Konstantin der Große, römischer Kaiser
(regiert als Caesar und Augustus im römischen Kaiserreich von 306 - 337 n.Chr., davon als Alleinherrscher seit 324 n.Chr.) Vorbemerkungen: Kaiser Konstantin I. ist einer der bedeutenden Kaiser des römischen Kaiserreichs im 4. Jahrhundert n.Chr. Er hat das römische Weltreich nach der Herrschaft Diocletians mit vielen Kriegen, auch mit Heeres- und Verwaltungsreformen, weiter konsolidiert. Seine Herrschaft bedeutet auch lange nachwirkende Wenden in der römischen Politik. [Bild (Marke San Marino 2013): 1700. Jahrestag des "Edikts von Mailand"; Abbildung: Medaillon von 315 mit Kaiser Konstantin in Siegerpose, Landkarte mit dem römischen Reich, Christus-Zeichen] Konstantin war "ein brutaler Gewaltherrscher, der ein gnadenloses Strafrecht einführt und seine Rivalen beseitigen sowie zahlreiche Verwandte ermorden läßt. Doch Konstantin I. ist auch der Kaiser, der das Christentum zur bestimmenden Religion im Imperium macht - und deren Charakter entscheidend prägt." (Zitat aus der Zusammenfassung im Artikel von J.U.Albig über Konstantin im Heft "Rom. Die Geschichte des Kaiserreichs", GEO Epoche Heft Nr. 54, S. 129). Übersicht
über den Artikel:
1. Aufstieg,
Schlachten und Herrschaft Konstantins |
4. Nachtrag: Die sogenannte "Konstantinischen Schenkung".
In der
rechten Spalte folgt als Nachtrag ein Artikel
über die grandiose und für das Papsttum und den Kirchenstaat sehr wirksame
Fälschung, die mit dem Namen und der Autorität Konstantins verbunden wurde: 4.1 Vorbemerkungen zur "Konstantinischen Schenkung": Die sogenannte "Konstantinische Schenkung" ist eine für die Geschichte des Papsttums und des Kirchenstaats sehr wirksame mittelalterliche Fälschung, die zur "Kriminalgeschichte des Christentums" gehört. Sie hat mit Konstantin d.Gr. rein gar nichts zu tun, außer dass sie den Namen und die Autorität Konstantins benützt um das Papsttum und den Kirchenstaat mächtig zu machen. Die "Konstantinische Schenkung" wurde viele Jahrhunderte von den Päpsten und der katholischen Kirche für echt gehalten und auch in die Rechtssammlungen der Kirche aufgenommen. Mit ihr begründete das Papsttum über viele Jahrhunderte die Herrschaft der Päpste über den Kirchenstaat, über die Kirche, über die anderen Kirchen und auch über die weltlichen Mächte: Über Könige, Städte, Kaiser. Die "Konstantinische.Schenkung ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie im kirchlichen Bereich früher Legenden gemacht, erfunden werden. Der Skopus, das Ziel einer Geschichte ist das Wichtigste. In Abwandlung eines Satzes, den der kritische Theologe D.Fr. Strauss über die biblischen Evangelien formuliert hat: Diese Geschichten sind nichts anderes als "geschichtsartige Einkleidungen christlicher Ideen, gebildet in der absichtlich dichtenden Sage".
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1. Aufstieg, Schlachten und Herrschaft Konstantins Konstantin ist geboren im Jahr 272, oder 273, oder 275 in Naissus (heute in Serbien) mit dem Namen Flavius Valerius Constantius als Sohn des späteren Kaisers/Augustus Constantius I. Chlorus und der Helena.
1.1 Herrschaftsform der Tetrarchie seit Diokletian 1.3 Schlacht an der Milvischen Brücke - Konstantin wird Augustus (neben Licinius) (312 - 324)
312 findet die berühmte Schlacht an der
Milvischen Brücke statt, in der Konstantin und seine Truppen den Usurpator
Maxentius vernichtend schlagen. Maxentius ertrinkt, wie viele seiner Soldaten,
bei der Flucht, im Tiber. Konstantin ist der eindeutige Sieger. Konstantin wird danach
zum Augustus erhoben. Vor dieser Schlacht an der Milvischen Brücke soll Konstantin - nach einer später verbreiteten Legende - die berühmte Vision des Christengottes und des Christus-Zeichens gehabt haben mit der Zusage: "In hoc signo vincis" (In diesem Zeichen wirst du siegen). Er soll daraufhin das Christus-Monogramm auf die Schilder und Standarten seiner Soldaten gemalt haben. 313 verabreden die beiden Augusti Konstantin und Licinius in Mailand das sogenannte "Mailänder Toleranzedikt" zur Toleranz aller, auch der christlichen, Religionen.(s. unten).
