Übersicht über die Geschichte der Kelten in der Zeit von etwa 550 v.Chr. bis 100 n.Chr.
Kelten,
indogermanische Völkergruppe, die etwa ab 800 v.Chr. in der späten
Eisenzeit in "Süddeutschland" u.a.
siedelte, bis sie von den Germanen, dann den Römern und den Alemannen
verdrängt wurden. -
Zur
Geschichte der Kelten in
"Südwestdeutschland":
Ab ca. 800 v.Chr.:Die Kelten, evtl. aus Osteuropa eingewanderte Indogermanen
der West-indogermanischen Sprachengruppe,
siedeln
in "Südwestdeutschland" und darüber hinaus.
Um 500 v.Chr.: die Fürstensitze,
z.B. auf dem Hohenasperg, und die großartigen
keltischen Fürstengrabhügel und die Fürstengräber (z.B. in Hochdorf)
zeigen die Organisation der Keltenstämme in
einer Art Fürstentümer und eine hochentwickelte Kultur, die
auch lebhaften Austausch mit den mediterranen Kulturen erkennen lässt.
Keltische Viereckschanzen, deren Reste noch an vielen Orten in
Südwestdeutschland zu finden sind, waren wohl kultische, heilige Orte für die
Kelten.
Um 400 v.Chr.: die Kelten gehen auf weite Wanderungen und siedeln in fast allen
Ländern Europas (und auch in Kleinasien, wo sie "Galater" genannt werden). Am stärksten vertreten sind sie in Frankreich (dort von den
Römern Gallier genannt) und in Britannien.
387/386 v.Chr.: Keltische Stämme vernichten ein römisches Heer an der
Allia in der Nähe des Tiber und erobern und plündern Rom.
Um 150 v.Chr.: Die Zeit der
Fürstensitze und der Fürstengrabhügel ist wohl schon seit etwa 450 v.Chr. vorbei. Dafür werden jetzt - neben den
Dörfern - gut befestigte stadtähnliche Gemeinwesen errichtet, die nach Caesar "oppidum"
genannt werden. Das größte dieser Oppida in Südwestdeutschland entstand auf der
Schwäbischen Alb bei Grabenstetten, wo mit dem "Heidengraben" noch heute
Reste der Befestigung erkennbar sind. Diese Stadt soll um 100 v.Chr. von
helvetischen Kelten angelegt worden sein.
Um 120 v.Chr.: Die germanischen Cimbern, Teutonen, Sueben u.a. ziehen auch durch das Land der Kelten in
"Südwestdeutschland" und bringen die Kelten in Bedrängnis. Viele
Kelten ziehen nach Frankreich wo sie als "Gallier" bekannt werden.
Um 50 v.Chr. versucht Caesar
ganz Gallien für Rom zu erobern. (Er schrieb darüber auch das bekannte Werk "De
bello Gallico". Dieses Werk enthält auch eine Reihe von Äußerungen über die
Gallier/ Kelten, die fast die einzigen schriftlichen Äußerungen über die Kelten
sind. Die Kelten selbst hatten ja keine eigene Schrift und so gab es wenig
Schriftliches über die Kelten.)
Der Kampf der Römer gegen die Gallier/ Kelten dauerte etwa 7 Jahre, bis die
Römer unter Caesar schliesslich siegten.
[Briefmarke Frankreich 1966] Große Namen aus der frranzösischen Geschichte:
Vercingetorix (+ 46 v.Chr.), Häuptling der Averner]
Die Gallier wurden angeführt von
Vercingetorix, einem Häuptling des Kelten-Stammes der Averner. Nach der
verlorenen Schlacht wurde Vercingetorix von Caesar nach Rom gebracht, wo er nach
7 Jahren im Gefängnis ermordet wurde.
Um 45 v.Chr.:
Als Caesar Gallien für die Römer eroberte blieb der Rhein noch, von 2
Stippvisiten Caesars nach Germanien abgesehen, Westgrenze des römischen Reiches
zu den Kelten und zu Germanien.
Seit 100 n.Chr. zogen sich die
Kelten stärker in andere Gegenden Europas zurück, z.B. nach Britannien,
Frankreich, Spanien ("Keltiberer"), Schweiz.
