Erster
Weltkrieg (1914 - 1918/19)
Übersicht über den Artikel (mit Links):
I. Einleitung zum Ersten Weltkrieg:
- Vorbemerkungen
zur "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts"
- Zur Vorgeschichte seit 1870 und zu den Hauptakteuren
(Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich usw.)
II. Chronologischer Überblick über
die Kriegsjahre
-
Kriegsjahr 1914: Attentat von Sarajewo,
Kriegserklärungen, Kämpfe im Westen und im Osten
-
Kriegsjahr 1915:
U-Boot-Krieg; Isonzo-Schlacht
- Karte zum Kriegsschauplatz in
Europa
-
Kriegsjahr 1916:
Schlacht um Verdun; Somme-Schlacht; Hungersnot an
der Heimatfront
-
Kriegsjahr 1917:
Kriegseintritt der USA; Friedensversuche;
Revolution in Russland
-
Kriegsjahr 1918:
Waffenstillstand; Revolution in
Deutschland; Kaiser Wilhelm II. im Exil
-
Jahr 1919:
Versailler Vertrag; "Kriegsschuld;"
Weimarer Verfassung; Weimarer Republik
- Jahr 1920:
Vertrag mit dem Osmanischen Reich
III.
Literatur
zum Ersten Weltkrieg und zur Weimarer Republik
I. Einleitung:
Vorbemerkungen
zur "Urkatastrophe des 20. Jhdts."
Der Erste Weltkrieg, die "Urkatastrophe des 20.
Jahrhunderts" (Kennan), gilt nicht nur im Jahr 2014, wo allenthalben an den
vor 100 Jahren begonnenen Krieg erinnert wird, als eines der einschneidenden
Wende-Ereignisse der Deutschen, der Europäischen, der Weltgeschichte.
Dazu ein Zitat aus dem Umschlagstext zu dem Buch von Herfried Münkler: Der große
Krieg. Die Welt 1914 - 1918, Rowohlt-Verlag 2013:
"Er fegte die alte Welt hinweg und haftet seit vier Generationen im kollektiven
Gedächtnis: der Große Krieg. Als Ausbruch aus einem scheinbar stillstehenden
Zeitalter der Sicherheit wurde sein Beginn am 1. August 1914 von vielen noch
euphorisch begrüßt. An seinem Ende, im November 1918, waren zu bilanzieren: 17
Millionen Tote, eine in Trümmer gestürzte Weltordnung und ungestillte
Revanchegelüste. Der Erste Weltkrieg veränderte alles. Nicht nur betraten die
USA und die Sowjetunion die Weltbühne, auch die Ära der Ideologien und
Diktaturen begann, die zu Hitler und schließlich zum Zweiten Weltkrieg mit all
seinen Verwerfungen führte."
Zur Vorgeschichte seit 1870 und zu den
Hauptakteuren:
- Für Deutschland waren 1870/1871 zwei
Ereignisse entscheidend: Der Sieg der vereinigten Deutschen Truppen im Krieg
gegen Frankreich, und die Gründung des - von Bismarck planmäßig vorbereiteten -
Deutschen Kaiserreichs mit der Krönung des Preußischen Königs zum Kaiser
Wilhelms I. in Versailles 1871. Das Deutsche Kaiserreich wollte nun eine
imperialistische Großmacht mit vielen Kolonien werden, wie die anderen Mächte Großbritannien,
Frankreich, Russland usw. auch.
1882 schließen die Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn und
Italien den "Dreibund", auch um Frankreich zu isolieren.
Verstärkt wurde das Großmachtstreben Deutschlands noch seit der Krönung von
Wilhelm II. zum Deutschen Kaiser 1888 (und der Entlassung Bismarcks 1890). Die
markigen Sätze Wilhelms II. etwa in der Marokkokrise verkündeten diese Absicht
auch an alle Länder. Dazu gehörte auch eine forcierte Aufrüstung
Deutschlands, vor allem der von Tirpitz betriebene Kriegs-Flotten-Bau,
mit dem man vor allem Großbritannien auf See gewachsen sein wollte.
Für den Ersten Weltkrieg besonders fatal war die Entwicklung des
(zunächst geheimen) kriegs-strategischen Schlieffen-Plans durch Generalstabschef Schlieffen um
1905
für den Fall eines Krieges: Schlieffen ging davon aus, dass das Großreich
Russland immer mächtiger würde und Deutschland militärisch erdrücken könnte. Da
Russland einen Pakt mit Frankreich geschlossen hatte, könnte Deutschland in
einem 2-Fronten-Krieg von Russland und Frankreich erdrückt werden. Um das zu
verhindern sollte Deutschland präventiv, solange Russland noch nicht voll
aufgerüstet wäre, mit einem Krieg gegen Frankreich beginnen und nach dem
baldigen Sieg über Frankreich dann gegen Russland ziehen. Um Frankreich zu
besiegen sollte Deutschland über Belgien von Norden her nach Frankreich
einmarschieren.
- Österreich-Ungarn hatte bereits 1882 den Dreibund mit
Deutschland und Italien geschlossen.
