Klöster, Abteien und
Ordensleute in Südwestdeutschland von den Klostergründungen
bis zu Säkularisation und Neubeginn
Kurzfassung: Klostergeschichte in Daten
A. Daten zur Klostergeschichte im Mittelalter im Südwesten u.a. 1. Früheste Klostergründungen in merowingischer Zeit / Zeit der Alemannischen Herzöge (500 - 750 n.Chr.): [480 - 547: Legendäre Lebensdaten Benedikt von Nursias, Gründer des Benediktinerordens] [Benedikt von Nursia soll von 480 - 547 in Italien gelebt haben und um 529 das Kloster Monte Cassino in Mittelitalien gegründet haben. Einige Historiker, z.B. der Mittelalterhistoriker Johannes Fried, gehen davon aus, dass Benedikt von Nursia wohl keine historische Person war sondern die "Erfindung" eines idealtypischen Mönches und Abtes durch Papst Gregor den Großen und seine Mitarbeiter, in deren "Dialogen", verfasst um 600 n.Chr., zum ersten Mal die Geschichte eines Benedikt von Nursia beschrieben wird.] [Bild (Marke Belgien, 1980):
1500 Jahre Benedikt von Nursia; Bild Benedikts nach einem mittelalterlichen
Gemälde]
520 (ca.) Frauenkloster Säckingen durch Fridolin gegründet 610 (ca.) Kloster St. Trudpert (im Breisgau) gegründet [631 (ca.) Benediktinerkloster
Weißenburg (Elsass) gegründet, das größere Ländereien
und Kirchen im mittleren Neckarraum besaß]
2. Klostergründungen in karolingischer Zeit (714 - 910): [719 (ca.) Kloster St. Gallen (Schweiz) von Kolumban gegr.] 724 Kloster Reichenau von Pirmin gegründet 730 (ca) Kloster Mosbach
gegründet
[744 Kloster Fulda (Hessen) von Sturmius gegründet] 750 Kloster Schwarzach gegründet
[764 Benediktinerkloster Lorsch (Hessen) gegründet, das größere Ländereien und Kirchen im Neckarland besaß] [764 Kloster Ottobeuren (Schwaben/Bayern) gegründet] [Bild (Briefmarke Berlin, 1966):
Karolingische Torhalle des Klosters Lorsch/ Hessen, Rest des 764 gegründeten
Benediktinerklosters Lorsch] [entwurf der Briefmarke: O. Rohse] 770 (ca.) Frauenkloster Buchau gegründet 776 (ca.) Kloster Marchtal gegründet 788 (ca.) Kloster Murrhardt von Waltarich gegründet 830 Kloster Hirsau gegründet 830 Kloster Schienen gegründet 838 Walahafried Strabo (Theologe+Dichter) Abt der Reichenau 852 Kloster Rheinau gegründet
3. Klostergründungen in der sächsischen und salischen Kaiserzeit (910 - 1100/1152)/ Herzogtum Schwaben (ab 916): [910 (ca.) Cluniacensische Klosterreform, ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund] 926 Kloster Waldkirch gegründet 950 (ca.) Kloster Altdorf/Weingarten
gegründet
1000 (ca) Höhepunkt
der Reichenauer Malerschule
1016 Stift Oberstenfeld (im Bottwartal, Kreis Ludwigsburg) gegr. 1049 Hirsau als Kloster neu gegründet 1050 (ca.) Weilheim
als Hauskloster der Zähringer gegründet
1069 Abt Wilhelm macht Hirsau zum cluniacensischen Reformkloster 1075 Beuron
als Augustiner- Chorherrenstift gegründet
[1098: Kloster Citeaux in Burgund; Gründung des Zisterzienserordens durch Abt Robert] [Bild (Marke Frankreich,
1998): 900 Jahre Abtei Cîteaux, 1098 gegründet; Bild vom Innenhof
des Klosters Cîteaux] 1099 Kloster Sinsheim gegründet Karte
III-2: Das Herzogtum Schwaben im 10./11.Jahrhundert, mit Grenzen, Hauptorten,
Bischofssitzen und frühen Klöstern: St. Blasien, Reichenau, Hohentwiel,
Waldkirch,Marchtal, Ellwangen
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4. Klostergründungen zur Zeit der Staufer als Herzöge von Schwaben und als deutsche Könige und Kaiser (1100 - 1250): 1100 (ca.) Augustiner-Chorherrenstift
in Sindelfingen
[1120 Gründung des Prämonstratenserordens durch Norbert von Xanthen in Prémontré] 1123 Kloster Friedenweiler
gegründet
1150 Zisterzienserkloster
Bronnbach (bei Wertheim) gegr.
[1170 - 1221: Lebensdaten des Dominikus Guzman, Gründer des Bettelordens der Dominikaner] 1171 Prämonstratenserkloster
Obermarchtal
gegründet
[1181 - 1226: Lebensdaten des Franz von Assisi, Gründer des Franziskanerordens, einem der neuen Bettelorden] [Bild (Marke BRD, 1982): 800.
