Die Römer in Südwestdeutschland
I: (15 v.Chr. - 260 n.Chr.) Übersicht über den Artikel in dieser Spalte: 1. Die
Römer in
Südwestdeutschland: Einleitung 1. Die Römer in
Südwestdeutschland (ca. 15 n.Chr. bis 260 n.Chr.) Allerdings war die Provinz Obergermanien (= Germania Superior) immer nur Rand- und Grenzgebiet des römischen Reichs.
Hier entstanden keine für
das Römerreich bedeutende Weltstädte wie etwa Colonia (=Köln) und
andere Städte am Rhein, oder Augusta Treverorum (=Trier), das unter
Konstantin sogar einige Zeit Hauptstadt des römischen Weltreichs war. Als Caesar (60-44 v. Chr.) Gallien eroberte blieb der Rhein noch, von 2 Stippvisiten Caesars nach Germanien abgesehen, Westgrenze des römischen Reiches zu Germanien. Wie kam es dann dazu, dass später auch rechtsrheinische Gebiete, vor allem Südwestdeutschland, von den Römern besetzt wurde? Und: Wie kam es dazu, dass die Römer gegen 260 n.Chr. Südwestdeutschland wieder aufgaben und das Land von den Alamannen besiedelt werden konnte? Hier werden zunächst in dieser Spalte einige Daten zur Entwicklung des Römischen Reiches mit Konsequenzen für Südwestdeutschland kurz aufgelistet, ehe dann in der rechten Spalte die einzelnen Aspekte der Besetzung Südwestdeutschlands durch die Römer etwas detaillierter beschrieben werden.
2. Römische Herrscher und die
Erweiterung des Römischen Reiches
Bis 44. v.Chr.: Julius Caesar
[Bild (Marke Italien,1928ff): Gaius Julius Caesar, 100 v. Chr. - 44.v.Chr.] Caesar hatte noch 1 Jahr vor seiner Ermordung Gaius Octavius, den späteren Kaiser Augustus, als Sohn adoptiert.
31/27 v.Chr. - 14. n.Chr.: Augustus
Zu Beginn seiner Alleinherrschaft umfasst
das Reich des Augustus ein riesiges Gebiet um das Mittelmeer: Italien als
Kerngebiet, dazu im Westen das heutige Spanien und das durch Caesar eroberte
Gallien (Frankreich) bis zum Rhein. Im Osten erstreckte sich das römische Reich
über Dalmatien, Griechenland, nach Asia (einem Großteil der heutigen Türkei,
dazu Syrien und Judäa um Jerusalem). In Nordafrika gehört Numidien, das Land um
Karthago (heute Tunesien), zum römischen Reich und Cyrene (heute Libyen).
(Ägypten wird erst von Augustus dazuerworben. Außerdem erwirbt Augustus Illyrien
und Pannonien, das sind etwa die Gebiete des heutigen Ungarn und anderer
Balkanländer. Das Gebiet des heutigen Österreich wird als Provinz Noricum dem
Reich eingegliedert.)
[Bild (Briefmarke BRD, 1985): 2000 Jahre
Augsburg, gegründet um 15 v.Chr. zur Zeit des Kaiser Augustus als Augusta
Vindelicum; Bronzebüste des Kaiser Augustus, wichtige Bauwerke Augsburgs,
Stadtwappen] - 9.n.Chr.: Tiberius
und Drusus wollen / sollen auch die Germanenstämme rechts des Rheins besiegen, das
Römische Reich bis zur Elbe ausdehnen. Nach der verlorenen Varusschlacht wird auch Obergermanien von den Römern erst einmal aufgegeben.
14 n.Chr. - 37 n.Chr.: Tiberius
41 n.Chr.
- 54 n.Chr.:
Claudius: [Bild (Marke Großbritannien, 1993): Portrait Kaiser Claudius auf einer Goldmünze, gefunden in Bredgar in Britannien]
54 n. Chr. - 68 n.Chr.: Nero
69 n.Chr. - 79 n.Chr.:
Vespasian.
