Geschichte
Württembergs 3:
Königreich Württemberg (1806 - 1918) (siehe auch Zeittafel: 19. Jahrhundert und Industrialisierung) Kurzfassung in Daten:
Übersicht (Links): 1806
- 1816: König Friedrich I. von Württemberg
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Geschichte
Württembergs 3:
Königreich Württemberg (1806 - 1918) (siehe auch Zeittafel: 19. Jahrhundert und Industrialisierung) Beschreibung einiger wichtiger Ereignisse:
Übersicht (Links): 1806
- 1816: König Friedrich I. von Württemberg
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1806
- 1816: König Friedrich I. von Württemberg
Erhebung zum Königreich von Napoleons Gnaden: 1802 - 1805: Friedrich
wird Kurfürst von Wirtemberg
1803: Säkularisierung
der Klöster und endgültige Eingemeindung
1806: Am 1.1.1806
wird Friedrich als
König
Friedrich I. zum
1806: Württemberg Mitglied
im Rheinbund (Militärallianz der
1810: Letzte Grenzziehungen
bei Baden,Württemberg,Bayern
1810: Bildung Württembergs als Flächenstaat abgeschlossen mit den bis 1945 gültigen Grenzen [[Karten zu den territorialen
Veränderungen zwischen 1789 und 1810: Das Gebiet des Großherzogtums
Baden und des Königreichs Württemberg.]
1811: Abschluss einer einheitlichen
Verwaltungsgliederung
1812: Rußlandfeldzug
Napoleons: 14000 Württemberger
1812: Gründung der Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart 1813:
Beitritt Württembergs zum Bündnis gegen Napoleon (nach der
Völkerschlacht bei
Leipzig);
1815:
Friedrich plant ein neues Wappen für das Königreich; das Wappen
mit dem Wahlspruch "furchtlos und trew" wird dann allerdings erst 1817
verbindlich.
[Bild (Briefmarke BRD, 1973):
Posthausschild der königlich Württembergischen Post, 1880, mit dem Wappen des
Königreichs Württemberg und dem Wahlspruch "furchtlos und treu"] 1815: Friedrichs Entwurf einer neuen Landesverfassung wird vom Landtag abgelehnt 1816: Tod König Friedrichs |
1806
- 1816: König Friedrich I. von Württemberg
Erhebung zum König von Napoleons Gnaden: 1806 wird Friedrich von Napoleons Gnaden erster 1. König von Württemberg. Friedrich war von 1797 - 1803 als Friedrich II. Herzog von Wirtemberg. In den Koalitionskriegen kämpfte er zunächst gegen Frankreich und verlor einen Großteil des Herzogtums. 1802 trat er auf die Seite Napoleons über. Unter der Protektion Napoleons erreicht er im Reichsdeputationshauptschluss eine enorme Vergrößerung des Territoriums Wirtembergs (s.unten). In der historischen Diktat-Verhandlung 1805 im Ludwigsburger Schloss verpflichtet sich Friedrichs weiter zum Bündnis mit Frankreich; dafür werden ihm weitere Territorialgewinne in Aussicht gestellt und die Erhebung Wirtembergs zum Königreich. Am 1.1.1806 erfolgt die Proklamation Friedrichs zum König von Württemberg. [Bild (Foto M.Ebener): König Friedrich von Württemberg im Krönungsornat, Gemälde von Johann Baptist Seele, um 1806, jetzt im Württembergischen Landesmuseum] Der Preis für die Unterstützung Napoleons war hoch: Friedrich musste als Bundesgenosse Napoleons Soldaten für die vielen Kriege Napoleons stellen. So zogen im Russlandfeldzug Napoleons 1812 etwa 15 000 Soldaten aus Württemberg nach Moskau; etwa 500 davon kamen lebend zurück. Die territorialen Veränderungen des Landes: Alt-Württemberg, oder
Wirtemberg, umfaßte 1789 nur etwa 1/4 des Gebietes des späteren
Württemberg.
Die Vergrößerung des Territoriums erfolgte in 4 Phasen:: 1803: Reichsdeputationshauptschluß, genehmigt durch den Reichstag: Dabei wurden die Klöster säkularisiert und die Besitztümer der Klöster Wirtemberg zugeschlagen. Dadurch kamen z.B. Ellwangen und Weingarten mit ihren großen Besitzungen zu Wirtemberg. Außerdem kamen die bisherigen Freien Reichsstädte mit ihren z.T. großen Landgebieten, z. B. Esslingen, Reutlingen, Ulm an Wirtemberg.. 1805: In den Koalitionskriegen steht Württemberg auf Seiten Napoleons und erhält die Reichsrittergüter und die Deutschordensgebiete. 1806: Mit der Erhebung zum Königreich - und aufgrund der Rheinbundakte - werden die Gebiete Vorderösterreichs und die bisher selbständigen Fürstentümer Württemberg zugeschlagen, z. B. Hohenlohe, Fürstenberg, Waldburg. (Nur Hohenzollern bleibt selbständig; es kommt 1849 zu Preußen.) 1810: Als letztes erfolgen (durch einen Staatsvertrag zwischen Württemberg und Bayern) Grenzausgleiche mit Bayern (wobei z.B. Crailsheim, Ulm, Tettnang, Wangen zu Württemberg kommen). Durch diese territorialen
Veränderungen entstehen die bis 1945 gültigen Grenzen Württembergs.