Geburtstag des Franz von Assisi, Ordensgründer; Bild der Vogelpredigt des hl.
Franz, nach einem Fresko Giottos in der Basilika von Assisi]
1183 Prämonstratenserkloster Schussenried gegründet 1185 (ca.) Kloster Bebenhausen gegründet 1190 Bebenhausen wird Zisterzienserkloster 1190 (ca.) Welfenchronik entsteht im Kloster Weingarten 1196 (ca.) Prämonstratenserkloster Allerheiligen gegründet Karte
III-3:
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1212: Zisterzienserinnenkloster Wald bei Sigmaringen gegr. [1216: Päpstliche Anerkennung des Dominikanerordens, einem der neuen "Bettelorden"] 1217: Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster gegründet [1220: Päpstliche Anerkennung des Franziskanerordens, einem der neuen "Bettelorden"] 1220: Erstes Franziskanerkloster
in Gmünd gegründet
1237: Kloster Kirchberg bei Sulz gegründet, zunächst als Augustiner-Kloster, seit 1245 dem Dominikanerorden unterstellt 1238: Zisterzienserinnenkloster
Gutenzell gegründet
5. Klostergeschichte im Spätmittelalter (1250 - 1500) 1255: Baubeginn der Dominikanerkirche
St. Paul in Esslingen
1268: Albertus Magnus kommt zur Weihe der Bettelordenkirche der Dominikaner nach Esslingen 1272: Insel Mainau
(bei Konstanz) kommt zum Deutschen Orden
1295 - 1366: Heinrich Seuse (Mystiker) Dominikanermönch in Konstanz und Ulm 1303: Zisterzienserkloster Königsbronn gegründet
1442: Kartause Güterstein bei Urach wird Grablege für die Uracher Linie Wirtembergs 1493: Neugestaltung der Klosterkirche Blaubeuren, mit dem Flügelaltar von Michael und Gregor Erhart 1477: Chorherren "Brüder
vom gemeinsamen Leben" in Urach
B. Wichtige Klöster und Ordensleute im Mittelalter in anderen Regionen 1093 Benediktinerkloster Maria Laach (am Laacher See in der Nähe von Koblenz) gestiftet. (Das Kloster Maria Laach bestand über 700 Jahre, bis es im Zuge der Säkularisation 1802 aufgehoben wurde. 1892 wurde es durch Beuroner Benediktiner neu besiedelt. In Maria Laach entwickelte sich ein Zentrum der liturgischen Forschung, wovon starke Impulse für die liturgische Bewegung in der katholischen Kirche ausgingen. - Die romanische Abteikirche Maria Laach wurde von 1093 - 1220 erbaut; sie ist fast stilrein erhalten.] 1093 Benediktinerkloster
Bursfelde (an der Weser bei Hann. Münden/ Göttingen) gegründet.
1098
- 1173: Hildegard von Bingen, Benediktinerin, Visionärin,
Mystikerin, Dichterin, Komponistin, Heilkundige, Kirchenpolitikerin.
[Bild (Briefmarke BRD, 1979): 800. Todestag von Hildegard von Bingen; Portrait der Nonne und Äbtissin vor einem typisierten Klostergebäude] [Entwurf der Briefmarke: Steiner]
1137
Zisterzienserkloster
Pforta bei Naumburg an der Saale gegründet.
[Bild (Briefmarke BRD, 1993): 450 Jahre Schulpforta, Gründung der Schule in den Klostergebäuden im Jahr 1543; Bild: Frühgotische Kirche St. Marien des ehemaligen Zisterzienserklosters, erbaut 1251 - 1268] [Entwurf der Briefmarke: Blume-Zander, Zander] 1248
Zisterzienserinnenkloster
Marienstern in Panschwitz-Kuckau (Sachsen) gegründet
1258
Zisterzienserkloster
Mariensee bei Angermünde gegründet, 1272 nach Chorin in
Brandenburg verlegt.
[Bild (Briefmarke DDR, 1967): Kloster Chorin in Brandenburg, Westfassade der Kirche, erbaut 1273 - 1234, niederdeutsche Backsteingotik] [Entwurf der Briefmarke: D.Dorfstecher]
1270
(ca.) Ein unbekannter Mönch malt (vermutlich) sich selbst bei
der Arbeit im Scriptorium eines Klosters, wodurch etwas vom Alltag im Kloster
erkennbar wird. -
[Bild (Marke Österreich, 2000): Initiale aus dem Kodex 965, einem theologischen Text, der um 1275 in Wien geschrieben und mit kunstvollen Initialien versehen wurde]
1225
- 1274: Thomas von Aquin, Dominikaner, Philosoph und Kirchenlehrer,
Italiener.
[Bild (Briefmarke BRD, 1974): 700.