79 n.Chr. - 81 n.Chr.: Titus:
81 n.Chr. - 96 n.Chr.:
Domitian.
Vermutlich beginnt schon in dieser Zeit die
Besiedlung des Landes hinter dem Limes und seinen Kastellen und auch der
planmäßige Verwaltungsaufbau mit seinen Bauernhöfen (Villa rustica), seinen
Siedlungen und den Verwaltungsorten (vici).
98 n.Chr.
- 117 n.Chr.:
Trajan. [Bild (Marke Rumänien, 1975): Kaiser Trajan, regiert von 98 - 117 n.Chr.]
117 n.Chr.
- 138 n.Chr.:
Hadrian. [Bild (Marke Großbritannien 1993): Portrait Kaiser Hadrian, Bronze gefunden in der Themse in Britannien]
- Unter Hadrian wurde in Britannien an der Grenze zum
heutigen Schottland der
Hadrianswall
gebaut, der durchaus mit dem Limes in Südwestdeutschland vergleichbar ist. (Der
Hadrianswall wurde auch gemeinsam mit dem Limes zum Weltkulturerbe ernannt.) [Bild (Marke Italien, 2009): Hadrianswall im Norden von Britannien.]
138 n.Chr. - 161 n.Chr.: Antoninus Pius. 161 n.Chr. - 169: Lucius Verus
161 n.Chr. - 180 n.Chr.: Marc Aurel.
Nach Marc Aurel wird die Herrschaft der Römischen
Herrscher immer chaotischer. Am schwierigsten war das zur Zeit der sog.
"Soldatenkaiser", wo gelegentlich auch mehrere Herrscher in einem Jahr an der
Macht waren; es waren auch meist "Kaiser" die nicht aus Rom kamen, sondern aus
den Heeren der früheren Hilfstruppen im Osten oder im Westen. Herrscher seit Marc Aurel (mit Beginn der Regierungszeit):
Commodus (seit 180), Pertinax (192), Didius Julianus
(193), Septimius Severus (193 - 211); Im 3. Jahrhundert, in der Zeit der schlimmsten Herrschaftskrise der Römer und der größten Überforderung des Römischen Reiches, löste sich die Sicherheit der Bevölkerung im "Dekumatenland" hinter dem Limes auf, bis der Limes um 260 von den römischen Truppen vor den vordringenden Alamannengruppen ganz aufgegeben wurde:
213 regierte in Rom als Kaiser Marcus
Aurelius Severus Antoninus, genannt Caracalla (reg. 211 - 217), ein
besonders brutaler Tyrann. (So ließ er 211 seinen Bruder und Mitkaiser zur
Beseitigung des möglichen Konkurrenten gleich brutal ermorden.) Vor allem bekannt ist Caracalla aber als Soldat und Kriegsführer zum Beispiel am Limes, wo ihm seine Erfolge auch den Titel "Germanicus Maximus" einbrachten:
213, als in Rom Caracalla regiert,
erscheinen immer mehr Gruppen von Alamannischen Reiterkriegern aus dem
Land jenseits des Limes und dringen ins Gebiet südlich und westlich des Limes
ein; sie
konnten wohl von den Soldaten am Limes zunächst nicht gehindert werden. (Übrigens taucht
in diesem Zusammenhang zum ersten Mal bei dem griechisch-römischen
Geschichtsschreiber Cassius Dio der Name "Alamannen" auf, der vorher bei den
Römern nicht bekannt war.)
- Weitere Web-Informationen
zum Caracalla-Feldzug:
233, unter Severus Alexander, stoßen die Alamannen erneut vor, bis in die Gegend von Cannstatt.
Severus Alexander ist zunächst mit dem Krieg in Syrien beschäftigt; er wird von
den römischen Soldaten aus dem Limes-Gebiet gedrängt die Alamannen
zurückzuschlagen.
