist landwirtschaftlich genutzt, wenigstens für Streuobstwiesen. Der Braune Jura findet sich an den Hanglagen der Alb und ist häufig mit Wald bedeckt. Der Weiße Jura bildet an den Steilstufen des Albrandes die herausragenden Felsriffe. Häufig wurden Burgen auf den Felsriffen und/oder auf den Auslieger- oder Zeugenbergen gebaut, z.B. der Lichtenstein, Teck, Achalm, Hohenneuffen, Hohenrechberg, Hohenstaufen, Hohenzollern. - Auf der Albhochfläche ist der Weiße Jura nur mäßig landwirtschaftlich nutzbar. -
In den Jura-Kalken versickert das Wasser, das Wasser löst den Kalk auf und so bilden sich an vielen Stellen der Alb Höhlen von zum Teil beachtlichen Ausmaßen (z.B. die bekannten Schauhöhlen Nebelhöhle, Bärenhöhle, oder die Höhlen im Lohnetal). Im Höhlenverzeichnis für die Schwäbische Alb sind über 2000 Höhlen aufgeführt.

Entstanden sind die mächtigen Kalke der Alb als Ablagerungen zur Zeit des Jurameeres, das im Erdmittelalter etwa vor 205 Millionen Jahren bis vor 140 Millionen Jahren ganz Südwestdeutschland überflutet hatte. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen großartigen Versteinerungen die auf der Alb gefunden wurden. (Weltberühmt dafür das Museum Hauff bei Holzmaden, das seine Versteinerungen aus Steinbrüchen des Schwarzen Jura gewonnen hat.) - Die Jura-Ablagerungen liegen geschichtet über Gesteinen der Trias, also über Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper.

Die charakteristischen Steilränder der Alb sind dadurch entstanden, dass auch hier die ehemals flach übereinanderliegenden Gesteinsschichten durch die Bewegung im Erdinneren leicht gekippt wurden, in Schräglage kamen (s. die Grafik unten). Diese Kippung entstand wohl im Tertiär, vor ca. 65 Mill.Jahren, nach dem Einbruch des Rheingrabens. 

Albstufe

[Graphik zu den Schichten der Alb, mit der Kippung der Gesteinsschichten, und der Zurückverlagerung des Albtraufs.. - Graphik aus E.W.Bauer u.a.: Unser Land Baden-Württemberg, 1986]

HohenzollernAn den höchsten Erhebungen brach durch Verwitterungen u.a. der Rand ab - eine Steilstufe von 100 und mehr Metern entstand. Dieser Albtrauf verlagerte sich im Lauf der Jahrmillionen immer weiter zurück; man vermutet, dass der Albtrauf in den letzten 12 Millionen Jahren mindestens 20 km zurückgegangen ist. - Dass die Alb früher weit über die Gegend des heutigen Stuttgart hinausreichte ist heute noch an einigen "Zeugenbergen", Zeugen jener Zeit, zu erkennen, die heute z.T. weit vor dem aktuellen Albtrauf liegen: z.B. die Achalm bei Reutlingen, der Hohenzollern bei Hechingen, der Hohenstaufen bei Göppingen.

[Bild (Foto M.Ebener): Blick vom Dreifürstenstein zur Albfläche und zum Albtrauf beim Raichberg (links), davor abgetrennt der Hohenzollern bei Hechingen, ein "Zeugenberg"]

Meersburg5. Alpenvorland:
Das Alpenvorland, das in Baden-Württemberg vor allem die Gebiete südlich der Donau umfasst, also Oberschwaben, Teile des Allgäu, auch das Bodenseegebiet und Hegau, ist geprägt durch die Eiszeiten: Ihre Vergletscherung und den Rückgang der Gletscher (der teilweise erst vor 10000 Jahren abgeschlossen war) mit der Ablagerung von großen Massen von Schotter, Geröll und Sand als Grundmoränen und als Endmoränen. 
Durch die Gletscher wurden auch viele Seen ausgeformt: kleinere Seen wie z.B. der Federsee bei Buchau, aber auch größere Seen: am spektakulärsten der Bodensee, der größte See Deutschlands, mit einer Tiefe bis zu 250 m.

