Zur
Bedeutung des Klimas und der Klimaveränderungen für die Geschichte: Übersicht in Daten und Bildern. Übersicht über den Artikel: A: Vorbemerkungen B: Vor- und Frühgeschichte, Altertum: Eiszeitalter C. Mittelalter: von 375 bis ca. 1500 n.Chr: Wärmeoptimum. D: Neuzeit: von 1500 bis zum 19. Jhdt: "Kleine Eiszeit". E: Vom 19. bis zum 21. Jahrhundert F: Literaturhinweise
Die älteren Zeiten (etwa die sog. Eiszeit) sind sehr knapp gehalten, vor allem deshalb, weil hier kaum gesicherte Daten vorliegen und der Unsicherheitsbereich der Schätzungen groß ist. Denn natürlich gab es keine regelmäßigen Wetteraufzeichnungen. Aber auch für die letzten 2000 Jahre gibt es nur wenig gesicherte Daten: Eine regelmäßige Wetter- aufzeichnung gibt es noch nicht lange. Für die anderen Zeiten muss man indirekte Indikatoren heranziehen: Berichte, Eiskernbohrungen u.ä. Am ausfühlichsten wird in dem Artikel
die "Kleine Eiszeit" in der Frühen Neuzeit dargestellt. Die anderen Zeiten
können nur kurz angedeutet werden. |
Zur Bedeutung
des Klimas und der Klimaveränderungen für die Geschichte auch in Südwestdeutschland:
Übersicht über den Artikel: A: Vorbemerkungen B: Vor- und Frühgeschichte, Altertum: Eiszeitalter C. Mittelalter: von 375 bis ca. 1500 n.Chr: Wärmeoptimum. D: Neuzeit: von 1500 bis zum 19. Jhdt: "Kleine Eiszeit". E: Vom 19. bis zum 21. Jahrhundert F: Literaturhinweise A: Vorbemerkungen:
Es kann dabei nicht um einen
"Klimadeterminismus" gehen, bei dem geschichtliche Entwicklungen und
Veränderungen monokausal auf das Klima zurückgeführt werden. Das Klima ist nur
ein Erklärungs- Faktor neben anderen, allerdings ein Faktor der lange Zeit gar
nicht oder zu gering wahrgenommen wurde. Auf
das Klima wird darum hier in dem skizzierten Kurzdurchgang (wie in der unten
genannten Literatur) die Wahrnehmung besonders fokussiert. |
B. Vor- und Frühgeschichte + Altertum: Pliozän - Eiszeitalter - Holozän - Altertum. Im Pliozän, am Ende des Tertiär: Entstehung des Menschen vor etwa 9 Millionen Jahren. Vor 9 Millionen Jahren, am Ende der geologischen Formation Pliozän im sog. Tertiär, erschien vermutlich eine Vorform des Menschen auf der Erde, zunächst in Afrika. (zu den geologischen Formationen s. die "geologische Zeittafel" im Lexikon)
Das Pleistozän oder Eiszeitalter: 1,85 Mill.Jahre bis vor 10.000 Jahren. [Karte aus Bauer u.a.: Unser
Land Baden-Württ.-
vor
600.000 Jahren: homo heidelbergiensis (homo erectus) lebt in
Südwestdeutschland
Der
Neandertaler lebte wohl von 130.000 bis vor 30.000 Jahren. vor 35.000 Jahren: Älteste geschnitzte Kunstwerke der Welt, gefunden in Höhlen der Schwäbischen Alb [Bild:(Foto M.Ebener) Eines der ältesten Kunstwerke der Welt, ein elfenbeingeschnitztes Wildpferdchen, geschaffen etwa 35 000 Jahre v.Chr., gefunden in Höhlen im Lonetal auf der Ostalb] Das Holozän: Zeit von 10.000 /8.000 Jahren vor heute
vor 10.000 Jahren: Ende der Kaltphase der
letzten Eiszeit;
vor 5000 Jahren (= 3.000 v.Chr.):