Todestag des Dominikaners und Kirchenlehrers Thomas von Aquin. - Holzschnitt:
Thomas von Aquin unterrichtet seine Schüler] |
Klöster, Abteien und
Ordensleute in Südwestdeutschland von den Klostergründungen
bis zu Säkularisation und Neubeginn
Überblick über die Klostergeschichte
Übersicht: I. Bestand an Klöstern in Südwestdeutschland II. Bedeutung und Funktion der Klöster im Mittelalter III. Gründung der verschiedenen Klostergemeinschaften im Mittelalter IV. Klöster, Besitz und weltliche Herrschaft V. Klostergeschichte in der Neuzeit von 1500 bis heute - 1. Reformation und Säkularisation in Wirtemberg - 2. Katholische Klöster und neue Orden von 1525 - 1802 - 3. Aufhebung von Klöstern 1782 in Vorderösterreich - 4. Säkularisation aller Klöster 1802 - 1806 - 5. Klostergeschichte nach 1806 in Südwestdeutschland I. Bestand an Klöstern in Südwestdeutschland [Bild (Marke Württemberg-Hohenzollern, 1947): Kloster Bebenhausen, Innenhof mit Kreuzgang] [Entwurf der Briefmarke: V.K. Jonynas] Südwestdeutschland ist
ein klosterreiches Land:
Heute ist nur noch
in wenigen Klöstern in Südwestdeutschland klösterliches
Leben, zum Beispiel im Kloster Beuron. Vollständig erhalten sind nur
noch wenige Klosteranlagen; besonders vollständig zum Beispiel das
Kloster Maulbronn. Von vielen Klöstern sind nur noch Ruinen zu finden,
z.B. von Hirsau, Allerheiligen, Frauenalb, Reutin bei Wildberg; oft steht
nur noch die Klosterkirche. Und in vielen ehemaligen Klostergebäuden
sind nach den Säkularisationen 1534ff und 1803 andere Nutzungen eingezogen:
In den Klostergebäuden sind Stätten der Bildung und Besinnung
eingerichtet wie in Maulbronn oder Schöntal oder Heiligkreuztal oder
Kloster Kirchberg; psychiatrische Einrichtungen wie in Zwiefalten oder
Schussenried oder Weissenau; Behinderteneinrichtungen wie in Mariaberg
oder Heggbach oder Lichtenstern.
II. Bedeutung und Funktion der Klöster in der Geschichte Die Bedeutung der Klöster reduziert sich für viele heutige Zeitgenossen auf dramatische Orte für Kriminalfälle (wie in Ecos "Name der Rose" oder in diversen Fernsehfilmen, in denen sich Klosterambiente ganz gut exotisch macht) oder auf Orte der Stille und Meditation für gestresste grosse und kleinere Manager. Dabei hatten die Klöster auch in Südwestdeutschland große geschichtliche Bedeutung und Funktionen nicht nur für die Ordensleute, sondern für die Gesellschaft: - Die Klöster wollten natürlich für die Mönche und Nonnen in erster Linie Orte des Gottesdienstes, der Andacht und eines ganz Gott geweihten Lebens sein. [Bild (Briefmarke Berlin, 1967):
"Christus-Johannes-Gruppe", gotisches Andachtsbild, Eichenholz-Skulptur, um 1320
geschaffen von einem unbekannten Meister aus Oberschwaben; viele Jahrhunderte in
der Klosterkirche des Augustiner- Chorfrauenstifts Inzigkofen bei Sigmaringen,
seit 1921 im Besitz der Preußischen Museen in Berlin.] - Dann waren vor allem die ersten Klöster Zentren für die Christianisierung und der Missionierung der Bevölkerung in den alemannischen Herzogtümern, in den fränkischen Landen und im Herzogtum Schwaben. - Die Klöster, vor allem die Reichsklöster, waren auch Zentren zur Befestigung der fränkischen Herrschaft. - Die Klöster hatten starke Bataillone im Investiturstreit des 11. Jahrhunderts, dem Streit zwischen Kaiser und Papst: Kloster Hirsau und die mit ihm verbundenen Klöster (s.Karte III,3) standen eindeutig auf der Seite des Papstes gegen den Kaiser bei der Frage der Einsetzung von Bischöfen, Äbten und Geistlichen. - Die Klöster, denen bald viele Dörfer und Gutshöfe gehörten, waren die Verwalter dieser Ländereien. (So gehörten z. B. vom 7. Jahrhundert an viele Güter und Dörfer im heutigen Kreis Ludwigsburg zum Kloster Lorsch in Hessen oder zum Kloster Weißenburg im Elsass.) - Später wurden die Güter der Klöster u.a. von den Pfleghöfen verwaltet: Der Bebenhäuser Pfleghof in Esslingen z.B. verwaltete den Klosterbesitz des Klosters Bebenhausen im Raum Esslingen. - Die Klöster als Ökonomen und Arbeitgeber spielten von Anfang an eine große Rolle. - Die Klöster