Sankt Galler Klosterplan
von 820 (oder 830)
Der Klosterplan von 820, der nach seinem Adressaten und dem Aufbewahrungsort "Sankt Galler Klosterplan" genannt wird (das Original- Pergament ist als einer der größten Schätze in der Stiftsbibliothek des ehemaligen Klosters Sankt Gallen aufbewahrt) zeigt den Musterplan einer frühmittelalterlichen Klosteranlage eines Benediktinerklosters mit ca. 50 Gebäuden. Er ist nicht nur architekturgeschichtlich von Bedeutung (der Klosterplan ist die einzige bekannte große architektonische Zeichnung in Mitteleuropa zwischen dem Ende des römischen Reiches um 500 und dem 13. Jahrhundert); an ihm ist auch der Aufbau einer mittelalterlichen Klosteranlage als selbständiger Siedlung erkennbar, einer Siedlung mit geistlichen Aufgaben und auch mit wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aufgaben für die Mönche (und oft auch für die Bevölkerung des Landes). Der Klosterplan zeigt die Aufgaben und Funktionen eines mittelalterlichen Klosters: Im Zentrum stehen Kirche und Klostergebäude im engeren Sinn (Kreuzgang, Schlafsaal, Speisesaal, Bibliothek für die Mönche). Die übrigen Gebäude, die noch auf dem Klostergelände liegen, dienen allen Aufgaben, die von einem Kloster benediktinischer Prägung übernommen werden sollten, und zwar nicht nur für die Mönche oder Nonnen, sondern auch für die Laien und die Bevölkerung der Umgebung:: Gesundheitsdienst (dafür das Arzthaus und die Apotheke, das Spital und der Heilkräutergarten), Bildung (dafür die Bibliothek, die innere Schule für die Novizen, die Äußere Schule), Beherbergung (dafür das Gästehaus und die Pilgerherberge), Handwerk (dafür die Werkstätten), Landwirtschaft und Versorgung mit Nahrungsmitteln (dafür Gemüsegarten und Obstgarten, Kornscheune, Gänsestall und Hühnerstall, Ställe, Bäckerei, Brauerei u.ä.). Der Sankt Galler Klosterplan
ist unten in 2 Formen wiedergegeben: Links die Abbildung des Sankt Galler
Klosterplans, in der lateinischen Urfassung von etwa 820, rechts daneben eine
stark vereinfachte "Übersetzung" des Klosterplans mit deutschen
Bezeichnungen.
Zur Entstehung des Klosterplans: Der Klosterplan ist wohl um 820 (oder 830) in einem Scriptorium im Kloster Reichenau im Bodensee entstanden, zur Zeit des Reichenauer Abtes Heito I. Der Klosterplan enthält eine Widmung für Abt Gozbert von St. Gallen (816 - 836). Vermutlich war er als Vorschlag für den geplanten Neubau des Klosterbezirks von St. Gallen gedacht. Der Plan ist allerdings ein Idealplan geblieben, er wurde nicht genau so realisiert (z.B. ist in St. Gallen im 9.Jahrhundert keine "Äußere Schule" gebaut worden). Nachbau in der Karolingischen Klosterstadt in Messkirch: In Messkirch beginnt 2013 ein auf 40 Jahre angelegtes großartiges Projekt: der Nachbau einer Karolingischen Klosterstadt nach dem St. Galler Klosterplan, und zwar mit den bau- handwerklichen Mitteln des 9. Jahrhunderts. Weitere Web-Informationen
zum Campus Galli - der karolingischen Klosterstadt unter |
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