1908 annektiert Österreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina, die damals noch
zum Osmanischen Reich gehörten. (Sie machten sich damit Serbien zum
Gegner, das von einem Südslawischen Serbischen Großreich träumte, zu dem auch
Bosnien und die Herzegowina gehören sollten.)
- Frankreich hatte den Krieg gegen
Deutschland 1870/71 verloren und dabei auch Elsaß-Lothringen an Deutschland
abtreten müssen. Frankreich musste auch eine riesige Summe an Reparationen an
Deutschland bezahlen. Außer der Sorge vor der neuen Großmacht Deutschland, das
jetzt zum Erbfeind geworden war, war vor allem Revanche für die Niederlage das
bestimmende Ziel Frankreichs. (Frankreich blieb auch während des Weltkriegs und
vor allem bei den "Friedensverhandlungen" wie dem Versailler Vertrag der
erbittertste Gegner Deutschlands, ebenso bei den immensen
Reparationsforderungen.)
1892 vereinbaren Frankreich und Russland einen Beistandpakt für
den Fall eines Angriffs durch einen der Dreibundstaaten.
- Großbritannien:
1904 vereinbarten Frankreich und Großbritannien die "Entente Cordiale", die auch
militärische Kooperation umfasst.
1907 wird die Entente Cordiale durch ein anglo-russisches Abkommen zu einer Art
"Triple-Entente" erweitert. (Dadurch sieht sich Deutschland eingekreist.)
- Das Osmanische
Reich hatte etwa beim Bau der Bagdadbahn
durch deutsche Wirtschaft und Technologie informelle Unterstützung durch
Deutschland erhalten. Ein formelles Bündnis mit den Mittelmächten wurde aber
erst 1914 geschlossen.
In den beiden Balkankriegen 1912 und 1913 hatte das Osmanische Reich alle seine
Länder in Europa (auch Mazedonien) verloren.
Russland hatte in den Balkankriegen bereits Serbien unterstützt, wie auch später im
Ersten Weltkrieg.
[Bild
(Briefmarke Färöer, 2014): 100. Jahrestag des Ausbruchs des 1. Weltkriegs: Kaiser,
Könige, Staatsmänner einiger der verschiedenen kriegführenden Länder während
des 1. Weltkrieges (Abbildungen von links): Georges Clemenceau, französischer
Politiker; Wilhelm II., deutscher Kaiser; Franz Joseph I., Kaiser von
Österreich-Ungarn; Herbert Asquith, Premierminister Großbritanniens; Enver
Pascha, Kriegsminister des Osmanischen Reiches; Zar Nikolaus II., letzter Kaiser
Russlands.]
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1. Weltkrieg
(1914 - 1918/19): Fortsetzung: Kriegsjahre 1916 - 1918/1920
Kriegsjahr 1916:
Schlacht um Verdun; Somme-Schlacht; Hungersnot
Kriegsjahr 1917:
Kriegseintritt der USA; Friedensversuche;
Revolution in Russland
Kriegsjahr 1918:
Waffenstillstand; Revolution in
Deutschland; Wilhelm II. im Exil
Nachkriegsjahr 1919:
Versailler Vertrag; "Kriegsschuld"; Weimarer Reichsverfassung, Weimarer Republik
Nachkriegsjahr
1920:
Vertrag mit dem Osmanischen Reich
Kriegsjahr 1916:
Schlacht um Verdun; Somme-Schlacht; Hungersnot an der
"Heimatfront"
21.2.1916: Schlacht um Verdun beginnt
Die Schlacht um Verdun, mit der die Deutschen die Macht der Allierten
brechen wollten, beginnt und dauert als Materialschlacht und Stellungskrieg aus
den Schützengräben mit
nur geringen Verschiebungen des Frontverlaufs hin oder her 10 Monate, bis sie
erfolglos abgebrochen wird. In der "Hölle von Verdun" starben ca. 700000
Soldaten, etwa ebensoviele Franzosen wie Deutsche.
29.2.1916: Wiederaufnahme des
uneingeschränkten U-Boot-Krieges.
Entgegen dem Willen des deutschen Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg
beginnt die Admiralität wieder mit dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg
16.5.1916: Geheimes Sykes-Picot-Abkommen zur
Aufteilung des Nahen Ostens.
In einem geheimen Abkommen wird ein Teil des Osmanischen Reiches, der Nahe
Osten, im Falle eines Sieges der Entente in verschiedene Interessengebiete
aufgeteilt: Syrien wird zum Interessengebiet Frankreichs erklärt, Palästina,
Jordanien, Mesopotamien zum Interessengebiet Großbritanniens.
27.5.1916: Wilsons Friedensplan
31.5./1.6.1916: Seeschlacht vor dem
Skagerrak
Vor dem Skagerrak treffen in einer großen Seeschlacht
151 britische Schiffe und 99 deutsche Schiffe aufeinander. Die einzige größere
Seeschlacht des 1. Weltkrieges endet ohne Sieger. Opfer der Seeschlacht sind
6094 britische und 2551 deutsche Seeleute.
4.6.1916: Russische Brussilow-Offensive an der
Ostfront
Die Russische Offensive erzielt große Erfolge in Wolynien und in der
Bukowina.