vor allem der Zisterzienser leisteten großartige Pionierarbeit in der Landwirtschaft: der Rodung und Urbarmachung von Wäldern und Sümpfen, Anlegen von Teichen und Bewässerungssystemen u.a. (Beim Kloster Maulbronn ist Vieles davon heute noch zu erkennen.) - Viele Klöster waren Pioniere bei der Besiedelung neuer Gebiete (so wurden die höheren Gebiete des Schwarzwaldes zum Teil von den Klöstern aus erschlossen). Manchmal wurden Klöster auch der Kern einer neuen Siedlung, wenn sich Bauern und Handwerker um den Klosterbezirk ansiedelten. Und gelegentlich waren Klöster auch Kern oder Vorläufer einer späteren Stadt (wie z.B. in Sankt Gallen). - Die Klöster waren
Träger
der Bildung, der Wissenschaft und Kultur: Hier wurden Bücher gesammelt
und Literatur weitergegeben; die Klöster bewahrten so auch die Philosophie
und Wissenschaft der antiken und der arabischen Welt. -
- Die Klöster waren Träger der Kunst. Vor allem die Malerei entwickelte sich in großartiger Weise in einigen Klöstern. Die meisten der berühmten Buchmalereien des Mittelalters stammen aus den Klöstern: z.B. das Perikopenbuch Heinrichs II, das im Kloster Reichenau entstand; oder die Welfenchronik, die in Weingarten entstand. - Die Klöster leisteten wichtige Beiträge zur Entwicklung der Baukunst: Die Hirsauer Bauschule z.B. wirkte prägend auf viele andere mittelalterliche Kirchen- und Klosterbauten. Und zur Zeit des Oberschwäbischen Kirchenbarocks wurden viele großartige barocke Kirchenbauten für die Klöster und in ihnen gebaut (zum Beispiel in Neresheim, Obermarchtal, Zwiefalten). - Viele Klöster leisteten Vorbildliches in der Armenversorgung und Diakonie. (Vermutlich wurden in manchen Klöstern täglich Hunderte von Armen gespeist, Kranke versorgt u.andere "Werke der Barmherzigkeit" getan.) - Mönche (hier vor allem die Mönche der Bettelorden) waren besonders tätig in der Volksmission und in der Seelsorge. - Neben diesen sozusagen offiziellen Funktionen gab es natürlich noch einige inoffizielle Funktionen: Klöster waren Rückzugsorte für resignierte und abgedankte Herrscher (wie Karl V.); der Gang ins Kloster war eine Versorgungsmöglichkeit für unverheiratete adlige Frauen oder Männer; das Kloster konnte auch Asyl für Verfolgte bieten. Viele der Aufgaben und Funktionen der Klöster im Mittelalter lassen sich an dem berühmten Idealplan eines Klosters, dem "Sankt Galler Klosterplan", der um 820 n.Chr. auf der Insel Reichenau entstanden ist, erkennen. Er ist in einem extra Artikel des Lexikons etwas genauer beschrieben: s. Klosterplan von 820. [Bild (Abbildung aus dem
Stadtführer St. Gallen 2007): Klosterplan von 820] [Vergrößerung
der Abbildung durch Anklicken]
III. Gründungszeiten der verschiedenen Klöster im Mittelalter (zu den Gründungsdaten und zur Lage der Klöster siehe die linke Spalte) Die ersten bedeutenderen Klöster wurden vom 6. Jahrhundert an von iroschottischen Wandermönchen oder in ihrer Tradition gegründet: Kloster Säckingen durch Fridolin (um 520 n.Chr.); St. Trudpert im Breisgau durch Trudpert (um 610 n.Chr.); das Kloster Reichenau von Pirmin (724 n.Chr.). - Bis 800 n.Chr. wurde die
Benediktinerregel
verpflichtend für alle Klöster im Reich der Karolinger.
Die Zeit um 900 brachte für
viele Klöster eine Zeit der Verweltlichung und des Niedergangs. Die
Cluniacensische
Klosterreform (nach der um 910 in der Abtei Cluny in Burgund genannten
Reformbewegung) forderte völlige Freiheit der Klöster von allen
geistlichen und weltlichen Gewalten; und sie forderte auch die Freiheit
der Einsetzung der Priester und Bischöfe allein durch die Kirche.
Sie vertraten damit auch klar Position im Investiturstreit der nächsten
Jahrhunderte, gegen die Rechte der Könige und Fürsten über
Klöster und Kirchen. -
Auf dem Höhepunkt des
Mönchtums Hirsauer Prägung begann von Burgund aus eine neue asketische
Lebensform ihren Siegeszug durch Europa, nämlich der Orden der
Zisterzienser. Ausgang und Namen haben sie im Jahr 1098 vom Kloster
Citeaux in Burgund, dessen bekannteste Persönlichkeit wohl Bernhard
von Clairvaux ist.