1815: Auf dem Wiener Kongress werden die territorialen Zugewinne Württembergs bestätigt. Ausbau des Königreichs: König Friedrich von Württemberg regierte zentralistisch und in absolutistischer Manier. Sein Herrschaftsverständnis wird aus einer Äußerung Friedrichs von 1814 deutlich, in der er von seiner "während der stürmischen napoleonischen Zeiten notwendig gewesenen Diktatorsmacht" spricht.. Die neuen Gebiete ("Neu-Württemberg" u.a.) wurden z.T. brutal in Württemberg eingegliedert. Zur Integration und Verwaltung des Landes begann er 1806 mit einer radikalen Verwaltungsreform nach französischem Vorbild: Das gesamte Land wurde in 64 etwa gleich große Oberämter eingeteilt, die ohne Rücksicht auf die bisherigen Herrschaftsgrenzen gebildet wurden. Mehrere Oberämter gehörten zu einem der Kreise (Neckarkreis u.a.), die als Mittelinstanzen gebildet wurden. So konnte einheitlich und hierarchisch vom König über die Ministerien über die Kreise über die Oberämter bis in die Städte und Gemeinden regiert werden. Mitarbeiter bei dieser radikalen Neuordnung waren vor allem Staatsminister Graf von Normann-Ehrenfels, Paul Friedrich von Maucler und Karl August von Wangenheim. Die treibende Kraft war König Friedrich, der gelegentlich als "Vater des modernen Württemberg" bezeichnet wird. Respekt für Friedrichs Leistung in dieser Hinsicht äußern auch seine größten Kritiker. Die alte Verfassung,
das "Alte Recht" (für das u.a. Uhland leidenschaftlich kämpfte)
wurde von König Friedrich außer Kraft gesetzt. Eine neue Verfassung
wurde erst vom Nachfolger, König Wilhelm I., im Jahr 1819 verabschiedet.
König Friedrichs Frontwechsel: Vom Anhänger Napoleons zur Koalition von Österreich, Russland und Preussen König Friedrich war mit den anderen Rheinbundstaaten ein treuer Gefolgsmann Napoleons bis nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Herbst 1813: In dieser Schlacht kämpfte eine Koalition der Truppen vor allem von Preussen, Russland, Österreich gegen Napoleons französische Heere und die Soldaten der mit Napoleon verbündeten Rheinbundstaaten einschließlich Württembergs und Badens. In dieser dreitägigen Schlacht im Oktober 1813 bei Leipzig, eine der grausamsten Schlachten der Weltgeschichte mit etwa 100000 Toten und Verwundeten, wurden die Truppen Napoleons vernichtend geschlagen. Napoleon mußte nach Paris fliehen; bald darauf kam das Ende der Herrschaft Napoleons. - König Friedrich von Württemberg hatte bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig geheime Kontakte mit den Koalitionsmächten aufgenommen, die schon in der Vorbereitung eines "Wiener Kongresses zur Neuordnung Europas" (1814/15) waren. König Friedrich ließ ausloten, ob bei einem Frontwechsel Württembergs vom Verbündeten Napoleons zum Verbündeten der Koalition das Königreich Württemberg in seinen von Napoleon zugesagten Grenzen erhalten bliebe, was ihm zugesagt wurde. Daraufhin wechselte Friedrich die Seiten und lief zur "Koalition" über. (Er ließ sogar noch einmal Truppen in Württemberg ausheben, die mit den Koalitionstruppen zusammen Napoleon und seine Truppen bis nach Paris verfolgten.) - Ähnlich wie Württemberg machte es auch das Großherzogtum Baden. Literaturhinweis:
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1816
- 1864:
Wilhelm I. König
von Württemberg;
1816 - 1819: Königin
Katharina
(2. Ehefrau König Wilhelms I.)
1824: Friedrich List
muss nach Amerika emigrieren
1833: Nach dem "Hambacher
Fest" werden alle politischen
1843: Bau der Staats- Eisenbahn
in Württemberg begonnen
1848: Liberale Märzministerien
in Württemberg (F. Römer)
1850: Hohenzollern
wird preußisch
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1816
- 1864:
König
Wilhelm I. von
Württemberg
Wilhelm I., der zweite König Württembergs, der Sohn König Friedrichs I., regiert fast 50 Jahre. Er ist insgesamt weniger diktatorisch und - in Grenzen - etwas liberaler als sein Vater. In der Politik des Deutschen Bundes war Wilhelm ein Vertreter der "Triaspolitik": Württemberg und die anderen mittleren Mächte sollten eine dritte Mächtegruppe bilden, neben oder zwischen den beiden Großmächten Preußen und Österreich. Diese Politik, die vor allem vom Bundesgesandten von Wangenheim vertreten wurde, stieß auf starke Ablehnung bei Preußen und Österreich. Einige Ereignisse in der Regierungszeit Wilhelms I.: In
seiner Zeit wird endlich eine konstitutionelle Verfassung verabschiedet
(1819).