1.7.1916: Beginn der Somme-Schlacht
Noch einmal eine riesige Materialschlacht in Frankreich an der Somme. In
dieser Schlacht wurden auch viele Deutsche Truppen gebunden, die von der
Schlacht von Verdun abgezogen werden mussten. Auch diese Schlacht endet wieder
ohne klare Sieger. Auf deutscher Seite starben (oder wurden verwundet) etwa
500000 Soldaten, auf Seiten der Alliierten etwa 700000 Soldaten.
27.8.1916: Rumänien tritt auf der Seite der
Entente in den Krieg ein.
29.8.1916: Hindenburg und Ludendorff in die
Oberste Heeresleitung (OHL) berufen.
Der bisherige Generalstabschef und Leiter der Obersten Heeresleitung wird wegen
der Erfolglosigkeit vor Verdun und in der Somme-Schlacht abgelöst. Dafür werden
Hindenburg und Ludendorff berufen, die nun mit Kaiser Wilhelm II. zusammen die
OHL bilden. Sie erlangen in den folgenden Monaten fast diktatorische Macht.
ab Sommer 1916: Dramatische Lebensmittel- und
Versorgungsmängel in Deutschland.
Verstärkt wurden diese Versorgungsmängel auch
durch die Seeblockade, die Großbritannien seit Kriegsbeginn verhängt hatte.
Beginn des "Steckrübenwinters" in Deutschland. Hungerproteste und Streiks u.a. in Berlin und
Leipzig. -
Während des Krieges sterben im Deutschen Reich ca. 800000 Menschen an
Unterernährung.
Kriegsjahr 1917:
Kriegseintritt der USA; Vergebliche Friedensversuche;
Revolution in Russland
9.1.1917: Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges von Deutschland.
Auf Anraten der Obersten Heeresleitung ordnet Wilhelm II. die Wiederaufnahme
des U-Boot-Krieges an mit dem Ziel, damit Großbritannien innerhalb von 6 Monaten
zu besiegen. Darauf brechen die USA u.a. die diplomatischen Beziehungen zu
Deutschland ab.
Februar
1917: Rückzug der Deutschen Truppen im Westen auf die Siegfriedlinie
Februar 1917: Februarrevolution in Russland;
Abdankung von Zar Nikolaus II. und Bildung einer provisorischen bürgerlichen
Regierung
6.4.1917:
Kriegseintritt der bisher neutralen USA:
Kriegserklärung der USA an Deutschland (später auch an Österreich-Ungarn)
[Bild (Briefmarke Frankreich, 1967): Eintritt der
Amerikanischen Streitkräfte in den Krieg 1917, General Pershing, US-Soldaten]
19.7.1917: Friedensresolution im Deutschen
Reichstag von Sozialdemokraten, Zentrum und Fortschrittspartei: Forderung
eines Völkerverständigungsfriedens ohne Annexionen. - Diese Friedensresolution
des Reichstags blieb bei der Entente ohne Resonanz, wohl auch weil unklar war
wer jetzt in Deutschland das Sagen hat und welche Bedeutung eine
parlamentarische Resolution hat.
Exkurs zur Spaltung der Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands seit 1917:
Von der Mehrheit der SPD unter dem Parteiführer Friedrich Ebert, die 1914 den
Krieg gegen die Entente noch als Verteidigungskrieg begrüßt hatte (von 1917 an
als Mehrheits-SPD, MSPD, bezeichnet), trennte sich 1917 eine Minderheitengruppe
Unabhängiger Sozialdemokraten (USPD).-
Zunächst innerhalb der USPD bildete sich der Spartakusbund mit den Anhängern
einer radikalen sozialistischen Politik unter der Führung von Karl Liebknecht
und Rosa Luxemburg, die später für einen Umsturz wie in der Russischen
Oktoberrevolution agitierten. (Aus dem Spartakusbund ging am 1.1.1919 die
Kommunistische Partei Deutschlands hervor deren Führer nach dem Tod von
K.Liebknecht und R.Luxemburg Ernst Thälmann wurde.
August 1917: Aufstände bei der Deutschen
Hochseeflotte
Oktober/November
1917: Große Sozialistische Oktoberrevolution in Russland unter Führung
Lenins
[Bild (Briefmarke DDR, 1987): 70. Jahrestag der
Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution in Russland; Abbildung: W.I. Lenin,
Smolny-Gebäude, Panzerkreuzer "Aurora"]
[Entwurf der Briefmarke: Rieß]
November/Dezember 1917:
Waffenstillstandsangebot der neuen Regierung Russlands an Deutschland;
Waffenstillstand. Danach beginnen in Brest-Litowsk deutsch-russische
Friedensverhandlungen
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II. Chronologischer Überblick über
die Kriegsjahre
Der chronologische Überblick hier beschränkt sich
auf die Ereignisse von 1914 bis 1920.