An der Stelle des ermordeten Severus Alexander wird
von den Soldaten Maximinus Thrax zum neuen Kaiser ausgerufen. 254 kommt es zu neuen Überfällen der Alamannen, die nach Rätien und in die Nordschweiz vordringen. Zu dieser Zeit herrscht als Kaiser Valerian (253 - 260). Er ist ganz mit den Kämpfen im Osten des Römischen Reiches beschäftigt und beauftragt seinen Sohn Gallienus mit der Verteidigung im Westen. Gallienus kann auch in mehreren Gefechten die Alamannen zunächst hinter den Limes zurückschlagen.
259/260,
als sogar Valerian im Osten
von den Parthern gefangen war und Gallienus zu schwach zur Verteidigung des
Limes war, gibt es für die Alamannen
kein Halten mehr durch den Limes. Es gab kaum noch Soldaten zur Verteidigung des
Limes; sie wurden meist gebraucht und abgezogen für die Kämpfe im Osten (oder
sie starben an der Pest, die die Soldaten schon zur Zeit von Kaiser Marc Aurel
von den Kämpfen im Osten mit eingeschleppt hatten). So
besetzen die Alamannen die verwaisten römischen Kastelle und die Wachttürme am
Limes, vernichten die Siedlungen und die
Villa rustica und besetzen das Land bis zum Rhein: Die Überwindung des Limes
war um 260 wohl perfekt, auch wenn manche Vorgänge im einzelnen noch nicht
ganz klar sind.
284 ff:
Diocletian, mit dem das Römische Reich wieder in
geordneteres und ruhigeres Fahrwasser kam, hat dann die Übernahme des Landes
durch die Alamannen als endgültig akzeptiert und die Nordgrenze des Römischen
Reiches am Hochrhein ausgebaut (Donau-Iller-Rhein-Limes). Bis 476 n.Chr.: Es gibt auch nach 260 immer wieder Begegnungen von Römern und Alamannen in Südwestdeutschland: Kämpfe (meist von Gallien aus), auch Verträge, aber keine Besetzung des Limes und des Landes durch die Römer.
Auch
gab es immer wieder Abwehrkämpfe der Römer gegen die Alamannen, die mehrfach
über den Rhein in das römische Gallien vordrangen, gelegentlich auch in den
Süden bis nach Italien. So hat z.B. der später "Konstantin
der Große" genannte römische Herrscher in seiner Zeit als "Caesar" seit 306
von Trier aus mehrere Abwehrschlachten gegen die über den Rhein vordringenden
Alamannen geschlagen. Die Zeit der Römer im Neckarland hat so insgesamt etwa 190 Jahre gedauert, von ca. 70 n.Chr. bis ca. 260 n.Chr. (An den Randgebieten des heutigen Baden-Württemberg waren es etwa 85 Jahre mehr.) 3. Literaturhinweis zum Römischen Kaiserreich:
Div.: Rom. Die Geschichte des Kaiserreichs. 27
v.Chr. - 476 n.Chr. |
Die Römer in Südwestdeutschland
II: Übersicht über den Artikel in dieser Spalte: 4. Die Besetzung Südwestdeutschlands durch die Römer
4.1 Die Bewohner des Landes vor den Römern 5. Die Besiedlung des Landes hinter dem Limes
5.1 Besiedelung
durch eine "Mischbevölkerung" seit 75 n.Chr.
6. Das Ende der Römerzeit in Südwestdeutschland: 7. Weitere Informationen: Web-Informationen und Literaturhinweise 4. Die Besetzung Südwestdeutschlands durch die Römer:
4.1 Die Bewohner des Landes vor den Römern: .4.2 Die Errichtung der Provinz Rätien und des Legionslagers Mainz um 15 v.Chr.: 15 v.Chr.: Im Auftrag des Augustus unterwerfen Tiberius und Drusus die Alpenvölker (keltische Helvetier) bis zur oberen Donau. Die Provinz Rätien wird gegründet. Sie umfasst einen Großteil der heutigen Schweiz und das Voralpenland. Die Nordgrenze Rätiens wird bis zur Donau vorgeschoben. (Das Neckarland gehört zunächst nicht zu den Römern und auch nicht zu Rätien; s. dazu die Karte unten.) 13/12 v.Chr. wird vermutlich auch von Drusus ein Legionärskastell in Mogontiacum (Mainz) als Brückenkopf in Germanien am Rhein und Main errichtet. [Die Gründung des Legionärskastells gilt als Geburtsstunde der Stadt Mainz. (Sie fand allerdings nicht, wie lange vermutet und auf der Briefmarke suggeriert, 38 v.Chr. statt, sondern etwa 12 v. Chr.)] Drusus starb kurz darauf, 9 v.Chr., in Mogontiacum bei einem Reiterunfall. Zur Erinnerung wurde spätestens 100 n.Chr. der monumentale "Drususstein" errichtet, ein riesiger Kenotaph für den in Rom begrabenen Drusus.
