1. Post
und Post- Routen 1490 - 1851
1490 gilt als Geburtsjahr der neuzeitlichen Post. Zwar gab es schon bei den
Römern
eine Art Staatspost mit Poststationen zur Beförderung von Nachrichten,
Gütern und Personen, und solche Postrouten bestanden auch in den von
den Römern besetzten Gebieten Süddeutschlands. Mit dem Ende des
römischen Reiches im 5. Jahrhundert verfielen jedoch diese Poststrecken.
1490 beauftragt der spätere Kaiser Maximilian I. den Italiener Franz von Taxis, eine feste Postverbindung zwischen Maximilians beiden Residenzen Innsbruck und Mecheln bei Brüssel einzurichten. [Bild
(Schmuckblatt der Post, 1990): 500 Jahre Post; Route der von Maximilian
I. veranlassten ersten Postroute von Innsbruck nach Mecheln; dazu Darstellung
dreier Dokumente, in denen die Postgründung bezeugt ist; 2 Markenmotive
mit "Der kleine Postreiter" von Dürer]
Es werden feste Poststationen aufgebaut, im Abstand von je einer Tagesreise. Diese Poststationen bekommen im Lauf der Zeit erhebliche wirtschaftliche Bedeutung: Sie sind Treffpunkt, Gasthaus, Herberge, Tausch- und Handelsplatz - und Pferdestall. (Auch kleinere Poststationen wie etwa Schwieberdingen halten für die Pferdewechsel und Vorspanndienste oft bis zu 100 Pferde vor). Poststationen sind wichtige Kristallisationspunkte zur Entwicklung der Dörfer und Städte.
[Bild
(Briefmarke BRD, 1984): Posthaus der Kaiserlich Taxis'schen Post in Augsburg,
einem der Hauptknotenpunkte an den großen Postrouten; nach einem Gemälde aus dem
Jahr 1616. - In Ermangelung einer Abbildung einer Poststation in Baden oder
Württemberg ist hier Augsburg als Ersatz ausgewählt. Immerhin gehörte Augsburg
zu Schwaben.]
Zunächst bleibt diese Post für kaiserliche und staatliche Nachrichten und Dokumente reserviert. Ab 1516 werden auch Privatbriefe befördert. Die Post wird bald zum wichtigsten Kommunikationsmedium; mit den Postkutschen werden dann auch Güter und Personen befördert. Die Hauptstrecke der ersten
Post von 1490 geht auch durch Württemberg und Baden: Entlang der alten
Römerstraße (der heute etwa die Bundesstrasse B 10 folgt) führt
sie von Ulm/ Söflingen über Geislingen, Plochingen, Cannstatt,
durchs Strohgäu und Kraichgau (Enzweihingen - Bretten - Bruchsal)
nach Rheinhausen und Speyer.
Betrieben wurde die Post meist durch die Familie Thurn & Taxis. Sie hatten 1595 quasi das Postmonopol im Reich durch Kaiser Rudolf II. erhalten. Das Hauptpostamt des Generalpostmeisters Fürst von Taxis in Südwestdeutschland war in Cannstatt. (Es gab allerdings häufigen "Poststreit" um die Anerkennung dieses Postmonopols: Viele Länder, etwa Preußen, bauten eine landeseigene Post auf. - In Wirtemberg versuchte man den Poststreit durch ein probates Mittel zu entschärfen: durch Heiratspolitik. 1727 heiratete Erbprinz Karl Alexander die Prinzessin Maria Augusta von Thurn und Taxis.) 1805 wurden in Baden
und in Württemberg alle Postanstalten verstaatlicht; diese Regelung
wurde vom Wiener Kongress 1815 bestätigt. Baden und Württemberg
schlossen dann aber 1811 und 1819 Verträge mit dem Haus Thurn &
Taxis, nach denen Thurn & Taxis weiterhin mit der Durchführung
der Post beauftragt wurde und dafür eine erhebliche Abgabe an das
Großherzogtum Baden und an das Königreich Württemberg zu
zahlen hatte. Erst 1851 gab es hier Veränderungen.
2. Post im Großherzogtum Baden 1851 - 1871 1851 übernahm Baden
die Post von Thurn und Taxis in eigene Regie. Sichtbares Zeichen ist die
Ausgabe eigener Postwertzeichen:
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3. Königl.