(Zu Baden und Württemberg im Ersten Weltkrieg s. die extra Artikel
Geschichte Württemberg 4,
Republik Württemberg, 1914 - 1945 und
Geschichte Badens)
Kriegsjahr 1914:
Attentat von Sarajewo; Gegenseitige Kriegserklärungen; Beginn
der Kämpfe im Westen und im Osten
28.6.1914:
Attentat von Sarajewo:
Ermordung des
Österreich-ungarischen Thronfolgers und seiner Frau durch den serbischen
Nationalisten Gavrilo Princip, wohl als Vergeltung für die Annexion von Bosnien und
Herzegowina 1908 durch Österreich-Ungarn und als Signal für die Vereinigung
aller Südslawischen Völker unter Führung Serbiens. Österreich macht Serbien für
das Attentat verantwortlich.
[Bild (Marke K+K Militärpost Bosnien +
Herzegowina, 1917): Portraits des Österreich-Ungarischen Thronfolgers Kronprinz
Franz Ferdinand und seiner Ehefrau Sophie Reichsgräfin Chotek, beide gestorben
bei dem Attentat am 28. Juni in Sarajewo, das Auslöser für den 1. Weltkrieg war]
4. - 6.7.1914: "Blankoscheck"
Kaiser Wilhelms II. zur bedingungslosen Unterstützung Österreich-Ungarns
durch Deutschland bei einem Krieg gegen Serbien.
Das Österreichische Außenministerium erforschte in Berlin bei Kaiser Wilhelm II.
die Haltung des Bündnispartners Deutschland bei einem möglichen Krieg
Österreichs gegen Serbien und erhielt durch Reichskanzler Theobald von Bethmann
Hollweg die Zusage einer bedingungslosen Unterstützung.
28.7.1914: Kriegserklärung
Österreich-Ungarns gegen Serbien.
Österreich hatte zunächst Serbien ein kurzfristiges Ultimatum gestellt, das
Serbien weitgehend erfüllen wollte. Dennoch erklärte Österreich Serbien den
Krieg. Abhalten konnte Österreich auch nicht, dass inzwischen Russland für
diesen Fall die Unterstützung Serbiens durch Russland angekündigt hatte.- Die
Hauptinitiative zur Kriegserklärung an Serbien und zur Generalmobilmachung in
Österreich-Ungarn ging wohl von Leopold Graf Bechtold aus, dem Außenminister
Österreich-Ungarns.
1.8.1914: Kriegserklärung
Deutschlands an Russland.
Nach der Mobilmachung Russlands erfolgte die Kriegserklärung Deutschlands an
Russland, danach die Generalmobilmachung in Deutschland.
Auch Frankreich mobilisierte seine Truppen.
Italien und Bulgarien erklärten ihre Neutralität.
2.8.1914: Deutschland schließt
einen Bündnisvertrag mit dem Osmanischen Reich.
3.8.1914: Deutschland erklärt
Frankreich den Krieg.
Nach dem Schlieffen-Plan wollte Deutschland bei einem möglichen 2-Fronten-Krieg
zunächst Frankreich im Westen besiegen, ehe Russland im Osten richtig
aufgerüstet ist.
4.8.1914: Deutsche Truppen
überschreiten die Grenze zum neutralen Belgien, um gemäß dem Schlieffen-Plan
Frankreich vom Norden her, von Belgien aus, zu besiegen.
(Belgien hatte vorher einen Durchmarsch der deutschen Truppen durch sein Land
abgelehnt.)
Darauf tritt Großbritannien, eine der Garantiemächte der Neutralität
Belgiens, in den Krieg gegen Deutschland ein.
Im Reichstag in Berlin werden von allen Parteien Kriegskredite bewilligt.
Auch die SPD, die vor 1914 Krieg und Kriegskredite eindeutig abgelehnt hatte, stimmt jetzt zu. Nur
einzelne SPD-Mitglieder, z.B. Karl Liebknecht, wenden sich dagegen.
(Offenbar war es der deutschen Regierung gelungen, auch den SPD-Führern - wie
der ganzen deutschen Bevölkerung - einzureden, dass es ein gerechter Krieg, ein
notwendiger Verteidigungskrieg vor allem vor einer drohenden Vernichtung durch
Russland sei.)
Zwischen den Parteien wird ein Burgfrieden vereinbart während des Krieges.
In Deutschland - wie in den anderen Ländern - entsteht eine euphorische
Kriegsbegeisterung. Fast jeder will mit Begeisterung in den Krieg ziehen
(von dem man, zumindest in Deutschland, annimmt dass es ein kurzer Krieg sein
wird, der spätestens an Weihnachten siegreich beendet ist.) Der Krieg wird als
notwendiger und berechtigter Verteidigungskrieg dargestellt. Auch Studenten,
Künstler, Literaten, Kirchenvertreter verfassen Kriegsaufrufe. Von den
Grausamkeiten eines solchen umfassenden und langandauernden industrialisierten
Krieges (mit mechanisierten Waffen, Einsatz von Panzern, Einsatz der Luftwaffen,
Einsatz hochgerüsteter Kampfschiffe, Kampf mit U-Booten, auch Einsatz von
Giftgas), wie er erstmals drohte, machten sich die meisten keine Vorstellung.
6.8.1914: Österreich-Ungarn erklärt
Russland den Krieg.
+: Serbien erklärt Deutschland den Krieg.
11.8.1914: Frankreich erklärt
Österreich-Ungarn den Krieg.
12.8.1914: Großbritannien erklärt
Österreich-Ungarn den Krieg.