[Bild (Briefmarke BRD, 1988): 1000 Jahre Meersburg am Bodensee: Blick auf das Alte Schloss Meersburg und auf den Bodensee] [Entwurf der Briefmarke: Monson-BaumgART]

Hohentwiel6. Vulkane:
Vulkane in Südwestdeutschland waren besonders tätig vor ca. 15 bis 7 Millionen Jahren im Tertiär.
Im Hegau sind besonders markant die Vulkankegel wie z.B. der Hohentwiel; doch gibt es auch an anderen Stellen viele Vulkanreste: Deutlich sichtbare wie etwa der Kaiserstuhl im Breisgau im Südschwarzwald oder der Katzenbuckel im Odenwald; weniger gut erkennbar an vielen Stellen z.B. zwischen Münsingen und Kirchheim/ Holzmaden auf der Schwäbischen Alb: hier rechnet man mit etwa 350 Vulkanschloten, die vermutlich eine gemeinsame Wurzel haben, sodass man auch von einem einzigen, dem "schwäbischen Vulkan" spricht. Am bekanntesten ist als Vulkangebilde der Alb das Randecker Maar bei Kirchheim; es bildete sich im Sprengkessel des Schlots eines Vulkans der zunächst mit Wasser gefüllt war und der dann später verlandete. - Auf vulkanische Tuffschlote gehen Erhebungen wie der Jusi oder der Georgenberg bei Reutlingen oder die Limburg bei Weilheim/Teck zurück (wobei die Kegelform etwa der Limburg nicht die ursprüngliche Vulkankegelform zeigt sondern sekundär durch Erosion entstanden ist: weil das Gestein des Vulkanschlots besonders hart war widerstand es der Erosion mehr als die umliegenden Gesteine). Am weitesten im Norden liegt der "Scharnhäuser Vulkan" in der Nähe von Stuttgart.

[Bild (Marke Deutsches Reich, 1939): Vulkankegel des Hohentwiel bei Singen] 


C. Erdgeschichtliche Zeittafel für Südwestdeutschland u.a. 
Bezeichnung und Dauer der Perioden:
(chronologisch angeordnet von den ältesten Perioden unten bis zur Gegenwart oben, z.T. analog den übereinander geschichteten Gesteinsformationen)
Geologische Ereignisse:

(Umgestaltung im Meer oder Festland; tektonische Ereignisse;  Vulkanismus; Gesteinsbildung; klimatische Ereignisse; Erosion; andere gestaltende Kräfte)

Lebewesen und/oder 

Leitfossilien in einer Periode:

Erdneuzeit (= Känozoikum):
Zeit: Beginn vor ca. 65 Millionen Jahren, dauernd bis zur Gegenwart, unterteilt in die Hauptperioden Quartär und Tertiär.


Quartär (= 4. Hauptperiode): 

   Beginn des Quartärs vor ca. 
   1,85 Millionen Jahren, reichend 
   bis zur Gegenwart, meist unterteilt in 
   Holozän und Pleistozän:

   - Holozän (Nacheiszeit)
     ( vor 10000 Jahren bis zur Gegenwart)



   - Pleistozän oder Eiszeitalter
     (ab 1,85 Mill. Jahren bis vor 10000 J.)
 

[Karte mit der Eisbedeckung im Pleistozän:

Gletscher
[Karte aus Bauer u.a.: Unser Land Baden-Württ.-
Dargestellt ist die Eisbedeckung während der Riß- Eiszeit, über die heutige topographische Karte gezeichnet. Die rote Linie markiert den äußersten Eisrand der Höhenvergletscherung im Schwarzwald.]
[Vergrößerung der Karte durch Anklicken!]

Erdneuzeit:

Geologische Ereignisse:



- Quartär: 

Festland im Südwesten, keine Meeresüberschwemmungen wie im Erdmittelalter

- Holozän oderNacheiszeit: Fortsetzung der Erosion; Formung des Landes durch die menschliche Bearbeitung und Besiedelung



- Pleistozän oder Eiszeitalter: GroßeEiszeiten im Wechsel mit Warmzeiten, Ausbreitung der Alpen- Gletscher in der letzten Eiszeit bis zur Donau, dazu Vergletscherung des Südschwarzwaldes. 
Beim Rückgang der Alpen-Gletscher und der Höhen- Gletscher des Südschwarzwaldes Ablagerung großer Massen von Schotter, Geröll und Sand: Ausformung großer Seen wie z.B. Bodensee durch die Alpen - Gletscher.