Zu den ersten Zisterzienserklöstern in Südwestdeutschland gehören Kloster Salem (1134 gegründet), Maulbronn (1147) und Herrenalb (1149). Kloster Bronnbach (1150) und Schöntal (1157) wurden als Filialklöster von Maulbronn gegründet. In einer zweiten Gründungswelle wurde 1187/1190 Kloster Bebenhausen zisterziensisch; 1303 wurde Königsbronn gegründet. Auf dem Bild vom Kloster Maulbronn ist die gesamte Klosteranlage im Grundriss zu sehen, die typisch für die meisten Klöster war: In der Mitte die Klosterkirche mit dem Kreuzgang und den angrenzenden Klosterbauten. Davor liegt der Wirtschaftshof mit den Verwaltungs-, Handwerks- und Wirtschaftsbauten. Der ganze Klosterkomplex wird von einer Ringmauer umschlossen. - Die ersten Zisterzienserklöster
waren Männerklöster. Daneben entwickelte sich im 13. Jhdt. der
weibliche Zweig des Ordens. Als wichtige Zisterzienserinnen- Klöster
im Südwesten wurden gegründet: Kloster Wald bei Sigmaringen (gegründet
1212), Rottenmünster (1217), Heiligkreuztal (1227), Heggbach (1231),
Baindt (1231), Frauental (1232), Gnadental (1237), Gutenzell (1238), Frauenzimmern
(1238), Rechentshofen (1240), Lichtenstern (1242), Kloster Lichtental bei
Baden-Baden (1243).
Etwa zur selben Zeit wie die Zisterzienserklöster wurden in Südwestdeutschland die ersten Klöster der Prämonstratenser gegründet. Sie gehen zurück auf den Priester Norbert von Xanthen, der 1120 in Prémontré (daher der Name Prämonstratenser oder Norbertianer) ein Kloster gründete. (Prémontré liegt bei Laon in Nordfrankreich.) Besonders betont wird bei den Prämonstratensern Predigt und Seelsorge als Aufgabe der Mönche und Nonnen; wichtig ist auch die körperliche Arbeit. - [Bild (Briefmarke BRD, 1984): 850. Todestag von Norbert von Xanten, Prediger und Gründer des Prämonstratenserordens;; Chorgestühl- Skulptur Norbert von Xantens in der Kirche St. Verena, Rot an der Rot (1693)] [Entwurf der Briefmarke: Wiese] Die meisten Prämonstratenserklöster
entstanden als Doppelklöster, in denen Mönche und Nonnen in getrennten
Konventen lebten.
Zu den "alten Orden" werden
auch noch die Augustiner- Chorherren gerechnet, die ihr Zusammenleben
an der Regel des Kirchenvaters Augustin ausrichteten. (Augustinus lebte
354 - 430 und er war Bischof von Hippo Regius in Nordafrika).
Eine neue Ordensbewegung erfasste im 13. Jahrhundert auch Südwestdeutschland: die sogenannten Bettelorden. Es sind vor allem die Franziskaner, die sich auf Franz von Assisi zurückführen (1181/82 - 1226 in Italien); die Dominikaner (genannt nach Dominikus Guzman, der 1170 - 1221 in Spanien gelebt hat), die Augustiner-Eremiten und die Karmeliter. Die Bettelorden betonten das Leben in völliger Armut, die Mönche erbettelten sich täglich den Lebensunterhalt. Sie hatten keine großen Klosterkomplexe in den Wäldern, sondern nur ein bescheidenes Wohnhaus in den Städten. Ihre Kirchen waren einfach und weitgehend schmucklos. Die Bettelorden widmeten sich vor allem der Predigt und Seelsorge in den neu entstehenden Städten. In Esslingen z.B. errichteten die Bettelmönche ab 1255 die Dominikanerkirche St. Paul. Es ist Deutschlands älteste gewölbte Bettelordenskirche, die heute noch erhalten ist. Zur Weihe der Kirche im Jahr 1268 kam einer der bedeutendsten Theologen der Dominikaner, Albertus Magnus, nach Esslingen. [Bild (Briefmarke BRD, 1980): Portrait
von Albertus Magnus , Dominikaner, Kirchenlehrer; 1193 in Lauingen /bayerisch
Schwaben geboren, gestorben 1280] Wer im Hoch- und Spätmittelalter
in einen Orden eintreten wollte hatte also eine verwirrende Vielvalt von
religiösen Angeboten, zwischen denen er/ sie sich entscheiden musste.
Und es gab noch weitere Orden und ordensähnliche Gemeinschaften:
z.B. den Eremitenorden der Kartäuser (Kartause Güterstein
bei Urach); oder die Pflegeorden wie den
Heiliggeistorden,
deren Mitglieder vor allem die Krankenpflege in den Spitälern zu ihrer
Aufgabe machten (so zum Beispiel im 1297 gegründeten Spital zum Heiligen
Geist in Markgröningen);
-
Weitere Web-Informationen zu den Beginen in B.-W.:
Und
es gab , ausgehend von den Niederlande im 14. Jahrhundert, die Reformbewegung
der Schwestern
und Brüder vom gemeinsamen Leben, die
eine mystische "Neue Frömmigkeit" in der "Nachfolge Christi" leben
wollten.