316 beginnt ein erster Krieg zwischen Konstantin und
Licinius um die Vorherrschaft zwischen den beiden Augusti. Konstantin siegt über
Licinius, wie auch im zweiten Krieg 324, wo Licinius in der Schlacht bei
Adrianopel geschlagen wird und zum Rücktritt gezwungen wird. (325 wurde Licinius
dann ermordet.) 1.4 Konstantin als Alleinherrscher (324 - 337) 325 beruft Konstantin das Kirchen- Konzil von Nicaea ein (s. unten). 323 hatte Konstantin neben vielen anderen militärischen Siegen an vielen Fronten die im Osten des römischen Reiches eingefallenen Goten besiegt.
330 wird Konstantinopel gegründet und
eingeweiht, eine Neugründung am Ort des bisherigen Byzantion in Kleinasien.
Konstantinopel wird die 2. Hauptstadt des römischen Reiches neben Rom, und für
Konstantin war es die wichtigste. 337 stirbt Konstantin. Kurz vor seinem Tod ließ Konstantin sich taufen, merkwürdigerweise von einem arianisch orientierten Bischof. (Arianismus war die theologische Lehrmeinung, die das Konzil von Nicaea unter Konstantins Leitung als falsche Lehre, oder Ketzerei, verdammt hatte.). |
4.2 Die Geschichte der "Konstantinischen Schenkung" Wie sieht nun die Geschichte aus?
Das Dokument besteht aus 2 Hauptteilen: Im ersten
Teil soll begründet werden, was Kaiser Konstantin zu den weitreichenden
Schenkungen motiviert: In einer Serie von Briefmarken, die Italien und
der Vatican zum 1700. Jahrestag des Toleranzedikts von Mailand im Jahr 2013 herausgegeben
haben, ist die "Konstantinische Schenkung" nach
Fresken aus der Basilika Santi Quattro Coronati von 1246 dargestellt. Szene 1: Konstantins Krankheit, sein Traum und die Begegnung mit Papst Sylvester Auf dem Briefmarkenblock von Italien ist die erste Begegnung von Kaiser Konstantin mit Silverster, dem Bischof von Rom, dargestellt. Vorausgegangen soll folgendes gewesen sein: Konstantin litt an einer schweren Krankheit, an Aussatz. Als Heilmittel empfahlen ihm römische Berater grausame Methoden: Das Trinken von Blut unschuldiger Kinder u.ä. Grausamkeiten Da erschienen dem Konstantin im Traum Petrus und Paulus und empfahlen ihm ein anderes Heilmittel: Er sollte zu Papst Sylvester gehen und sich taufen lassen, so würde er gesund. Konstantin ging zu Sylvester und erkannte an den Bildern, die Sylvester ihm von Petrus und Paulus zeigt, dass ihm im Traum tatsächlich die christlichen Apostel Petrus und Paulus erschienen waren.
Szene 2: Konstantins Bekehrung und Taufe (s.Briefmarkenbild
unten links) [Bilder (Marken Vatican 2013): 1700 Jahrestag des Edikts von Mailand. - Szene 2: Taufe des Konstantin. Szene 3: Konstantin beschenkt den Silvester mit der Tiara. Szene 4: Konstantin führt das Pferd des Silvester, als Zeichen seiner Unterordnung.]
Szene 3: Konstantin beschenkt Papst Sylvester mit der Mitra als Zeichen der Herrschaft (s. Briefmarkenbild oben rechts) Das ist der zentrale Teil der Geschichte; das Bild oben rechts wird darum auch meist für die Konstantinische Schenkung wiedergegeben: Rechts auf dem Bild ist Konstantin, links Papst Sylvester. Konstantin schenkt dem Papst die Tiara als Zeichen der Herrschaft über die Kirche, die Kirchen, den Kirchenstaat und die ganze weströmische Welt. Szene 4: Konstantin führt das Pferd von Papst Sylvester (s. das untere Briefmarkenbild in der Gruppe der 3 Marken oben) Mit dieser Geste wird symbolisiert, dass Konstantin dem Papst demütig untergeordnet ist, so wie auch in Zukunft alle weltlichen Mächte, seien es Fürsten, Städte, Könige oder Kaiser, dem Papst untergeordnet sind.