Hochkulturen in Ägypten, ab +/- 0: Beginn der Warmphase des Altertum ab 300 n.Chr.: Abkühlung, frühmittelalterliches Pessimum |
B. Vor- und Frühgeschichte + Altertum: Pliozän - Eiszeitalter - Holozän - Altertum. Im Pliozän, am Ende des Tertiär: Entstehung des Menschen vor etwa 9 Millionen Jahren. Vor 5 - 9 Millionen Jahren bildeten sich die Vorformen des Menschen, der sich u.a.durch den aufrechten Gang, die Entwicklung des Gehirns und den Werkzeuggebrauch von den anderen Säugetieren unterschied. Sie bildeten sich - nach allen bekannten Funden - zuerst in Ostafrika (Australopithecus Africanus) und ihre Entstehung hat vermutlich mit klimatischen Veränderungen zu tun: Durch Abkühlungen verschwanden in Afrika große Mengen des tropischen Waldes und es entstanden Savannen in denen man sich nicht von Baum zu Baum hangeln konnte. Die Mutation zum aufrechten Gang war eine hervorragende Anpassung an diese neue Situation. Der Mensch im
Eiszeitalter
(vor 1,85 Mill. bis 10.000 Jahre): Die Menschen im Eiszeitalter waren Sammler und Jäger, keine Bauern. Ein regelmäßiges Bebauen von Feldern und Viehhaltung ließ das Klima nicht zu. Sie lebten gelegentlich in Höhlen. Und in Höhlen in Südwestdeutschland hat man auch die ältesten Kunstwerke gefunden, die von den Menschen im Eiszeitalter geschaffen wurden, z.B. die geschnitzten Mammutfiguren, oder die "Venus vom Hohle Fels", oder die geschnitzten Flöten - alle vor ca. 35.000 Jahren entstanden, von Menschen vom Typ homo sapiens (oder noch von Neandertalern?). Holozän: Zeit von 10.000 /8.000 Jahren vor heute Vor etwa 10.000 Jahren war die Eiszeit (vorläufig ?) zu Ende. In der beginnenden stabilen Warmzeit begann, zunächst in Vorderasien im "fruchtbaren Halbmond" die "Neolithische Revolution" mit der Sesshaftwerdung des Menschen: der Mensch war nicht mehr nur Sammler und Jäger, sondern er kultivierte bei einem stabil freundlichen Klima das Land, erfand die Landwirtschaft, domestizierte das Vieh, errichtete feste Häuser und Siedlungen; und bald baute er auch die ersten Städte.
Die frühen Hochkulturen z.B. in Vorderasien und
Ägypten entfalten sich in dieser Zeit (etwa ab 3.000 v.Chr.); auch die
Griechische Antike (ab etwa 1.600 v.Chr.) Die Jungsteinzeit, die Bronzezeit und die beginnende Eisenzeit entwickelte sich in diesem jahrtausende andauerndem relativ stabilem warmen Klima.
Die Zeit der Römischen Antike (ab etwa 650
v.Chr. bis zum Ende des Römischen Weltreichs) war zunächst von einer Abkühlung
seit etwa 650 v.Chr. bestimmt: Das feucht-kühle Klima des Subatlantikums war
etwa bis zum Jahr 0 bestimmend. [Bild (Briefmarke BRD, 1980): Zwei Jahrtausende Weinbau in Mitteleuropa, eingeführt von den Römern; Anbau, Ernte und Veredelung des Weines, Holzschnitte aus dem Lehrbuch "Rurelia commoda" von Petrus de Crescentiis (1309)] [entwurf der Briefmarke: Poell] Nach etwa 300 n.Chr. begann eine starke Abkühlung, die zur frühmittelalterlichen Kaltzeit (auch "frühmittelalterliches Pessimum" genannt) führte. |