Nicht zu vergessen die Ritterorden, von denen der Deutsche Orden im Zusammenhang mit den Kreuzzügen um 1190 als Spitalorden bei Akko gegründet war. Er erhielt in Südwestdeutschland Spenden an Besitz und Ländereien, was dann vor allem dazu führte, dass der Deutsche Orden nach 1525 (der Säkularisierung des Deutschordensstaates in Ostpreußen) den Sitz des Hochmeisters nach Südwestdeutschland, nach Mergentheim, verlegte. (s.den extra Artikel im Lexikon zur Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, im Baltikum und in Südwestdeutschland.). [Bild (Briefmarke BRD, 1990): 800
Jahre Deutscher Orden, gegründet 1190; Siegel des obersten Spittlers, 1400, und
Amtswappen des Hochmeisters des Deutschn Ordens, 1982] [Entwurf der Briefmarke:
Lüdtke] IV. Klöster, Besitz und weltliche Herrschaft Wenn ein Kloster gegründet
wurde reichte es nicht aus eine religiöse Vision zu haben und eine
Erlaubnis zur Klostergründung: Es musste auch die wirtschaftliche
Grundlage gegeben sein: Man brauchte ein Grundstück, auf dem das
Kloster gebaut werden konnte; man benötigte wirtschaftliche Erträge
um die Bauten zu finanzieren; man benötigte Mittel, um den Unterhalt
der Nonnen und Mönche zu finanzieren; auch Mittel, um evtl. Dienste
der Barmherzigkeit u.a. zu finanzieren.
Dieser Besitz der Klöster
hat
sich in vielen Fällen im Lauf der Zeit in beinahe unglaublicher Weise
vermehrt. Diese Vermehrung hatte mehrere Gründe: Viele Adlige,
die in ein Kloster eintraten, brachten sozusagen als Mitgift Länder,
Dörfer, Gutshöfe mit in den Klosterbesitz ein. Und: Eine wichtige
Aufgabe der Mönche war das Fürbitte- Gebet und Messe-Lesen. Da
man sich damit das ewige Heil erwerben konnte waren diese Messen für
Viele auch Begüterte überlebens- notwendig. Sie ließen
dafür dem Kloster größere Gaben an Land und Gütern
zukommen. Und auch beim Tod eines Adligen wurde oft genug ein Teil der
Güter einem Kloster vermacht.
Übrigens waren die Klöster auch keineswegs exterritoriales Gebiet. Zu Beginn waren sie oft Eigenklöster der Stifter. Nach der cluniazensichen Reform wurde die Selbstständigkeit der Klöster betont. Aber auch dann gab es Abhängigkeiten von den weltlichen Herrschaften. Hier spielten die Vögte eine große Rolle: sie waren als Schirmvögte eingesetzt, um die Klöster vor weltlichen Gerichten zun vertreten und auch um weltliche Herrschaftsrechte auszuüben. |
C.
Klostergeschichte in Daten: Neuzeit
16. Jahrhundert: Reformation und Gegenreformation [1517: Beginn der Reformation
durch den Augustiner-Mönch
1525: Im Bauernkrieg werden auch viele Klöster von den Bauern verwüstet (Kloster Herrenalb, Weissenau u.a.) [1525: Gründung des Kapuzinerordens durch M.von Bassi] 1526: Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens nach Mergentheim verlegt 1534: Einführung der Reformation in Wirtemberg unter Herzog Ulrich. - Säkularisation u.a. der 14 großen Männerklöster, die der Landeshoheit Wirtembergs unterworfen waren: Kloster St. Georgen, Alpirsbach, Hirsau und Herrenalb im Schwarzwald; Maulbronn, Murrhardt, Lorch, Adelberg; Denkendorf, Bebenhausen, Blaubeuren; Herbrechtingen, Anhausen und Königsbronn auf der Ostalb. [1540: Päpstliche Anerkennung des Jesuitenordens; gegründet von Ignatius von Loyola] 1547: Das Tübinger Stift zieht in die Gebäude des ehemaligen Augustiner-Eremiten-Klosters am Neckar in Tübingen 1548 - 1552: Interim: Rekatholisierung der Klöster in Wirtemberg 1556: In den ehem. Klöstern
im Herzogtum Wirtemberg werden unter Herzog Christoph evang. Klosterschulen
eingerichtet: Adelberg wird evang. Klosterschule,
ebenso Blaubeuren , Hirsau
1568: Petrus Canisius, deutscher Jesuit, nach Ellwangen berufen
17. Jahrhundert: Gegenreformation; 30-jähriger Krieg u.a. 1578 - 1622: Fidelis von Sigmaringen (Prediger der Gegenreformation) Kapuziner- Mönch 1629 - 1649: Hirsau u.a. werden während des 30-jährigen Krieges noch einmal katholische Klöster 1634 - 1712: Martin Kochem
(Volksprediger) Kapuziner- Mönch
1686ff: Obermarchthal
wird von Baumeistern der Vorarlberger Bauschule umgebaut
18. Jahrhundert: Barock und Aufklärung 1700ff: Beuron u.a. werden
von Baumeistern der Vorarlberger Bauschule neu gebaut: "oberschwäbisches
Kirchenbarock"
[1773: Papst Clemens XIV hebt den Jesuitenorden auf. - Der Jesuitenorden wurde erst 1814 wieder zugelassen.] 1782: Kaiser Joseph II. von Österreich hebt in seinem Reich fast alle Klöster auf; betroffen sind davon auch die Klöster in Vorderösterreich (z.B. Kloster Laiz bei Sigmaringen) 1789 umfassen die Gebiete der Klöster und andere geistliche Gebiete einen Großteil des Landes vor allem in Oberschwaben, in Hohenlohe und am Oberrhein (siehe Karte VI und Karte VII). Karte
VI:
[Durch Anklicken Vergrößerung der Karte (450 KB)]
19. Jahrhundert: Säkularisation der Klöster 1802ff: große
Säkularisation
(fast) aller noch bestehenden Klöster: z.B.