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2. "Konstantinische Wende":
Tolerierung und Privilegierung der christlichen
Religion im römischen Kaiserreich 313, kurz nach der Schlacht an der Milvischen Brücke und der Ernennung Konstantins zum 2. Augustus neben Licinius, vereinbaren Konstantin und Licinius ein "Edikt" über die Religionen im römischen Reich, das meist als "Mailänder Toleranzedikt" bezeichnet wird und das vor allem für die Situation der christlichen Religionen eine dramatische Wende brachte. [Bild (Marke San Marino 2013): 1700. Jahrestag des "Edikts von Mailand"; Abbildung: Medaillon von 315 mit Kaiser Konstantin in Siegerpose, Landkarte mit dem römischen Reich, Christus-Zeichen] 2.1 Zur Situation der christlichen Kirchen vor 313 n.Chr.: Seit dem Leben und Tod Jesu um 30 n.Chr. entstanden rasch christliche Gemeinden, die sich - auch durch die Missionsreisen des Paulus - weit über Palästina im ganzen römischen Reich ausbreiteten. Zunächst war das Christentum von den Römern als jüdische Sekte wahrgenommen und genoss als solche einige Freiheiten. Bald aber wurde die Andersartigkeit erkannt; besonderen Anstoß gab die konsequente Ablehnung der Teilnahme an den Staatskulten für die römischen Götter durch die Christen. Bald kam es zur Verfolgung der Christen. Besonders große Christenverfolgungen wüteten im römischen Reich unter Kaiser Decius (um 250), Valerian (um 258) und unter Diokletian (303 - 305). Viele Bischöfe starben als Märtyrer. Dennoch breiteten sich die Christlichen Gemeinden immer weiter aus. Nach Schätzungen bezeichneten sich um 313 etwa 5 % (nach manchen Schätzungen bis 10 %) der Bewohner des römischen Reiches als Christen; im Osten des Reiches waren es wohl etwas mehr als im Westen. Und die Christen waren mehr unter den unteren und mittleren Schichten zu finden, weniger unter den Eliten. 2.2 Das "Mailänder Toleranzedikt" von 313: Im "Mailänder Toleranzedikt" von 313 vereinbarten
und verfügten die beiden Augusti Konstantin und Licinius die Tolerierung
aller Religionen im römischen Reich: Nicht mehr die Teilnahme an den Kulten
der verschiedenen römischen Götter war Verpflichtung für die römischen Bürger,
sondern die Ausübung jeder Religion war erlaubt, auch die des Christentums.
Damit wurde auch das Ende der Christenverfolgungen Gesetz. Dies Toleranzedikt
brachte eine radikale Wende in der Anerkennung der christlichen Gemeinden. (Das Mailänder Toleranzedikt war nicht das erste Toleranzedikt im römischen Kaiserreich: Bereits 311 hatte der Augustus Galerius ein ähnliches Toleranzedikt erlassen, das aber wegen des baldigen Todes des Galerius kaum Bedeutung bekam.) 2.3 Privilegierung der christlichen Kirchen durch Konstantin Konstantin ging allerdings über die gleichmäßige Tolerierung aller Religionen weit hinaus: Er umgab sich mit christlichen Bischöffen als Berater, er ließ eine Menge Kirchenbauten für die christlichen Gemeinden errichten, er führte den christlichen Sonntag als Feiertag für alle ein. Und: er war der Einberufer und Leiter des ersten christlichen ökumenischen Konzils, des Konzils von Nicaea im Jahr 325: Überraschend ist, dass das 1. ökumenische Konzil
nicht von einem christlichen Bischof oder gar vom Papst (den es zu der Zeit noch
gar nicht gab) einberufen wurde, sondern von einem nichtchristlichen Kaiser.