Im Pleistozän entsteht auch auf den baumlosen Geröllgebieten feiner Flugsand, der vom Wind nach Norden und Osten getragen wird und der sich dort als besonders fruchtbare Löß - Schicht in den Gäulandschaften wiederfindet.

Erdneuzeit:

Lebewesen/Leitfossilien:



- Quartär: 

- Holozän: "Der Mensch erscheint im Holozän": Dieser Titel einer Erzählung von Max Frisch ist zumindest geologisch nicht korrekt: Der Mensch erschien schon im Pleistozän, evtl. sogar schon vor 5 Millionen Jahren. - Neandertaler (Verwandte des homo sapiens) lebten vor ca. 130000 Jahren bis vor 30000 Jahren.
Im Holozän wird der Mensch seßhaft; der Beginn des Holozän vor 10000 Jahren liegt in der mittleren Steinzeit.



- Pleistozän: In der Zeit der Eiszeiten kommt u.a. dern Mammut vor, in den Warmzeiten auch der Waldelefant
Tertiär (= 3. Hauptperiode): 
  Beginn des Tertiärs vor ca. 65 Mill. J.,
  dauernd bis vor 1,8 Mill.Jahren (Beginn 
  des Quartär). - 
  Das Tertiär wird anchmal unterteilt in 
  Jungtertiär und Alttertiär; häufig ist auch 
  die Unterteilung in in 5 Perioden:

  - Pliozän

  - Miozän

  - Oligozän

  - Eozän

  - Paläozän (ab 65 Mill.Jahren)

Tertiär: 

Im Tertiär war im Südwesten überwiegend Festland, mit Meereseinbrüchen im Miozän

- Pliozän: Entstehung der Alpen durch tektonische Bewegungen und Auffaltung

- Miozän: Einbruch des südlichen Meeres bis zum Kliff der Alb;  Bildung der "Flächenalb"
Ausbruch der Vulkane im Hegau, beim Kaiserstuhl und auf der Alb um Kirchheim (vor 15 bis 7 Millionen Jahren) 

- Eozän: Beginn der Erosion / Verwitterung und der Abtragung durch Flüsse; 
Anfänge der Modellierung der Schichtstufenlandschaft der Alb u.a.;
Entstehung der Höhlen in den Kalken der Alb.

- Paläozän: Das dramatischste Ereignis war der Einbruch des Rheingrabens (mit bis zu 5000 m Tiefe) und Hebung der Höhen des Schwarzwalds (vor ca. 60 Millionen Jahren);

Im Paläozän beginnt auch die Hebung und Kippung der Schichten im Südwesten als Voraussetzung für die Bildung der Schichtstufenlandschaft

- Tertiär:

Nach der vermutlichen Naturkatastrophe am Ende der Kreidezeit, die nicht nur zum Aussterben der Saurier führten, entwickeln sich im Tertiär erstaunlich stark und vielfältig die Säugetiere. Aus dem Eozän (vor etwa 49000 Jahren) stammt z.B. die Versteinerung eines Urpferdchens 

Urpferdchen[Bild (Breifmarke  BRD, 1978): Fossilien, gefunden in der Grube Messel bei Darmstadt: Urpferdchen, aus dem Eozän, lebte vor ca. 49000 Jahren]
[Entwurf der Briefmarke: Froitzheim]

Erdmittelalter (=Mesozoikum):
Zeit: Beginn vor 245 Millionen Jahren, dauernd bis zum Beginn der Erdneuzeit vor 65 Mill.Jahren. Unterteilung in die Perioden Kreide, Jura, Trias.
Erdmittelalter: 

Geologische Ereignisse:

Erdmittelalter: 

Lebewesen / Leitfossilien:

