WappenLexikon Geschichte Baden-Württemberg:
Baden+Württemberg 1945 - 1952
philatelistisch unterstützt.  © Manfred Ebener

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Nachkriegszeit, Besatzungszeit im Gebiet von Baden und Württemberg (1945 - 1952)

Die Nachkriegszeit war geprägt von der Bewältigung der Kriegsfolgen: Trauer um die Toten des Krieges, Wiedereingliederung der Soldaten, Überleben, Hunger, Aufbau der zerstörten Städte, Wirtschaftlichem Wiederaufbau, Entnazifizierung und "Umerziehung", Eingliederung der Millionen von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen.

Durch die Beschlüsse von Jalta (1944) sollte der Norden von Baden und Württemberg Besatzungszone der USA sein, der Süden Besatzungszone Frankreichs.  (Hohenzollern, das von 1849 - 1945 zu Preußen gehörte, sollte natürlich kein selbstständiges Land mehr sein. Und Preußen sollte ja aufhören zu existieren.) Die Grenze lag etwa bei der heutigen Autobahn Karlsruhe - Ulm. 

Die beiden Besatzungszonen entwickelten sich sehr unterschiedlich: In der amerikanischen Besatzungszone gab es weniger wirtschaftliche Ausbeutung, dafür wurde die Entnazifizierung und die Umerziehung zur Demokratie besonders betont.
In der französischen Besatzungszone wurde weniger Wert auf die Entnazifizierung gelegt, dafür wurde das Land für Reparationen genommen (Das ist kein Wunder bei dem verarmten und von den Deutschen vorher ausgeplünderten Frankreich, das erst in letzter Sekunde zu den Siegermächten gekommen war). Vertriebene und Flüchtlinge wurden bis 1947 keine in den Französischen Besatzungszonen aufgenommen.

Die Grenze zwischen den Besatzungszonen war in den ersten Jahren fast hermetisch abgeriegelt und nur mit Passierscheinen mühsam zu überwinden.

Aufbau der Länder:

In der amerikanischen Zone wurde durch die Militärregierung bald eine Verwaltungseinheit für Nordwürttemberg und Nordbaden gebildet. Bereits im August 1945 wurde die Bildung eines neuen Landes Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart ins Auge gefasst.

R. MaierDie Amerikaner beauftragten Reinhold Maier als Ministerpräsidenten, Theodor Heuss als Kultusminister für Württemberg-Baden..
Im Januar 1946 tagte eine "Vorläufige Volksvertretung"; die Verfassungsgebende Landesversammlung wurde im Juni 1946 gewählt (diesmal schon mit den neu gegründeten Parteien, wobei die CDU die Mehrheit erhielt); im November 1946 wurde die Landesverfassung für Württemberg- Baden beschlossen.
Reinhold Maier, DVP,  war Ministerpräsident einer Allparteienregierung für Württemberg- Baden.

[Bild (Briefmarke BRD, 1989): 100. Geburtstag von Reinhold Maier, DVP/FDP- Politiker; Portrait Reinhold Maiers]
[Entwurf der Briefmarke: Gerd Aretz]


In der französischen Besatzungszone wurde im Süden Württembergs 2 Länder gebildet:

C. SchmidIm Oktober 1945 entstand aus den südlichen Gebieten Württembergs und dem früher preußischen Hohenzollern-Sigmaringen das Land Südwürttemberg- Hohenzollern, mit Tübingen als Verwaltungszentrum. 
Carlo Schmid wurde in Tübingen als Staatssekretär eingesetzt.

[Bild (Marke BRD, 1996): 100. Geburtstag von Carlo Schmid, SPD-Politiker; Portrait Carlo Schmids]
[Entwurf der Briefmarke: Gerd Aretz]

BebenhausenIm November 1946 wurde eine Beratende Landesversammlung zugelassen; die Verfassung für Südwürttemberg wurde von der Landesversammlung in Bebenhausen beraten und im Mai 1947 verkündet. Staatspräsident der ersten Regierung wurde Lorenz Bock, nach dessen Tod Gebhard Müller, CDU.

[Bild (Marke Württemberg-Hohenzollern, 1947): Bebenhausen, Tagungsort der Landesversammlung für Südwürttemberg- Hohenzollern; Innenhof des Klosters Bebenhausen]
[Entwurf der Briefmarke: V.K. Jonynas]

RastattIm Süden Badens, von Baden-Baden und Rastatt bis zum Bodensee, entstand das Land (Süd-)Baden mit Freiburg als Hauptstadt. Später als in den anderen Ländern, im November 1946, fand hier die Wahl der Beratenden Landesversammlung statt; im November 1947 wurden Landtagswahlen durchgeführt, die der CDU eine klare Mehrheit brachten. Leo Wohleb (1889 - 1953), CDU, wurde Staatspräsident in Baden. Er und die "Altbadener" haben beim "Streit um den Südweststaat" eine zentrale Rolle gespielt.