[Bild (Briefmarke BRD 1962): 2000
Jahrfeier der Stadt Mainz; Ausschnitt aus dem Stadtbild von Mainz, mit den
Resten des Drusussteins, einem monumentalen Denkmal, Kenotaph, für den
"Stadtgründer" Drusus] Mogontiacum/Mainz liegt ja außerhalb des Neckarlandes. Es spielte aber nach der Errichtung des Limes eine wichtige Rolle als Verwaltungshauptstadt in der Provinz Germania Superior (Obergermanien). 4.3 Die Besetzung des Neckarlandes ab 50 n.Chr. durch die Römer und die Errichtung der verschiedenen Formen des Limes: Die Besetzung und Besiedelung Südwestdeutschlands erfolgt dann ab 50 n.Chr. in mehreren Phasen (siehe die Karte Obergermaniens): [Karte (nach Putzgers Historischem Weltatlas): Römer in Südwestdeutschland: Provinzen, Römerstraßen, Limes, Kastelle, Landstädte; blau sind die heutigen Ortsnamen angegeben] [Vergrößerung der Karte durch Anklicken] Um 50 n.Chr., unter Kaiser Claudius, werden die obere Donau (Hüfingen) und der Rheinübergang (Sasbach) durch Kastelle gesichert. Eine Straße entlang der Donau verbindet die Kastelle. Um
74
n.Chr., unter Kaiser Vespasian, wird das obere Neckargebiet von den Römern besetzt. Bau einer Rhein-
Donau- Straße von Straßburg über Offenburg nach Rottweil
und Tuttlingen. Gründung der Stadt Arae Flaviae (= Rottweil). Um
90
n.Chr., unter Kaiser Domitian, wird der
Neckarlimes als neue
Grenze errichtet. Kastelle werden z.B. in Köngen, Benningen, Walheim, Wimpfen
gebaut. Um
150
n.Chr., unter Kaiser Antoninus Pius, wird der
Neckar-Odenwald-Limes
um etwa 30 km vorverlegt. Der neue Limes folgt keiner natürlichen
Grenze sondern er wird schnurgerade durch den Wald gezogen und befestigt.
An dem neuen Limes liegen Kastelle (insgesamt werden im Gebiet Südwestdeutschlands
70 römische Kastelle gezählt) und Dörfer, auf deren Gebiet
später Städte wie Öhringen, Murrhardt, Lorch entstehen.
- Limes nennt man den römischen Grenzwall in Germanien, mit Wall und Graben und teilweise mit Steinmauern befestigt; er war durch etwa 1000 Wachttürme und 70 - 100 Kastelle gesichert. Der Limes sollte die römischen Eroberungen in Obergermanien (das "Dekumatenland" mit den römischen Gutshöfen und Orten) schützen und die kurzen Verbindungsstraßen von der Donau zum Rhein. Dabei hatte der Limes nicht nur militärische Funktionen. Er sollte auch einen geregelten Durchgang des Handelsverkehrs (einschließlich Zollerhebung) ermöglichen. Der
Rätische Limes trifft bei Lorch den Obergermanischen Limes, der über
den Main bis zum Rhein bei Neuwied führt.