- Kreidezeit,
  ab ca. 140 Millionen Jahren
  bis vor 65 Millionen Jahren
- Kreidezeit: im Südwesten ist die Formation Kreide durch Ablagerungen fast nicht nachweisbar (die Kreidefelsen auf Rügen und die Gesteine des Elbsandsteingebirges stammen aus dieser Periode) - Kreidezeit: Ein dramatisches Ereignis steht am Ende der Kreidezeit: das Aussterben der Saurier u.a. Lebewesen und Pflanzen am Ende des Erdmittelalters (vor 65 Mill. Jahren) nach einer totalen Klima- und Naturkatastrophe vermutlich als Folge eines Meteoriteneinschlages
Jurazeit,
  vor ca. 205 Millionen Jahren
  bis vor 140 Millionen Jahren; oft unterteilt 
  nach den Ablagerungen in

   - Weißer Jura (Malm)

   - Brauner Jura (Dogger)

   - Schwarzer Jura (Lias) (ab 205 Mill.J.)

[Die Feingliederung der Jura-Formation, die bis 1973 auch international Gültigkeit hatte, wurde vor allem durch den Geologen Friedrich August von Quenstedt (1809 - 1889) geprägt, der seit 1837 Professor in Tübingen war. Sein Werk "Der Jura" erschien 1857.]

- Jurazeit:

In dieser Zeit war der Südwesten von Meer im Germanischen Becken bedeckt..

Aufbau der mehrere 100 Meter mächtigen Jura-Kalke, die vor allem in den Schichten der schwäbischen Alb zu finden sind, durch Ablagerungen im Jura - Meer:
Ablagerung zuerst des Schwarzen Jura, darüber des Braunen Jura,
oben des Weißen Jura. 
Im Weißen Jura sind an den Felsriffen auch viele Versteinerung von Korallen erkennbar die sich in warmen Phasen des Jura-Meeres bilden konnten.

- Jurazeit:

Im Jurameer lebten viele Ammoniten u.a., die als Versteinerungen erhalten sind.
Die Jura-Zeit war auch die Hoch-zeit der Saurier, die fast 200 Millionen Jahre zu Wasser und zu Land lebten.

Trias,
  vor ca. 245 Millionen Jahren
  bis vor 205 Millionen Jahren.
  Trias wird unterteilt in

   - Keuper (ab ca. 220 Mill.Jahre)

   - Muschelkalk (ab ca. 230 Mill.Jahre)

   - Buntsandstein (ab 245 Mill.Jahren)
 

[Karte: Meeresüberflutung in der Muschelkalk-Zeit als Beispiel für Meere in Südwestdeutschland: Vor 230 Mill.Jahren senkte sich die Erdkruste; dadurch entstand bei den Karpaten eine offene Pforte, durch die vom Tethys-Ozean Wasser in das tief liegende mitteleuropäische Becken, zu dem auch Südwestdeutschland gehört, einfließen konnte.]

Muschelkalk-Becken
[Karte aus Schoch u.a.: Saurier
[Vergrößerung der Karte durch Anklicken!]
 

- Trias: 

In der Zeit der Trias-Bildungen wechseln sich - bedingt durch Hebungen und Senkungen - Festland und Meer ab.



Zur Keuper-Zeit (ab ca. 220 Mill. Jahren) gab es ausgedehnte Flachwasserbereiche, gelegentlich Festland mit Übergängen zum Meer. - Es bilden sich die verschiedenen auch unterschiedlich harten Schichten des Keuper: Lettenkeuper, Gipskeuper, Kieselsandstein, Mergel, Schilfsandstein, Stubensandstein, Knollenmergel, Rät.. Vor allem die harten Schichten des Kieselsandstein, des Schilfsandsteins und des Stubensandsteins bildeten daraus später die Terassen und Kuppen im schwäbischen Keuperbergland.


In der "Muschelkalkzeit" ,ab ca. 230 Mill. Jahren,  war Südwestdeutschland ganz vom Meer überflutet; durch Ablagerungen entstanden die verschiedenen Gesteine des Muschelkalk (in denen sich besonders viele Muschel- Versteinerungen finden). Hier lassen sich Unterer, Mittlerer und Oberer Muschelkalk unterscheiden, von denen jede 40 - 80 m Dicke haben kann. - Im mittleren Muschelkalk finden sich gelegentlich Salzlager die auch bergmännisch abgebaut werden können (z. B. in Bad Friedrichshall)..