15.8.1914: Russische Truppen
marschieren in Ostpreußen ein.
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Kriegsjahr 1918:
Entscheidender Sieg der Alliierten; Waffenstillstand
und Kapitulation; Abdankung Kaiser Wilhelms II.; November-Revolution in
Deutschland
8.1.1918: Wilsons
14-Punkte-Friedensprogramm, das die Alliierten
ablehnen
3.3.1918: Die Mittelmächte schließen mit
Russland den Frieden von Brest-Litowsk.
Der Friede von
Brest-Litowsk war ein Diktatfriede Deutschlands mit dem durch die Revolution
geschwächten Russland, bei dem Russland einen Großteil seiner westlichen Gebiete
(Baltikum, Polen, Ukraine) verlor. Illusion des Sieges in Deutschland
März-Juli 1918: Deutsche Offensiven an der Westfront ohne große Erfolge, auch
gescheitert wegen der großen Nachschubprobleme Deutschlands
17.7.1918. Ermordung des Zaren und seiner
Familie in Russland durch die Bolschewiken
8.8.1918: Entscheidender Durchbruch der Alliierten
bei Amiens, Großangriff u.a. mit 450 britischen Tanks. "Schwarzer Tag des
Heeres". Rückzug der deutschen Truppen 14.8.1918: Bei einer Konferenz im Hauptquartier
in Spa erklärt die deutsche Oberste Heeresleitung, also Wilhelm II., Hindenburg
und Ludendorff, die Fortführung des Krieges
für aussichtslos (hält diese Einschätzung aber geheim; in der Öffentlichkeit
wurde weiter der baldige Sieg propagiert)
[Gründe für die deutsche militärische Niederlage:
Unterschätzung der Militärmacht der Allianz-Mächte, Überschätzung und Überforderung des deutschen Militärs, Erschöpfung
der Frontsoldaten und der "Heimatfront", Überdehnung im Osten,
Verlust der Bündnispartner, Kriegseintritt der USA 1917]
28.9.1918: Hindenburg und Ludendorff fordern
sofortigen Waffenstillstand
30.9.1918: Wilhelm II. kündigt an, im Deutschen
Reich ein parlamentarisches System einführen zu wollen
3.10.1918: Prinz Max von Baden wird zum
Reichkanzler berufen. Verfassungreform: Der Reichskanzler bedarf der Zustimmung
des Reichstags. (Parlamentarische Monarchie)
Oktober/November 1918: Ende des Kaiserreichs
Österreich-Ungarn:
In Österreich-Ungarn brechen revolutionäre Unruhen aus. Die Tschechoslowakische
Republik wird ausgerufen. Karl dankt als Kaiser von Österreich ab (11.11.), dann
auch als König von Ungarn. Republik Deutsch-Österreich.
4.10.1918: Waffenstillstandsangebot der
deutschen Regierung an die USA (Wilson) auf Grundlage seiner 14 Punkte. Wilson stellt
weitere Bedingungen, u.a. demokratische Bevollmächtigte in Deutschland als
Verhandlungspartner und die Abdankung des Kaisers. Es kommt zu keinen
Verhandlungen
26.10.1918: Entlassung Ludendorffs; Nachfolger
wird General Groener
28.10.1918: Gehorsamsverweigerung bei der deutschen Flotte in
Wilhelmshaven (zunächst Weigerung zu einem Himmelfahrtskommando auszulaufen,
dann Weigerung den Krieg fortzusetzen)
4.11.1918: Ausweitung und Sieg der
Meuterei bei der Flotte in Kiel,
danach: Ausweitung der Revolution auch auf das ganze Land.
Bildung von
Arbeiter- und Soldatenräten in ganz Deutschland
8.11.1918: Sturz der Wittelsbacher in
München und Ausrufung des "Freistaats Bayern"
9.11.1918: Die revolutionäre
Bewegung erreicht Berlin ("Novemberrevolution"):
- Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündet
eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelms II. (der
danach ins Exil nach Holland geht). (Formell dankt dann der
Kaiser am 28.11.1918 ab.)
- Max von Baden überträgt die
Regierungsgeschäfte an den
Führer der stärksten Partei, an den Mehrheits-Sozialdemokraten Friedrich Ebert (MSPD)
- Philipp Scheidemann (MSPD) ruft vom Berliner Reichstag
aus die Republik aus
- Karl Liebknecht ruft kurz darauf in Berlin die "sozialistische
Republik" aus.
10.11.1918: Bildung der
Regierung der
Volksbeauftragten aus je 3 Mitgliedern der MSPD (u.a. F.Ebert) und der USPD.
Friedrich Ebert, der 1919 auch zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer
Republik gewählt wurde, war der wohl wichtigste Politiker bei der Bewältigung
eines geordneten Übergangs zur Weimarer Republik und bei der Gestaltung der
ersten Jahre der Republik.
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22.8.1914:
In Deutschland wird der pensionierte General Paul von Hindenburg zum Chef
der 8. Armee an der Ostfront berufen, sein Stabschef wird Erich
Ludendorff
[Bild (Briefmarke Deutsches Reich, 1930):
Portrait von Reichspräsident General Hindenburg; Aufdruck "30.Juni 1930", dem Termin des
Abzugs der alliierten Besatzung aus dem letzten Teil des Rheinland]
22.8.1914: Russische Truppen
marschieren in Galizien ein.