[Bild (Marke Süd-Baden, 1947): Schloss Rastatt]
[Entwurf der Briefmarke: V.K. Vonynas]

Gründung von Baden-Württemberg als neues Bundesland (1952)

Vorgeschichte:

Bis 1945 gab es im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg die 3 Länder Württemberg, Hohenzollern (ein Land Preußens) und Baden mit eigener Geschichte und eigenem Selbstverständnis. (Die Badener hielten sich z.B. für liberaler, demokratischer, weniger pietistisch als die Württemberger; es gab auch damals "Badische und Un-Symbadische"). Auf eine engere Verbindung oder eine Fusion der Länder deutete wenig. Zwar gab es vereinzelt (etwa von Theodor Heuss) schon nach dem ersten Weltkrieg Ideen zu einem einheitlichen Südweststaat; breitere Wirkung hatten sie nicht.

Auch die Überlegungen der Alliierten zu einer Neuordnung Deutschlands nach dem Ende des Krieges in der Konferenz von Jalta 1944 gingen davon aus, dass zumindest Baden und Württemberg so unterschiedliche Länder seien, dass sie auch in einem neuen Deutschland als eigene Länder erhalten bleiben sollten. Beide würden Teil der amerikanischen Besatzungszone sein.

BW 1945Die Situation veränderte sich, als Ende 1944 Frankreich zu den bisherigen drei alliierten Siegermächten dazukam und ihm eine eigene Besatzungszone im Süden zugesprochen wurde. Strittig war, welches Gebiet dies sein würde. Da die Amerikaner das industrielle Kernland Württembergs und auch Nordbaden mit Mannheim und Heidelberg, mit dem amerikanischen Hauptquartier in Deutschland, für sich beanspruchten, wurde die französische Besatzungszone auf das Gebiet südlich der Autobahnlinie Karlsruhe - Ulm festgelegt. Damit entstanden französische und amerikanische Besatzungszonen quer zu den bisherigen Ländern Württemberg und Baden und jeweils mit Teilen Badens und Württembergs. Die damit gegebenen Verwerfungen und Spannungen wurden ein wichtiger Motor für eine neue Länder- Lösung im Südwesten.

[Bild (Karte aus dem Band von Wehling u.a.: Baden-Württemberg - Vielfalt und Stärke der Regionen): Die Länder Württemberg-Baden, (Süd-)Baden und Württemberg-Hohenzollern 1945-1952, mit den jeweiligen Wappen.]
[Vergrößerung der Karte durch Anklicken!]

Initiativen zum Südweststaat:

Bereits 1946 gab Wilhelm Keil, Präsident der Verfassunggebenden Landesversammlung für Württemberg-Baden in Stuttgart, Anregungen zur Bildung eines einheitlichen Südweststaates. Er fand wenig Resonanz.

Die Einheit Nordwürttembergs und Nordbadens war durch die Vorgaben der amerikanischen Besatzungsmacht und die Bildung des Landes Württemberg-Baden gegeben.
Südwürttemberg-Hohenzollern orientierte sich schon früh nach Nordwürttemberg. So wirkte etwa Carlo Schmid, Repräsentant in Tübingen für Südwürttemberg-Hohenzollern, als SPD- Mitglied auch maßgebend an der Formulierung der Verfassung für Württemberg-Baden mit.
Anders sah es in Südbaden aus. Dort wünschte man wohl eine Wiedervereinigung mit Nordbaden zu einem Land Baden, nicht aber eine Fusion mit Württemberg.

Im Juli 1948 wurden die Ministerpräsidenten der Länder von den Besatzungsmächten zur Überprüfung der Ländereinteilungen aufgefordert.

Darauf trafen sich Anfang August 1948 die Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden (Reinhold Maier), Südwürttemberg-Hohenzollern (Gebhard Müller) und Südbaden (Leo Wohleb) zu einem Gespräch auf dem Neuffen, um die Möglichkeiten eines einheitlichen Landes auszuloten.
Für einen einheitlichen Südweststaat sprachen sich Württemberg-Baden und Südwürttemberg-Hohenzollern aus. Vor allem wirtschaftliche Argumente spielten dabei eine Rolle: ein einheitliches Wirtschaftsgebiet ermöglichte eine schnellere Überwindung der Kriegsfolgen und würde die Wirtschaft voranbringen. Und die Verwaltung eines größeren Landes würde billiger als die mehrerer kleiner Länder.
Gegen den Südweststaat plädierte (Süd-)Baden mit Leo Wohleb. Hier befürchtete man die Bevormundung durch die Übermacht Württembergs und/ oder die Vernachlässigung durch den Stuttgarter Zentralismus. Südbaden hoffte dafür - in Übereinstimmung mit der französischen Besatzungsmacht - weiter auf ein wiedervereinigtes Baden.

1948, am 24.8.1948, legten einige Ministerpräsidenten einen "Karlsruher Entwurf" zu einem Südweststaat vor, der eine relativ große Selbstständigkeit der 4 Landesbezirke (heute: Regierungsbezirke) in einem neuen Südweststaat vorsah.
Leo Wohleb lehnte diesen Entwurf ab und antwortete mit einem "Bühler Entwurf", der die Einheit Badens vorsah.