Die Formation Buntsandstein als unterste Schicht bildete sich ab etwa 245 Mill. Jahren überwiegend im Festland aus.
- Trias:

Die Lebenswelt im Meer war wegen des hohen Salzgehalts gering ausgeprägt; vor allem Muscheln vermehren sich (und sind in der Formation des Muschelkalk besonders häufig als Versteinerungen erhalten)

Fossilien[Bild (Foto M.Ebener): Versteinerungen von Muscheln u.a. aus den Trias- Formationen: Hier aus den Trias- Schichten  des Schichtstufenlandes im Atlas- Gebirge in Marokko, Fundort Erfoud im Süden Marokkos]
 
 
 

[Die auch international gebräuchliche Bezeichnung "Trias" für diese Erdformation mit den 3 Abteilungen Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper wurde übrigens von dem aus Stuttgart stammenden Geologen Friedrich von Alberti (1795 - 1878) eingeführt. 1834 veröffentlichte er seinen "Beitrag zu einer Monographie des bunten Sandsteins, Muschelkalks und Keupers und der Verbindung dieser Gebilde zu einer Formation 'Trias'".]

Erdaltertum (=Paläozoikum):
Beginn vor 570 Millionen bis 245 Mill.Jahren

- Perm: ab ca. 290 Millionen Jahren
- Karbon: ab 350 Millionen Jahren

- Devon: ab 408 Millionen. Jahren
- Silur: ab 435 Millionen Jahren
- Ordovizium: ab 505 Mill.Jahren
- Kambrium: ab  570 Mill. Jahren
 



Vorzeit (=Präkambrium):
Beginn vor ca. 4,6 Milliarden Jahren, Ende vor ca.  570 Millionen Jahren
Erdaltertum: geolog. Ereignisse
 

- Perm: Festland und Meer
- Karbon: Meer und Festland 
   (Bildung von Steinkohle- Flözen)
- Devon: Meer
- Silur: Meer
- Ordovizium: Meer
- Kambrium: Meer

Erdkruste; Urgestein, Granit und Gneis



Vorzeit: Meer(?)
Erdaltertum: Lebewesen

Im Erdaltertum gibt es wenige Arten wirbelloser Tiere, vor allem kommen viele Arten von Trilobiten vor. Sie dienen auch als Leitfossilien für das Kambrium und andere Perioden des Erdaltertums.

Trilobit[Bild (Briefmarke DDR 1973): Trilobit (odontopleura ovata), Versteinerung, Paläontologische Sammlungen aus dem Museum für Naturkunde in Berlin]
[Entwurf der Briefmarke: Voigt]

D. Literatur u.a. zu Geologie, Erdgeschichte und Landschaftsformen in Südwestdeutschland

- Walter Bauer u.a.: Unser Land Baden-Württemberg. Theiss-Verlag 1986
- Walter Bauer u.a.: Das große Buch der Schwäbischen Alb. Theiss-Verlag, 2. Aufl. 1988

- Rainer Schoch (Hg.): Saurier. Expedition in die Urzeit. Thorbecke-Verlag 2007
- Joachim Eberle u.a.: Deutschlands Süden vom Erdmittelalter zur Gegenwart. Springer-Verlag 2007
- Hans Gebhardt (Hg.): Geographie Baden-Württembergs. Landeszentrale für politische Bildung Stuttgart 2008

- Weitere Web-Informationen zur Geologie von Baden-Württemberg:
http://www.geologie.uni-stuttgart.de/edu/bwgeo/bwge01.htm
- Weitere Web-Informationen zur Geologie in Oberschwaben und zum Oberschwäbischen Geo- Informationsnetzwerk:
http://www.osgin.de

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© Manfred Ebener / E-Mail- Kontakt:  info@manfred-ebener.de  / Lexikon Geschichte Baden-Württemberg: Geologie/ letzte Änderung: 30.8.2020
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