In den anschließenden Schlachten verliert das k.u.k.Heer ca. 300 000
Soldaten (Tote, Verwundete, Vermisste).
23.8.1914: Japan erklärt
nach einem Ultimatum Deutschland den Krieg.
Japan, ein Verbündeter Großbritanniens, verlangte vor allem von Deutschland die
Räumung des deutschen Schutzgebiets (Kolonie) Kiautschou mit der Hauptstadt Tsingtau
in China.
23.-31.8.1914: Schlacht bei
Tannenberg: Sieg deutscher Truppen über Russland.
Bei Tannenberg in Ostpreussen (und später an den Masurischen Seen) besiegen die deutschen Truppen unter
Hindenburg und Ludendorff als "Befreier Ostpreussens" große Teile der russischen
Armeen.
-
Diese Siege bestärkten in Deutschland die Hoffnung auf einen
schnellen Sieg im Krieg und sie begründeten den Mythos Hindenburg, der
bis zum Tode Hindenburgs 1934 entscheidende Bedeutung für die weitere Deutsche
Geschichte bekam (Berufung Hindenburgs in die Oberste Heeresleitung 1916, Wahl
Hindenburgs zum Reichspräsidenten 1925, Berufung Hitlers zum Reichskanzler
durch Hindenburg 1933).
In Tannenberg errichtete
Deutschland 1927 zur Erinnerung an den Sieg bei Tannenberg und an Hindenburg das
Tannenberg-Denkmal, das von den Nationalsozialisten zum
Tannenberg-Nationaldenkmal erklärt wurde. (Es sollte auch die Revanche für eine
bittere Niederlage dokumentieren, die mit dem Ort Tannenberg (oder Grunwald)
verbunden ist: Die
Niederlage des Deutschen Ordens 1410 durch ein Polnisch-Litauisches Heer.) -
Das Tannenberg-Denkmal wurde 1945 von deutschen Soldaten zerstört.
[Bild (Briefmarke Deutsches Reich, 1935):
Tannenberg- Nationaldenkmal, im Hintergrund: Reichsadler]
5. - 12.9.1914: Marneschlacht:
An der Westfront bringen die Franzosen den deutschen Vormarsch zum Stehen.
Nachdem
die Deutschen Truppen relativ rasch Luxemburg und Belgien durchquert hatten,
dabei in Brüssel und Löwen große Zerstörungen hinterließen, kommt es an der
Ysere und an der Marne zu schweren Schlachten.
[Bild (Briefmarke Belgien, 2000): 1.
Weltkrieg: Uzerfront / Front de l'Yser]
In
den Schlachten an der Marne sind die Franzosen siegreich und beenden die
deutsche Westoffensive. Der weitere Krieg an der Westfront erstarrt zum Stellungskrieg.
[Bild
(Briefmarke Frankreich 1964): 50. Jahrestag des Sieges an der Marne. - Abbildung:
Französische Truppenbewegung durch beschlagnahmte Pariser Taxis.]
September 1914:
Septemberprogramm über die Kriegsziele Deutschlands, geheimes Programm
verfasst im
Auftrag des deutschen Kanzlers Bethmann-Hollweg: Deutschland möchte einige
wirtschaftlich wichtige Gebiete Frankreichs annektieren, auch Luxemburg und Teile
Belgiens, dazu eine gesamteuropäische Wirtschaftsunion unter
Deutscher Führung schaffen; im Osten sollen die Baltischen Staaten und Teile
Polens Deutschland angegliedert werden, dazu sollen die meisten Staaten
Südosteuropas und Südrusslands in Abhängigkeit von Deutschland kommen; in Afrika
soll ein riesiges zusammenhängendes mittelafrikanisches Deutsches Kolonialreich
geschaffen werden. (Dieses Septemberprogramm wurde erst in den 1950er Jahren von
dem Historiker Fischer in einem Archiv entdeckt. Es diente Fischer als Beleg für
seine These: Der Weltkrieg war Deutschlands geplanter "Griff nach der Weltmacht".)
28./29.10.1914: Krieg am Schwarzen
Meer zwischen dem Osmanischen Reich und Russland:
Ohne formelle Kriegserklärung bombardiert das Osmanische Reich Russische Häfen
am Schwarzen Meer, u.a. auf der Krim, und die Russische Schwarzmeerflotte.
Darauf erklären Rußland, Großbritannien und Frankreich dem Osmanischen Reich
den Krieg.
7.11.1914: Japanische Truppen erobern
die deutsche Kolonie Kiautschou in China, um über diesen Weg sein Land
nach China auszudehnen.
Ende 1914: Die meisten anderen
Kolonien Deutschlands in Afrika und im Pazifik werden nach Kriegsbeginn
von den Truppen der Entente übernommen: Togo, Kamerun,
Deutsch-Südwestafrika (Kapitulation der deutschen "Schutztruppen" im Juni
1915). Nur in Ostafrika leisten die deutschen Kolonialtruppen unter
Lettow-Vorbeck erfolgreich
Widerstand
bis zum Waffenstillstand im November 1918.