- Weitere Web-Informationen zum Limes und der Limesstraße: http://www.limesstrasse.de .4.4 Die Errichtung der
Kastelle und die Soldaten In Welzheim wurden Teile des kleineren "Ostkastells" ausgegraben und zu einem archäologischen Park gestaltet. Am eindrucksvollsten ist dabei die Rekonstruktion des westlichen Toreingangs mit den beiden Türmen. - Eine beigestellte Übersichtsplastik macht die Lage der Kastelle bei Welzheim deutlich: Es gab noch ein sehr viel größeres zweites Kastell bei Welzheim, das "Westkastell", das aber nicht ganz ausgegraben und gesichert werden konnte. Zwischen den beiden Kastellen lag das Dorf (vicus), das auch fast ganz von der Stadt Welzheim überbaut ist. Die beiden Kastelle liegen am Limes, wobei das Ostkastell merkwürdigerweise und fast einmalig außerhalb des Limes liegt. [Bild (Foto M. Ebener): Kastell Welzheim: Rekonstruiertes Westtor am Welzheimer Ostkastell, im Vordergrund Übersichtsmodell zur Lage der Welzheimer Kastelle, des Dorfes und des Limes.] 5. Die Besiedelung des Landes hinter dem Limes
Das Land zwischen Limes und
Rhein wird ab etwa 75 n.Chr. zunehmend besiedelt.
5.2 Bau der großen Strassen im Land
Aber
auch andere konnten die Strassen verwenden: Landwirte, Händler,
Verwaltungsleute, Politiker.
[Bild (Briefmarke BRD 1984): 2000 Jahre
Stadt Neuss, von den Römern als Novaesium gegründet 16 v.Chr.; Abbildung
Roßknecht mit Pferd, Ausschnitt der in Neuss gefundenen Grabstele eines Octatius
aus dem 1. Jahrhundert] [Bild (Marke Italien, 2000): Auszug aus der Kopie einer römischen Weltkarte von 250, die als Tabula Peutingeriana bekannt wurde] 5.3 Entstehung von Dörfern und Städten Bei den Kastellen entstehen Kastell- Dörfer, die auch für die Verpflegung und Versorgung der Soldaten gebraucht werden. Es entstehen Land-Dörfer und Landstädte mit Handwerkern und Händlern.
Die für die Römer so wichtigen Bäder
werden gebaut (Baden-Baden, Badenweiler, Heidenheim). Es entstehen Verwaltungseinheiten, civitates
mit Verwaltungsstädten. In diesen Verwaltungsstädten werden auch Handelshäuser
gebaut; religiöse Gebäude werden errichtet, und natürlich auch öffentliche
Bäder. Die Civitas
Sumelocenna (=Rottenburg) ist eine der größten
Verwaltungsstädte. .5.4 Entstehung und Betrieb der Gutshöfe (villa rustica) Vor
allem entstehen viele Gutshöfe (= villa rustica), von
denen aus das Land bebaut wird. Auch sie waren vor allem für die Versorgung der
Soldaten notwendig. Die Gutshöfe liegen vor allem in den fruchtbaren Löss-Gebieten des Neckartals und im Rheintal, und sie sind meist in der Nähe der Verkehrsstraßen, auch der Wasserstraßen wie Enz oder Neckar von den Siedlern gebaut. Die ersten Gutshöfe, die noch im 1. Jahrhundert entstanden, wurden noch aus Holz errichtet. Aber bald setzten sich Steinbauten durch; es entstanden die charakteristischen Landhäuser mit dem Hauptgebäude mit einem Säulen-Portikus in der Mitte, hervorragenden Risaliten an den Ecken, verschiedenen Kellergewölben, dazu ein Bad, natürlich, Nebengebäude für die Lagerung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und evtl. für das Vieh; das ganze von einer Mauer eingezäunt. [Bild (Foto M. Ebener): Teilweise rekonstruiertes und in einen Park eingebautes römisches Landgut bei Enzberg/Mühlacker. Auf dem Bild ist auch noch die Größe des Haupthauses zu erahnen; mit etwa 42 m Länge hatte es beträchtliche Ausmasse]
Durch archäologische Funde ist ziemlich
gut bekannt was von den Landwirten der Landhäuser auf den Feldern angebaut
wurde: Die ganze Vielfalt der Getreidearten (übrigens sehr ähnlich
unseren heutigen), von Obst und welches Gemüse.