Württembergische Post 1851 - 1920
Im Jahr 2001 werden mehrfach 150-jährige Jubiläen gefeiert: 1851, am 28.3.1851, übernahm - ebenso wie Baden - auch Württemberg unter König Wilhelm I. die Post von Thurn und Taxis in eigene Regie. Württemberg trat dann dem Deutsch- Österreichischen Postverein bei (was auch auf den ersten Briefmarken zu lesen ist). Am 15. Oktober 1851 wurden im Königreich Württemberg die ersten eigenen Briefmarken ausgegeben. (Württemberg war damit der 7. Staat in Deutschland mit eigenen Breiefmarken.) Motiv der ersten Marken waren einfach Ziffern in der Raute; die ersten 4 Werte waren von 1 bis 9 Kreuzer. Der Hinweis auf den Deutsch-Österreichischen Postverein findet sich am Rand auf jeder Marke. [Bild (Ganzsache der Post, Belegstück zur Sindelfinger Briefmarkenmesse 2001): 150 Jahre Württemberg Marken, Erst-Ausgabetag 15. Okt. 1851; König Wilhelm I. auf seinem Araberhengst; erste 4 Marken des Königreichs Württemberg] Seit 1857 erschien als Motiv auf den Briefmarken das Wappen Württembergs. [Bild (Marke Württemberg, 1857): Eine der ersten Freimarken der Königlich- Württembergischen Post, 1857; Wappen des Königreichs Württemberg] Die Post im Königreich Württemberg betrieb dann - wie in den anderen Ländern - auch die Telegrafie und später die Telefondienste; durch den Bau der Eisenbahnen wurden bald immer mehr Postdienste über die Bahn abgewickelt.
[Bild
(Briefmarke BRD, 1973): Posthausschild der königlich Württembergischen Post, um
1880, mit dem Wappen des Königreichs Württemberg und dem Wahlspruch "furchtlos
und treu"] Mit der Reichsgründung 1871 gingen fast alle Landespostdienste in Deutschland in der Reichspost auf; nur Bayern und Württemberg behielten die eigene Posthoheit und die eigene Landespost, und eigene Briefmarken. Diese "Reservatrechte" waren ein Zugeständnis, um die Zustimmung von Bayern und Württemberg zum Deutschen Reich zu erhalten. 1902 verzichtete Württemberg dann auch auf eigene Briefmarken für den öffentlichen Postverkehr; es wurden die Marken der Reichspost verwendet. Bei den Dienstmarken (Marken für den Dienstverkehr zwischen den Behörden) verausgabte Württemberg noch eigen Marken bis 1920. Als
mit der Weimarer Verfassung von 1919 auch die postalischen Sonderrechte
Württembergs und Bayerns zu Ende gingen, verabschiedete sich Württemberg
von der eigenen Posthoheit mit 4 Dienstmarken, der sogenannten Abschiedsausgabe.
Motive dieser "Staatsmarken" des Volksstaats Württemberg sind Stuttgart,
Tübingen,
Ulm
und Ellwangen.
[Bild (Marke Württemberg,
1920): Abschiedsausgabe von 1920: Blick auf Stuttgart, mit Stiftskirche,
Altem Schloss, Jubiläumssäule]
4. Briefmarken der Besatzungszonen 1945 - 1949 1947 gab es noch einmal für kurze Zeit, bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949, eigene Briefmarken in der Französischen Besatzungszone für Baden und Württemberg. Für
Baden
(Südbaden) erschienen in dieser Zeit 23 Markenmotive. Es sind - neben
eher unpolitischen Landschaftsmotiven vom Schwarzwald und vom Bodensee,
von Freiburg und Rastatt, - Marken mit vom Nationalsozialismus unbelasteten
Personen, die den Franzosen besonders wichtig waren und die auch der Umerziehung
dienlich waren: neben J. W. Goethe, F. Schiller und J.P. Hebel
waren es H. Heine, H. Baldung, Großherzogin
Stephanie,
C. Schurz. [Bild (Marke Baden, 1949): 100-Jahr-Feier des Freiheitskampfes um Rastatt; Freiheitskämpfer Carl Schurz, Rastatter Schloss] In der Französischen Besatzungszone Württembergs, dem Land Württemberg- Hohenzollern, erschienen von 1947 - 1949 insgesamt 19 Markenmotive. Abgebildet sind meist Städte- und Landschaftsmotive aus Südwürttemberg, aber auch Freiheitsdichter wie F. Schiller, F. Hölderlin, L. Uhland.. [Bild (Marke Württemberg-Hohenzollern, 1947): Barockkirche von Zwiefalten] |
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