Konstantin war zu dieser Zeit noch kein eindeutig bekennender Christ (taufen
ließ er sich erst kurz vor seinem Tod im Jahr 337), und auch die alten römischen
Götterkulte pflegte er weiter. Er privilegierte und unterstützte aber die
christlichen Gemeinden. Und er hatte offenbar die Vision, im Laufe der Zeit die
christliche Religion mit ihrer Betonung des Monotheismus zur Staatsreligion zu
machen, zur einzigen Religion in einem Land mit nur einem gottgleichen Kaiser. Das Konzil sollte in Nicaea, nahe bei Byzanz, dem späteren
Konstantinopel, stattfinden. Konstantin berief die christlichen Bischöfe des
Reiches dorthin, zur "Großen und Heiligen Synode der 318 Väter". (Vermutlich ist
das eine symbolische Zahl; manche Schätzungen gehen von etwa 220 Bischöfen aus,
unter ihnen auch manche der später als "Kirchenväter" bezeichneten Theologen. -
Der römische Bischof Sylvester konnte übrigens aus Altersgründen nicht am Konzil
teilnehmen. - Die Bischöfe durften auf Anordnung des Kaisers für die Anreise
nach Nicaea die kaiserliche Post benutzen, wie es sonst nur hohen Beamten
zustand, - auch ein Zeichen für die Unterstützung der Christen.) 2.4 Kontroversen über die Wende zum Christentum bei Konstantin. Wodurch kommt es zur Wende zum Christentum bei
Konstantin? Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Theorien und Kontroversen unter
Historikern: Für manche Forscher war Konstantin schon von seiner Mutter Helena
(die Christin war) christlich beeinflusst. Für andere hat das Erlebnis vor und
in der Schlacht an der Milvischen Brücke eine Bekehrung Konstantins zum
christlichen Glauben bewirkt. 2.5 Folgen der Konstantinischen Wende für die Kirchen Für die christlichen Kirchen brachte die
Konstantinische Wende, erst recht dann die Anerkennung als Staatskirche seit
Theodosius, Anerkennung und ein Ende der grausamen Christenverfolgungen. |
4.3 Zur Entdeckung der Fälschung der "Konstantinischen
Schenkung": Dass das "Constitutum
Constantini" eine Fälschung ist kann man heute rasch entdecken. Es sind zu viele
Fehler/Unwahrheiten drin in einem Text von etwa 315 n.Chr. In der Geschichte hat die Fälschung (wenn man von einer Vermutung von Otto III. absieht) zum ersten Mal Nikolaus von Kues und dann der Humanist Lorenzio Valla um 1450 nachgewiesen. (s. den Artikel über den Renaissance-Humanismus). Dabei spielten vor allem auch sprachliche Gesichtspunkte eine Rolle. Die Reformatoren haben natürlich diese Erkenntnisse gerne aufgegriffen in der Auseinandersetzung mit dem Papsttum. Auch der deutsche Humanist Ulrich von Hutten hat in seiner Polemik die Aufdeckung der Fälschung genüsslich publik gemacht. Die Katholische Kirche hat diese Entdeckung jahrhundertelang ignoriert oder geleugnet, bis ins 19. Jahrhundert. Heute wird auch in der Katholischen Kirche nicht mehr an der "Schenkung" festgehalten. Und das Zeichen der Herrscherwürde, die Tiara, ist seit Papst Benedikt XVI. aus dem Wappen des Papstes verschwunden. [P.S.:Eine Frage an die Vaticanische Briefmarken-Agentur: Was hat man sich wohl dabei gedacht, die 3 oben wiedergegebenen Briefmarken mit den Motiven der "Konstantinischen Schenkung" im Jahr 2013 herauszugeben, und zwar unter der Überschrift "1300 Jahre Toleranzedikt von Mailand"? Als hätte es die Entdeckung der Fälschung nie gegeben...]
4.4 Woher stammt die Fälschung der "Schenkung"? Historiker wie Johannes Fried gehen davon aus, dass die "Legende" wohl im 9. Jahrhundert erfunden wurde, möglicherweise in einem Kloster in der Umgebung von Hinkmar von Reims. Aber Gewißheit ist bisher keine zu finden gewesen. Die Absicht aber war und ist klar: Bei der Entstehung des Papsttums, die ja ein längerer Prozess im ersten Jahrtausend ist, eine unbezweifelbare Bestätigung der Macht und Herrschaft des Papstes über alle anderen Mächte und Gewalten zu liefern.
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3. Literaturhinweise zu Konstantin
dem Großen Jörg-Uwe Albig: Konstantin. Sieger im Zeichen des Kreuzes. In Rom. Die Geschichte des Kaiserreichs. 27 v.Chr. - 476 n.Chr. GEO Epoche. Das Magazin für Geschichte. Nr. 54. Gruner + Jahr, 2012, S. 128ff Oliver Schmitt: Constantin der Große (275 - 337). Kohlhammer-Verlag 2007 Manfred Clauss: Konstantin der Große und seine Zeit. C.H.Beck-Verlag, 1996 Bruno Bleckmann: Konstantin der Große. rororo monographien, 1996 |
5. Weitere Web-Informationen zur "Konstantinischen
Schenkung" Der gesamte Text der Konstantinischen Schenkung ist im Internet zu finden auf Lateinisch (Constitutum Constantini) und in einer deutschen Übersetzung unter |
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