[Bild (Briefmarke BRD, 1980): Zwei
Jahrtausende Weinbau in Mitteleuropa, eingeführt von den Römern; Anbau, Ernte
und Veredelung des Weines, Holzschnitte aus dem Lehrbuch "Rurelia commoda" von
Petrus de Crescentiis (1309)] 5.5 Religionen im römischen Siedlungsland Die Römer hatten ihre Religionen mit ins Land gebracht; dafür gibt es viele archäologische Belege. Die traditionellen römischen Götter mit Jupiter an der Spitze und ihre religiösen Riten spielten offenbar eine große Rolle, sowohl bei den Soldaten als auch bei den Siedlern. Auf den meisten Gutshöfen stand in der Mitte des Hofes eine Jupiter-Giganten-Säule, auf der auch noch viele andere Götter abgebildet waren. Daneben gab es neue Religionsformen, von denen der vor allem bei Soldaten beliebte Mithras-Kult besonders auffällig war. (Ein Mithrasheiligtum wurde z.B. auf der Ottmarsheimer Höhe bei Mundelsheim im Kreis Ludwigsburg 1989 bei Bauarbeiten entdeckt und restauriert.) [Spuren christlicher Gemeinden oder christlicher Riten wurden bisher nicht gefunden, was überraschend ist. Denn in der Zeit der römischen Besetzung des Landes, in den ersten 3 Jahrhunderten nach Christus, breitete sich das Christentum im römischen Weltreich mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus, es erfasste an anderen Stellen Soldaten und Bauern, Beamte und Handwerker. So gab es im 3. Jahrhundert eine christliche Gemeinde in Augsburg, der Hauptstadt Rätiens. Und es gab wohl auch schon eine christliche Gemeinde in Konstanz. Aber offenbar nicht im Land am Limes.] 6. Das Ende der Römerzeit in Südwestdeutschland: Die Überwindung des Limes und die Besetzung des Landes durch die Alamannen s.
dazu in der linken Spalte die Kurzbeschreibung zum Als die
Alamannen das Neckarland besetzten haben sie nicht die Zivilisation der Römer
einfach übernommen und fortgesetzt. Es erfolgt ein starker Kulturbruch: bei der
Baukultur, der Kultur der Gutshöfe, der Wohnkultur und der Landwirtschaft, der
Siedlungskultur. Ihre Wohnsiedlungen errichteten die Alamannen selten in den
noch vorhandenen Restdörfern der Römer, sondern an neuen Orten (z.B. auf dem
Runden Berg bei Urach); die Villae Rusticae wurden kaum von den Alamannen
bewohnt. 7.
Weitere Informationen und Quellen:
- Weitere
Web-Informationen zum großen Reiterkastell Aalen:
7.2: Literaturhinweise zu den Römern in Südwestdeutschland: - Nina Willburger: Unter römischer Herrschaft. Artikel (S. 81ff) im Katalog des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart, zur Neupräsentation 2012: Legendäre Meisterwerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg. Theiss-Verlag 2012 - Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Römerstätten und Museen von Aalen bis Zwiefalten. Theiss-Verlag, 2005
- Philipp Filtzinger: Artikel Römerzeit [mit
den Abschnitten: Die Eroberung Südwestdeutschlands / Der
rechtsrheinische Limes / Besiedlung, Verwaltung, Kultur und Religion im
Limesgebiet / Verlust des Limesgebiets und spätrömische Zeit] - Hans Ulrich Huber: Zeitenwende rechts des Rheins - Rom und die Alamannen. Artikel (S. 59ff) im Katalog/ Begleitband zur Ausstellung "Die Alamannen" 1997/1998 in Stuttgart, Zürich und Augsburg. Hrsg. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Stuttgart 1997
- Dieter Planck: Die Römer in
Baden-Württemberg. Artikel (S. 37ff) im von R.Rinker und W. Setzler
herausgegebenen Sammelband "Die Geschichte Baden-Württembergs". Theiss-Verlag
1986 |
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