1848 wird der liberale F. Römer zum Ministerpräsidenten ernannt und die Reichsverfassung der Paulskirchen- Versammlung angenommen; schließlich doch das Rumpfparlament der Paulskirchen- Nationalversammlung in Stuttgart mit Gewalt aufgelöst (1849). Großes Engagement zeigt Wilhelm I. zur wirtschaftlichen Entwicklung seines armen Landes. Er stiftet das Cannstatter Volksfest, das Landwirtschaftliche Hauptfest in Cannstatt und das Landwirtschaftliche Institut in Hohenheim (1818); unter ihm hat die Industrie- und Wirtschaftsförderung begonnen (Beitritt zum Deutschen Zollverein 1833, Bau der Staatseisenbahnen ab 1843, Gründung der Zentralstelle für Gewerbe und Handel 1848).
Last
not least: Zur Zeit Wilhelms I. entsteht die Württembergische Staatspost
(nach der Ablösung des Postprivilegs von Thurn und Taxis).
[Bild (Ganzsache der Post, Belegstück zur Sindelfinger Briefmarkenmesse 2001): 150 Jahre Württemberg Marken, Erst-Ausgabetag 15. Okt. 1851; König Wilhelm I. auf seinem Araberhengst; erste 4 Marken des Königreichs Württemberg] Literaturhinweis:
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1864
- 1891:
Karl König
von Württemberg;
1846: Karl heiratet in Petersburg Olga Nikolajewna 1856: Gründung der Blindenanstalt Nikolauspflege in Stuttgart durch Kronprinzessin Olga [Bild (Foto): Portrait der
Königin Olga,
1866: Krieg mit Preußen;
Würtemberg auf Seiten Österreichs
1870: Hermann Mittnacht wird
Leitender Staatsminister
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1864
- 1891:
König
Karl von
Württemberg
Karl, der Sohn von König
Wilhelm I. von Württemberg, verheiratet mit Olga Nikolajewna, ließ
1866 an der Seite Österreichs gegen Preußen kämpfen, was
in der Schlacht bei Tauberbischofsheim zu einer schweren Niederlage Württembergs
führte.
Nachfolger als Leitender
Minister wurde Hermann Mittnacht, der bis 1900 die Politik Württembergs
bestimmte.
Übrigens sicherte sich Württemberg - wie auch Bayern - einige "Reservatsrechte": So behielt es als Privileg eine eigene Posthoheit: Während das Postwesen der anderen Länder des Deutschen Reiches auf die Reichspost überging, hatte Württemberg noch bis 1920 auch eigene Briefmarken. Mit den "Abschiedsausgaben" von 1920 (s. etwa bei die Marke von Stuttgart) verabschiedete sich das Land auch von diesem Sonderweg. Literaturhinweis:
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1891
- 1918:
Wilhelm II. König
von Württemberg
1906: Karl
Freiherr von Weizsäcker letzter Ministerpräsident
1914 - 1918: Im 1. Weltkrieg
sterben etwa 85 000 Soldaten aus
1918: Wilhelm
II. König von Württemberg verzichtet auf den
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1891
- 1918:
König
Wilhelm II.
von Württemberg:
Der volkstümliche König Wilhelm II. befördert in der Zeit seiner Regierung die Reformgesetzgebung in verschiedenen Bereichen, die Wirtschaft, die Wohlfahrt der Arbeiter, Schulen und Wissenschaften, Kultur und Kunst. [Bild oben (Marke Württemberg 1916): 25 Jahre Regentschaft Wilhelm II.; Portrait König Wilhelm II. von Württemberg] Ministerpräsident im Königreich Württemberg war von 1906 - 1918 Karl Hugo von Weizsäcker. Im 1. Weltkrieg von 1914 - 1918 erleiden die Württemberger innerhalb des deutschen Heeres die relativ höchsten Verluste: etwa 85000 Kriegstote und 200000 Verwundete. 1918 wird auch in Stuttgart die Republik ausgerufen. König Wilhelm II. wird am 9.November 1918 in Stuttgart zur Abdankung gezwungen. Er hat Stuttgart seitdem nicht mehr betreten. Literaturhinweis:
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Literaturhinweis
zum Königreich Württemberg:
Ausstellungskatalog zur Großen
Landesausstellung 2006:
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Weitere Web-Hinweise:
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- zu den
anderen Seiten der Geschichte Württembergs u.a.:
Übersicht Geschichte Württembergs 1: Grafschaft Wirtemberg (1092 - 1495) Geschichte Württembergs 2: Herzogtum Wirtemberg (1495 - 1805) Geschichte Württembergs 3: Königreich Württemberg (1806 - 1918) Geschichte Württembergs 4: Republik Württemberg (1918 - 1945) Geschichte Badens von 962 bis 1945: Geschichte Badens Baden + Württemberg
von 1945
bis zum Südweststaat 1952
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