Im Pazifik besetzt Japan die deutschen Kolonialgebiete auf den Marianen-, den
Karolinen- und den Marshall-Inseln. Die Kolonie Samoa und der
deutsche Teil von Neuguinea wird von Neuseeland und Australien für die
Entente erobert.
[Bild (Briefmarke Samoa 1914): Briefmarke
der Deutschen Kolonie Samoa. Abbildung: Kaiseryacht SMS "Hohenzollern"]
Kriegsjahr 1915:
U-Boot-Krieg; Isonzo-Schlacht
22.2.1915: Deutschland erklärt den
uneingeschränkter U-Boot-Krieg
Deutschland erklärt den U-Boot-Krieg, die Torpedierung von
Kriegs- und Handelsschiffen aller Staaten in den zum Kriegsgebiet erklärten
Meeren (z.B. um Großbritannien).
22.4.1915:
Erstmals Einsatz von giftigem Chlorgas durch Deutschland im Krieg an der Westfront.
(Das besonders grausame Giftgas für den Kriegsgebrauch wurde von dem deutschen
Chemiker Fritz Haber entwickelt, der im Jahr 1918 merkwürdigerweise trotzdem den Nobelpreis für Chemie erhielt.)
3.5.1915: Italien verläßt den Dreibund
und erklärt Deutschland und Österreich den Krieg.
Italien, das sich bisher nicht am Krieg beteiligt hatte, kündigt nun auch
formell seine Mitgliedschaft im bisherigen Dreibund mit Deutschland und
Österreich-Ungarn und erklärt beiden bis zum August 1915 bzw. August 1916 den Krieg.
Die Kämpfe zwischen Italien und Österreich-Ungarn konzentrieren sich auf die
Isonzo-Linie im Grenzgebiet zu Jugoslawien.
7.5.1915: Versenkung der "Lusitania" durch
ein deutsches U-Boot.
Im Mai 1915 wurde vor der Irischen Küste der britische Luxusdampfer "Lusitania"
von dem deutschen U-Boot U 20 versenkt. Das Schiff hatte außer fast 2000
Passagieren vermutlich auch Kriegsmaterial an Bord. 1198 Passagiere starben,
darunter auch über 100 Amerikaner
[Bild (Briefmarke Isle of Man, 1980): Untergang
der "Lusitania" und Suche des Segelschiffs "Wanderer" nach Überlebenden]
Der amerikanische Präsident, Woodrow Wilson (die USA waren 1915 noch nicht
Kriegspartei) fordert von Deutschland wenigstens eine Verurteilung der
Versenkung und ein Ende des U-Boot-Krieges. Um die Beziehungen zu USA nicht zu
gefährden sagt Deutschland wenigstens eine Einschränkung des U-Boot-Krieges zu
(bis Deutschland 1917 den uneingeschränkten U-Boot wieder aufnahm).
14.10.1915: Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten
der Mittelmächte. |
11.11.1918: Unterzeichnung der
bedingungslosen Kapitulation der Mittelmächte, des völligen
Waffenstillstands aller Beteiligten. Damit war wenigstens das weitere
gegenseitige Morden im Weltkrieg zu Ende. (Formelle Friedensverträge folgten
erst im folgenden Jahr.)
Der
Waffenstillstand musste am 11.11.im Wald von Compiègne.unterzeichnet werden.
Für Deutschland wurde der Waffenstillstand
vom Leiter der Deutschen Delegation Matthias Erzberger
unterzeichnet.
Die
Bilanz der Menschen-Opfer des 1. Weltkrieges war unvorstellbar
grauenvoll. Insgesamt schätzt man bei den kriegführenden Heeren (also ohne die
zivilen Opfer, deren Zahl mit ca. 8 Millionen Toten geschätzt wird) ca. 9 Millionen Tote und ca. 20 Millionen Verwundete.
[Bild (Briefmarke Frankreich, 1958): 40 Jahre
Waffenstillstand von 1918; Motiv: Kornblumen und Kornhalme vor Soldatengrab]
Die verschiedenen Länder hatten davon etwa
eine folgende Anzahl von toten Soldaten zu beklagen (Zahlen nach dem Atlas zur
Geschichte 1, VEB Haack, Leipzig, 1981, S. 125 und Spiegel Geschichte Nr.
5/2013, S. 40):
Russland etwa 1,8
bis 2,3 Millionen Tote
Deutschland etwa 1,9 bis 2,0 Millionen
Frankreich etwa 1,3 bis 1,5 Millionen
Österreich-Ungarn 1,1 bis 1,5 Millionen
Großbritannien 0,7 Millionen
Italien
0,5 Millionen
USA
0,1 Millionen
Übrige
0,9 bis 1,2 Millionen Tote
Nachkriegsjahr 1919:
Versailler Vertrag, Weimarer Reichsverfassung, Beginn der Weimarer Republik
5./11.1.1919: Unruhen und Straßenkämpfe in Berlin
(Spartakusaufstand)
15.1.1919:
Ermordung der KPD-Politiker Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch
Freikorpsoffiziere in Berlin.