Umnutzung der Klostergebäude,
z.B.
1843 - 1896: Anselm Schott (Liturgiker) Benediktinermönch 1806 - 1918: Im Königreich Württemberg und im Großherzogtum Baden werden keine Neugründungen von Klöstern für Mönche zugelassen bis 1918. 1862: In Beuron
(das zu Hohenzollern/ Preußen gehört) lassen sich Benediktiner
nieder
1884: Beuron wird Erzabtei der Benediktiner
20. Jahrhundert: Neugründung von Klöstern 1920: Wiederbelebung des
Benediktinerklosters Neresheim
1945: Kloster Wimpfen im Tal von Benediktinern aus Grüssau/ Schlesien neu besiedelt
1876
- 1945: Rupert Mayer (Gegner des Nationalsozialismus),
Jesuitenpater 1904 - 1984: Karl Rahner
(Theologe) Mitglied des Jesuitenordens
Weitere Web-Informationen zu den Ordensgemeinschaften: -
Weitere Web-Informationen zu Klöstern in Baden-Württemberg:
-
Weitere Web-Informationen zu verschiedenen Orden:
-
Weitere Web-Informationen zum Benediktinerorden:
-
Weitere Web-Informationen zu den Zisterziensern:
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Weitere Web-Informationen zu den Dominikanern:
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Weitere Web-Informationen zu den Kapuzinern:
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Weitere Web-Informationen zum Jesuitenorden:
|
Überblick
über die Klostergeschichte: Neuzeit
V. Klostergeschichte in der Neuzeit von 1500 bis 1802 Schon vor der Reformation
waren die groß und reich und mächtig gewordenen Klöster
Objekte der Begierde für die Grafen und Herzöge; und sie waren
gehasst von den Bauern, die für die Klöster arbeiten mussten.
1. Reformation und Säkularisation der Klöster im Herzogtum Wirtemberg seit 1534
Die
Reformation, die ja durch den Mönch Martin Luther ausgelöst
wurde (Luther trat 1505 in Erfurt in das Schwarze Kloster der Augustiner-Eremiten
ein), brachte auch eine Krise für die Klöster und ihre Mönche.
Anhänger der Reformation fanden sich auch unter den Mönchen (z.B.
war Ambrosius
Blarer bis 1522 Mönch und
Prior im Kloster Alpirsbach, als er sich für Luther entschied; Martin
Bucer
war bis 1518 Dominikanermönch in Heidelberg). Eine völlig veränderte Lage entstand aber in Wirtemberg mit der Einführung der Reformation durch Herzog Ulrich seit 1534.In einer großen Säkularisation wurden von Herzog Ulrich vor allem die 14 großen Mannsklöster (Alpirsbach, Bebenhausen, Adelberg, Blaubeuren, Hirsau, Maulbronn u.a.) aufgelöst, die Mönche zum Verlassen der Klöster gezwungen, die Klostergebäude und aller Besitz der Klöster in staatlichen Besitz überführt (der allerdings als Extra- Kirchenkasten geführt wurde). Andere Klöster wurden von den Mönchen freiwillig verlassen, z.B. das Augustiner-Emeriten- Kloster in Tübingen. - Die Frauenklöster blieben noch einige Zeit unbehelligt. Zur Zeit des Interims 1548 - 1552 sollten die katholischen Klöster wieder eingeführt werden; viele Mönche kehrten für kurze Zeit wieder in ihre ehemaligen Klöster zurück (z.B. nach Bebenhausen). Unter Herzog Christoph werden 1556 in den ehemaligen Klöstern Klosterschulen eingerichtet; in den Gebäuden des Augustiner- Eremiten- Klosters in Tübingen zog bereits 1547 das Tübinger Stift ein. Im Zusammenhang mit den Niederlagen
der Protestanten im 30-jährigen Krieg wurden zwar einige der säkularisierten
Klöster noch einmal kurze Zeit von katholischen Mönchen bewohnt:
2. Klöster und neue Orden in den katholischen Gebieten Südwestdeutschlands von 1525 bis 1802 Ganz anders als in Wirtemberg verläuft die Entwicklung in den katholisch gebliebenen Landen z.B. in Oberschwaben, in Vorderösterreich, im katholischen Teil der Markgrafschaft Baden. Hier bleiben die Klöster bestehen, und sie nehmen zu an Reichtum und Landbesitz und Macht. Sie werden zu wichtigen Zentren der Gegenreformation. Der katholischen Erneuerung und der Gegenreformation sollten auch zwei neue Orden dienen, die im 16. Jahrhundert gegründet wurden: Der Kapuzinerorden (1525 als franziskanischer Reformorden von Matthäus von Bassi gegründet, seit 1619 selbständiger Orden) und der Jesuitenorden (1540 als Orden anerkannt, begründet von dem Spanier Ignatius von Loyola).