C. Mittelalter: von ca. 375 bis ca. 1500 n.Chr.
Kaltzeiten - Wärmeoptimum - Übergangsphase Einige klimarelevante Daten: 210 n.Chr. (ca.): Wanderung der Sueben/ Alemannen von der Elbe nach Süden in die Gegend zwischen Main und Donau: Frühmittelalter von ca. 375 bis 1000 n.Chr. 375 n.Chr.: Beginn der Völkerwanderung der Ostgermanen in südlichen Gegenden. 850 n.Chr.(ca.) bis etwa
1000: Übergangsphase zu mehr Wärme 982 (ca.) Entdeckung von Grönland und
Besiedlung des "Grünen Landes"
1315 - 1322: Große Hungersnöte in Europa
wegen Ernteausfall;
1380 (ca) Aufgabe der Siedlungen auf
Grönland, da das Eis das ganze "Grüne Land" bedeckt hatte |
C. Mittelalter: von ca. 375 bis ca. 1500 n.Chr.
Kaltzeiten - Wärmeoptimum - Übergangsphase 210 n.Chr. (ca.): Wanderung der Sueben/ Alemannen von der Elbe nach Süden in die Gegend zwischen Main und Donau: (Wanderung evtl. auch aus Klimagründen?) 375 n.Chr.: Beginn der Völkerwanderung der Ostgermanen auf der Suche nach neuem Land, häufig in südlichen Gegenden, ausgelöst wohl auch durch Klimaveränderungen (Kälteschock) in ihren bisherigen Gebieten im Norden und Osten. (Eine durchaus umstrittene Theorie!)
Die Zeit des Frühmittelalters war,
nach dem Ende der Warmzeit im 5. Jahrhundert, eine relativ kalte und unwirtliche
Zeit. Einige Folgen der hochmittelalterlichen Wärmephase (die auch den nötigen temperierten Regen brachte) war die Entwicklung einer florierenden Landwirtschaft und ein fast explosives Bevölkerungswachstum. Im Spätmittelalter ab etwa 1300
endet die hochmittelalterliche Warmphase. 14./15. Jahrhundert: Zeit der "Wüstungen", Aufgabe von Siedlungen und Wirtschaftsflächen auch in Deutschland (etwa 40.000 Wüstungen rechnet man für das Gebiet Deutschlands, oder 23 % des Siedlungsbestandes; ein Beispiel ist die Wüstung Vöhingens nahe beim heutigen Schwieberdingen). ein Grund für das Aufgeben der Siedlungen war wohl das ungünstig gewordene Klima. |
D. "Frühe Neuzeit"
von ca.
1500 n.Chr. bis zum 19. Jhdt. : "Kleine Eiszeit" 1500 - 1750: "Kleine Eiszeiten" (nach Düwel-Höselbarth)
W. Behringer hat seinem Buch "Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung" (s.u.) auf dem Umschlag eine Abbildung des Gemäldes von Pieter Brueghel d.Ä. "Die Heimkehr des Jägers" von 1565 beigegeben: Ein eisiges Winterbild aus den Niederlanden aus der Zeit der "Kleinen Eiszeit", wo auch die Grachten und Seen zugefroren sind.. Und er weist darauf hin, dass es wohl kein Zufall war, dass von Brueghel und anderen Malern seiner Zeit die Winter- und Kältebilder "erfunden" und hoffähig wurden. Einige klimarelevante Daten: 1600 - 1800: "Kleine Eiszeit" auf der Nordhalbkugel (nach Glaser und Rahmstorf/Schellnhuber) 1618 - 1648: Dreißigjähriger Krieg 1789: Französische Revolution (auch ausgelöst durch die klimatisch bedingten schlechten Ernten, Hungersnöte und Verelendung der Bauern in Frankreich) 1815: Vulkanausbruch des Tambora in Ostasien; zusätzliche Kälteeinbrüche, Ernteausfälle, Hungersnöte, Auswanderungen nach USA u.a. 1816: Erfindung des Laufrads von Drais, das eine Zeit lang als Alternative zur Fortbewegung mit den verhungernden Pferden galt (s. bei Drais im Lexikon) |
D. "Frühe Neuzeit"
von ca.