Danach beschäftigte man sich vor allem damit, wie mögliche Volksabstimmungen zu einer Neuordnung geregelt werden könnten.

Streit um den Südweststaat

Mit der Bildung der Bundesrepublik Deutschland 1949 und der Verabschiedung des Grundgesetzes wurde in § 29 des Grundgesetzes die Neugliederung des Bundesgebietes durch Bundesgesetz möglich. Auf Initiative von Gebhard Müller wurde noch ein § 118 ins Grundgesetz aufgenommen, in dem geregelt wird, dass eine Neugliederung durch eine Vereinbarung der Länder erfolgen kann; falls das nicht gelingt, kann eine Regelung durch Bundesgesetz erfolgen.

Nun folgen eine Reihe von Volksabstimmungen und Wahlen:

- 1950, am 24.9.1950, fand eine informatorische Volksbefragung in den 3 südwestdeutschen Ländern statt; sie ergab in den Württembergischen Landesbezirken eine klare Mehrheit für den Südweststaat, in den Badischen eine (wenn auch z.T. knappe) Mehrheit für die alten Länder.

Daraufhin erließ der Bund das Neugliederungsgesetz vom 4.5.1951, das die Modalitäten bei der nächsten Volksabstimmung neu und genauer regelte.

Wahl 1951- 1951, am 9.12.1951, fand die entscheidende Volksabstimmung statt. Dabei stimmten insgesamt 69,7 % für die Bildung des Südweststaates. (In den einzelnen Landesbezirken: Nordwürttemberg 93,5 %; Südwürttemberg- Hohenzollern 91,4 %; Nordbaden 57,1 %; Südbaden nur 37,8 %.)

[Bild: Karte mit den Ergebnissen der Volksabstimmung 1951 in den Kreisen von Baden und Württemberg]

Trotz der Ablehnung in Südbaden war damit - nach den Bestimmungen des Neugliederungsgesetzes - die Entscheidung für den Südweststaat gefallen.

- 1952, am 9.3.1952, wurde die Verfassunggebende Landesversammlung des neuen Südweststaats gewählt, in der die CDU stärkste Partei wurde.
1952, am 25.April 1952, wurde mit der Bildung der vorläufigen Regierung unter Reinhold Maier die 3 Länder zu einem neuen Bundesland vereinigt.

Die Gegner der Fusion in Südbaden kämpften weiter gegen den Südweststaat:
- 1956 wurde in den badischen Landesteilen ein Volksbegehren durchgeführt. 
- Ein Volksentscheid wurde aber erst 1969 durch Bundesgesetz ermöglicht.
1970, am 7.6.1970, fand der Volksentscheid in Baden über die Zugehörigkeit des badischen Gebietsteils zum Südweststaat statt. Dabei stimmten 81,9 % für das Verbleiben beim Bundesland Baden-Württemberg.

Ausgestaltung des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg:

Am 25.4.1952 wurde Reinhold Maier, DVP, von der Verfassunggebenden Landesversammlung zum Ministerpräsidenten des neuen Südweststaates gewählt. Er bildete überraschend keine Allparteienregierung, sondern eine Regierung aus DVP, SPD und BHE, wobei die CDU als stärkste Partei in die Opposition gehen musste. (Diese Regierungskonstellation endete allerdings schon im Jahr 1953, als R. Maier zurücktrat und Gebhard Müller eine Allparteienregierung bildete.)

Der Name des neuen Bundeslandes musste noch festgelegt werden. Nach manchen Überlegungen (etwa: "Südweststaat" oder "Schwaben" oder "Allemannien") erhielt das Land 1952 den Namen "Baden-Württemberg", wobei das vorangestellte "Baden" wohl auch die Badener Widerstände gegen die Fusion besänftigen sollte.

Die Landesverfassung von Baden-Württemberg wurde im November 1953 verkündet.

Wappen BWDie Landesfarben (schwarz-gold) wurden in der Verfassung festgelegt. Das Landeswappen wurden durch Gesetz 1954 eingeführt.
 

[Bild: Großes Landeswappen von Baden-Württemberg von 1954]

- Weitere Web-Informationen zur Gründung von Baden-Württemberg:
http://www-lpb.bwue.de/publikat/politischelandeskunde/suedweststaat.htm

. - zu den einzelnen Seiten der Geschichte Württembergs und Baden-Württembergs:
Übersicht
Geschichte Württembergs 1: Grafschaft Wirtemberg (1092 - 1495)
Geschichte Württembergs 2: Herzogtum Wirtemberg (1495 - 1805)
Geschichte Württembergs 3: Königreich Württemberg (1806 - 1918)
Geschichte Württembergs 4: Republik Württemberg (1918 - 1945)
Baden + Württemberg von 1945 bis zum Südweststaat 1952
Baden - Württemberg von 1952 - 2002

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© Manfred Ebener / E-Mail- Kontakt: info@manfred-ebener.de  / Lexikon Geschichte Baden-Württemberg: Baden+Württemberg 1945 - 1952 / letzte Änderung: 27.12.2018

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