Die
Jesuiten wirkten vor allem in Ellwangen und in der Pfalz:
[Bild (Marke Österreich 1997): 400. Todestag des Kirchenlehrers Petrus Canisius, erster in Deutschland wirkender Jesuit. - Canisius ist vor allem durch seine verschiedenen Katechismen für die Erneuerung der katholischen Kirche wichtig geworden.- Bild: Petrus Canisius erteilt 8 Kindern Religionsunterricht, nach einem Holzrelief von J. Bachlechner] In und nach dem 30-jährigen Krieg werden vor allem zur Rekatholisierung der Pfalz Jesuitenkirchen in Heidelberg und Mannheim gebaut. Nach dem 30-jährigen Krieg und den nachfolgenden Kriegen in Südwestdeutschland beginnt vor allem seit 1707 die Bauphase des oberschwäbischen Kirchenbarock. Dabei werden die meisten Klosterkirchen und Klöster in Oberschwaben u.a. neu im barocken Stil gebaut oder umgebaut; z.B. die Klöster Weingarten, Obermarchtal, Zwiefalten, Frauenalb, Neresheim. [Bild (Marke Württemberg-Hohenzollern,
1947): Barockkirche des Klosters Zwiefalten] 1789 umfassen die Gebiete
der Klöster und andere geistliche Gebiete einen Großteil des
Landes vor allem in Oberschwaben, in Hohenlohe und am Oberrhein (siehe
Karte
VI und Karte
VII).
3. Aufhebung von Klöstern in Vorderösterreich durch Joseph II. (1782) Seit den ersten Klostergründungen
gab es auch Kritik an den Klöstern und an den Orden, mit unterschiedlichen
Stoßrichtungen. Zur Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert war
ein Kritikpunkt der irrationale und gesellschaftlich unproduktive Lebensentwurf
vieler Klöster und Orden. Kaiser Joseph II. von Österreich, Vertreter
des aufgeklärten Absolutismus, hob in diesem Sinn 1782 alle "untätigen"
Orden in Österreich auf (d.h. alle Orden und Klöster, die keine
Jugenderziehung, Schule o.ä.bieten sondern nur ein kontemplatives
Leben führen). Davon betroffen waren auch die Klöster in Vorderösterreich.
4. Säkularisation der verbliebenen Klöster 1802 - 1806 Die radikalste Säkularisation
erfolgte durch den Reichsdeputationshauptschluss
1803. Damals wurden durch Beschluss des Reichstags in ganz Deutschland
fast alle geistlichen Fürstentümer aufgehoben, 300 Abteien, Stifte
und Klöster aufgelöst und fast das gesamte Kirchengut den weltlichen
Fürsten- und Kurfürstentümern zugeschlagen.
Eine Folge der Säkularisation der Klöster war, dass die neuen Eigentümer eine große Menge vor allem von Klostergebäuden besaßen, die vom Staat erhalten werden mussten und für die ein neuer Verwendungszweck gefunden werden musste. Häufig zogen Fabriken, Kasernen, Gefängnisse, Verwaltungen, Schulen, Krankenhäuser, psychiatrische Einrichtungen oder Behinderteneinrichtungen in die leerstehenden Gebäude: In St. Blasien wurde z.B. kurz nach der Säkularisation in den Klostergebäuden die erste mechanische Spinnerei Badens eingerichtet; im ehemaligen Kloster Zwiefalten wurde eine Landesirrenanstalt (später: Psychiatrie) angesiedelt; aus Mariaberg bei Gammertingen und aus Lichtenstern bei Löwenstein wurde eine Anstalt für Behinderte. -
Weitere Web-Informationen zur Säkularisation im deutschen Südwesten
1803 (Große Landesausstellung 2003 in Bad Schussenried: Alte Klöster-neue
Herren.):
5. Klöster nach 1806 in Südwestdeutschland Seit der Säkularisation 1802 -1806 bis 1918 gab es im Königreich Württemberg und im Großherzogtum Baden keine Klöster mehr. (Einzige Ausnahme war Kloster Lichtenthal / Baden-Baden.) Es war auch bis 1918 gesetzlich nicht erlaubt neue Klöster zu gründen oder zu besiedeln. 1862 lassen sich in Beuron Benediktiner nieder. Das war aber nur möglich, weil Beuron damals zu Hohenzollern/ Preußen gehörte. In Beuron etablierte sich Ende des 19. Jahrhunderts die Beuroner Kunstschule durch Pater Desiderius Lenz u.a. [Bild (Markenblock CSR, 1999):
Pater Lenz, Beuroner Kunstschule: Altarbilder in der Kirche St. Gabriel,
Prag]
Nach 1918 gibt es
vereinzelte Neugründungen und Neubelebung von Klöstern:
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