1500 n.Chr. bis zum 19. Jhdt. : "Kleine Eiszeit"
Von ca. 1500 n.Chr.bis zum 19. Jahrhundert gab es eine dramatische Klimaveränderung auf der Nordhalbkugel, die seit einiger Zeit als "Kleine Eiszeit"
bezeichnet wird. Welche
Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte werden zur "Kleinen Eiszeit" gerechnet? Es ist
hauptsächlich die gesamte "Frühe Neuzeit" von etwa 1500 bis etwa 1830, wobei die
Grenzen fließend sind und von verschiedenen Autoren auch unterschiedlich
gesetzt sind. (Dass kein abrupter Übergang gegeben ist, wie es die schematische
Zeichnung aus Düwel-Hosselbarth in der linken Spalte oben suggeriert, wird schon
aus der unteren Graphik zu den Temperaturschwankungen aus dem Buch von
S.Rahmstorf/ H.J.Schellnhuber deutlich. Als Grund für die Abkühlung der Kleinen Eiszeit werden meist Veränderungen der Sonneneinstrahlung angenommen die wohl mit Sonnenfleckenschwankungen korrelieren (s. dazu die obere Graphik in der linken Spalte). Dazu spielen auch Vulkanausbrüche eine Rolle: 1815 z.B. wurde durch den Vulkanausbruch des Tambora bei Bali (dem stärksten Vulkanausbruch der letzten 10000 Jahre) die gesamte Atmosphäre auch über Nordeuropa völlig verfinstert, sodass kaum Sonnenstrahlen durchdrangen. Eine Folge war eine weitere dramatische Abkühlung, dadurch Ernteausfall, weltweite Hungersnöte. Einige Folgen der
"Kleinen Eiszeit" für Nordeuropa (und auch für
Südwestdeutschland):: |
E. 19. - 21. Jahrhundert 1850 (ca.): Allmählicher Anstieg der Temperatur nach den Kältezeiten 1950 (ca.): Die Temperaturen haben die Werte des mittelaltersichen Wärmeoptimums erreicht. Von nun an erfolgt ein weiterer Anstieg der Temperaturen.
Ein Beispiel für die globale
Klimaerwärmung und ihre Folgen: [Bild (Marke Schweiz, 2009): Kampagne zum Schutz der Gletscher: Rückgang des Monteratsch- Gletschers von 1850 - 2008 bei einer Temperaturerhöhung um 1,50.] |
E. 19. - 21. Jahrhundert 1850 (ca.): Allmählicher Anstieg der Temperatur nach den Kältezeiten (Beginn der Industrialisierung); 1950 (ca) Die Temperaturen haben die Werte des mittelaltersichen Wärmeoptimums erreicht. Von nun an erfolgt ein weiterer Anstieg der Temperaturen. Es handelt sich um überwiegend anthropogene Veränderung des Klimas vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe; Erhöhung der Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre) |
F. Literaturhinweise:
- Glaser, Rüdiger:
- Düwel-Hösselbarth,
Waltraud:
- Rahmstorf, Stefan / Schellnhuber,
Hans Joachim:
|
F. Literaturhinweise:
- Behringer, Wolfgang:
Das Buch von Behringer ist das
derzeit umfassendste Buch zum Thema, vor allem zur "Kleinen Eiszeit" (auch wenn
Behringer die Bedeutung des Klimas für die Veränderungen der Welt- und
Kulturgeschichte wohl etwas überschätzt, ebenso wie die Erklärungskraft des
Konzepts der Kleinen Eiszeit für die Veränderung von Glaubensvorstellungen u.ä.) |
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