11.2.1919: Friedrich Ebert wird deutscher
Reichspräsident 28.4.1919: Gründung des
Völkerbundes auf der Pariser Friedenskonferenz
28.6.1919: Deutschland unterzeichnet im
Versailler Schloss den "Versailler Vertrag", den Friedensvertrag für
Deutschland mit den Alliierten
Der
Waffenstillstand musste am 11.11.im Wald von Compiègne.unterzeichnet werden.
Für Deutschland wurde der Waffenstillstand
vom Leiter der Deutschen Delegation Matthias Erzberger
unterzeichnet.
Exkurs zum
Versailler Vertrag: Die
Siegermächte (in den Vorverhandlungen, an denen Deutschland nicht
teilnehmen durfte, nahmen 27 Länder teil) hatten am 7.5. der deutschen Delegation in Versailles die nicht
verhandelbaren Bedingungen eines Friedensvertrags diktiert: Deutschland soll die
alleinige Kriegsschuld am 1. Weltkrieg akzeptieren und auch für die Kosten der
beteiligten Länder aufkommen; Deutschland leistet riesige Reparationen in noch
festzulegendem Umfang; Deutschland verliert viele Randgebiete, z.B. das Elsass
wieder an Frankreich, das Saarland bis zu einer Volksabstimmung an Frankreich;
Danzig wird neutralisiert; Deutschland wird nur ein sehr begrenztes Zahl von
Militärs zugestanden, schwere Waffen sind ganz verboten; an der Rheingrenze zu
Frankreich wird eine breite entmilitarisierte Zone vorgeschrieben; eine
Vereinigung mit Deutsch-Österreich wird untersagt; u.v.a. - Viele dieser
Bedingungen des von den meisten Deutschen als "Schanddiktat" verstandenen
Versailler Vertrags waren die Folie für den Aufstieg Hitlers und für den Beginn
des 2. Weltkriegs.
Keiner wollte einen solchen Vertrag unterschreiben. Da es aber keine Alternative
gab ermächtigte und beauftragte schließlich am 23.6.1919 die Weimarer
Nationalversammlung die Reichsregierung zur Unterzeichnung des Vertrags was am
28.6. erfolgte.
Exkurs zur Frage
nach der "Kriegsschuld" /
Zur Frage nach der Verantwortung
für den Weg in den Krieg:
Die Frage, wer "Schuld" am Ausbruch des Ersten
Weltkriegshat, wer die Verantwortung für die Entstehung und Ausweitung des
Krieges trägt und für die Verhinderung aller Friedensbemühungen, ist unter
Historikern immer wieder umstritten. Die eine Extremposition wurde in den 1960er
Jahren durch den Historiker Fritz Fischer formuliert mit der These von
Deutschlands geplantem "Griff nach der Weltmacht". Eine andere Position wird in
dem zur Zeit besonders populären Buch des Englischen Historikers
Christopher Clark vertreten: "Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten
Weltkrieg zog" (deutsch erschienen 2013). Clark beschreibt sehr ausführlich die
"Schuld" und Versäumnisse, die Ziele und Ziellosigkeiten bei allen beteiligten
Ländern, natürlich auch in großem Maße bei Deutschland und Österreich-Ungarn,
aber eben nicht allein.
Spätestens nach der Unterzeichnung des
Versailler Vertrags durch die Weimarer Parteien wurde vor allem in der
konservativen und rechtsextremen Bevölkerung die "Dolchstoßlegende" immer
populärer (die Hindenburg und Ludendorff schon dadurch vorbereitet hatten, dass
sie ihre Einschätzung der militärischen Niederlage im Herbst 1918 geheim
gehalten hatten): Deutschland sei im Feld unbesiegt gewesen, es sei ihm nur von
den Revolutionären der Novemberrevolution und von den Weimarer Parteien der
Dolch in die Brust gestoßen worden.
11.8.1919:
Die Weimarer Reichsverfassung
wird am 31.7.1919 durch die Nationalversammlung verabschiedet
und am 11.8. durch Reichspräsident Ebert unterzeichnet.
Beginn der Weimarer
Republik.
10.9.1919: Österreich unterzeichnet den Friedensvertrag von St. Germain:
Wien muß u.a.Südtirol und Triest an Italien abtreten, die Unabhängigkeit
Ungarns, der Tschechoslowakei, Polens, Serbiens u.a. anerkennen. Eine
Vereinigung der Rest-Republik Österreich mit Deutschland wird verboten.
Nachkriegsjahr 1920:
Friedensvertrag für das Osmanische Reich
11.8.1920: Das Osmanische Reich unterzeichnet den
Friedensvertrag von Sèvres.
Darin wird das bisherige Osmanische Reich bis auf einen Rest in der Türkei
weitgehend aufgelöst. Das Gebiet Syriens wird Französisches Mandatsgebiet,
Palästina und Mesopotamien (heute Irak) werden Britisches Mandatsgebiet. Von
Griechen bewohnte Gebiete in der Westtürkei bleiben strittig: sie werden erst
1923 im Frieden von Lausanne der Türkei zugesprochen (was zur Vertreibung der
Griechen aus diesen Gebieten führte).
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