Bedeutende keltische Befestigungen und
"Städte":
Bedeutende keltische Befestigungen
und Städte liegen bei der Heuneburg
und auf der Schwäbischen Alb, z.B. bei Grabenstetten.
Literaturhinweise zu den
Kelten:
- D.Ade, T.Hoppe, A.Wilmy: Latènezeit: Die
Kelten kommen. Im Artikel "Bronzezeit und Eisenzeit" (S. 49 ff) im Katalog
des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart, zur Neupräsentation 2012: Legendäre
Meisterwerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg. Theiss-Verlag 2012
- Dorothee Ade/ Andreas Wilmy: Die Kelten.
Theiss Wissen Kompakt, Theiss- Verlag 2007
- Jörg Biel: Der Keltenfürst von Hochdorf.
Theiss- Verlag 1985.
- G. Bolay, A.Krüger, F.O. Müller, H. Paul:
Kelten am Hohenasperg. Herausgeber Stadt Asperg 2020.
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Wichtige Kelten- Ausgrabungen und
Orte:
Die letzte wichtige
Ausgrabung eines Keltischen Fürstengrabes in
Deutschland
wurde
erst 1994 in Hessen gemacht. Die Steinfigur des Keltenfürsts vom Glauberg,
die wohl
um 500 v.Chr. entstand, ist davon das bekannteste Fundstück. -
Bedeutende Fürstengräber der Kelten
in Südwestdeutschland wurden in Klein-Asperg,
Hirschlanden, Hochdorf
und
Trichtingen gefunden.
Das wohl bedeutendste keltische
Fürstengrab wurde in dem
Grabhügel bei Hochdorf/Enz gefunden.
.
Hier der Text in dem oben
abgebildeten Plakat am Grabhügel zum Fürstengrab Hochdorf:
"Fürstengrab Hochdorf:
Um 550 v.Chr., also in der späten Hallstattzeit, wurde an dieser Stelle ein etwa
40 - 50 Jahre alter Mann mit fürstlichem Pomp zu Grabe getragen. Über der
Grabkammer errichtete man einen mächtigen Grabhügel von
ca. 6 m Höhe und 60 m
Durchmesser. Jahrhundertelange Abtragung ließ den Hügel verschwinden und es
sollte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts dauern, bis man die Spuren
dieses mächtigen
Grabmonuments wiederfand. Um das Grab vor der endgültigen
Zerstörung zu bewahren, führte das Landesdenkmalsamt Baden- Württemberg 1978 bis
1979 Ausgrabungen durch. Modernste Grabungsuntersuchungen und
Konservierungsmethoden erlaubten es, zuvor ungeahnte Erkenntnisse über
die
prunkvolle Grablege eines Fürsten frühkeltischer Zeit zu gewinnen. Das Ergebnis
war und ist bis heute esentiell: Die Grabkammer wurde völlig unberaubt
angetroffen.
Auf einer Bronzeliege ruhte der Tote in der für die Hallstattzeit üblichen Lage,
wobei der Kopf nach Süden,
die Füße nach Norden gelagert sind. Er war ein Mann
von einer seinerzeit ungewöhnlichen Körpergröße von mindestens 1,85 m. Der Fürst
trug als Standesabzeichen den typischen großen Goldhalsring und seinen
Dolch.
Goldener Totenschmuck, eigens für diese Gelegenheit angefertigt, läßt auf eine
feierliche
Aufbewahrung schließen. Daß er sich mit Jagd und Fischfang unterhielt
bezeugen sein Köcher und die im
Grab gefundenen Angelhaken. Von besonderer
Bedeutung sind die vielen Fragmente von Geweben und
anderen Gegenständen aus
vergänglichem Materialien. So konnten u.a. die rot-blau-karierten Prunktücher,
in
die der Leichnam eingewickelt war und sein Hut aus Birkenwinde nachgewiesen
werden. Standesgemäß
hatte man ihm seinen vierrädrigen, eisenbeschlagenen Wagen mit Joch und
geschmücktem Zaumzeug ins
Grab gegeben. Für die Bewirtung von Gästen stand der große Löwenkessel bereit,
ein Prunkstück der Bronzeschmiedekunst aus dem Mittelmeerraum, der über 400 l
Honigmet enthalten hatte."
Hier eine Abbildung des Inneren des Fürstengrabes von
Hochdorf, nach dem Prospekt des Hauses.
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