Zeittafel mit Grund-Daten
zur Politischen Geschichte in "Deutschland", bes. Südwestdeutschland, im
Mittelalter In der
linken
Spalte sind in der
Zeittafel einige Grunddaten zur Politischen Geschichte im Mittelalter
zusammengestellt: Daten zu
Politischen Ereignissen und herrschenden Personen in Deutschland, auch
besonders im Raum Südwestdeutschlands,
im Kontext weiterer wichtiger Daten zur Europäischen- und Welt-
Geschichte. [Bild (Marke Österreich, 1978): 700. Jahrestag der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen 1278. Bild: König Ottokar von Böhmen und König Rudolf von Habsburg in der Schlacht von Dürnkrut] Übersicht über die Zeittafel zum Mittelalter (mit Links):
Vorbemerkungen I: Anfang und Ende der Epoche MA
Frühes
Mittelalter (ca.
450
- 1000/1050 n.Chr,):.
Grunddaten;
Hochmittelalter (ca. 1000/1050 - 1250 n.Chr.): Grunddaten:
- Ereignisse/Daten im 11. Jahrhundert (1000 - 1099
n.Chr.) Spätmittelalter (ca. 1250 - 1500 n.Chr.): Grunddaten:
-
Ereignisse im
13. und 14. Jahrhundert (1250 - 1399 n.Chr.) Übersicht über die anderen Epochen in anderen Artikeln des Lexikons |
Überblick zur Sozial- und Kulturgeschichte in Deutschland,
bes. Südwestdeutschland, im Mittelalter Einige Aspekte: Bevölkerungsentwicklung; Sozialgeschichte; Wirtschaft; Religion; Bildung, Schule, Universität; Renaissance und Humanismus; Bildende Kunst; Baukunst; Literatur; - in Deutschland und besonders in Südwestdeutschland [Bild (Marke Liechtenstein,
1963): Ritter, Dichter und Minnesänger Hartmann von Aue, + um 1220; Bild aus der Manessischen
Liederhandschrift von etwa 1300; Darstellung des Ritters mit Rüstung,
Fahne und Schild mit Wappen, Helmzier u.a.]
Übersicht über die Kurzartikel zur Sozial-, Wirtschafts - und Kulturgeschichte des Mittelalters (mit Links): Vorbemerkungen II. Die Gliederung der Epoche MA - Binnengliederung des Mittelalters
- Zum Begriff "Deutschland" im
Mittelalter
Frühes
Mittelalter (ca. 450 - 1050 n.Chr.):
Sozial-/Kulturgeschichte
- Bevölkerungsexplosion /
-
Veränderungen der
Sozialstruktur / Spätmittelalter (ca. 1250 - 1500 n.Chr.): Sozial-/Kulturgeschichte [Herrschaftskrisen / Krise der Bevölkerungsentwicklung / Religiöses Krisenbewußtsein / Prosperierende Städte und Handel / Baukunst im Spätmittelalter / Bildende Kunst / Renaissance - Humanismus: ein neues Verständnis des Menschen und der Welt / Bildung und Schulen, Universitätsgründungen] |
Vorbemerkungen
I: Anfang
und Ende der Epoche Mittelalter Als "Mittelalter" werden meist die 1000 Jahre zwischen 500 n.Chr. und 1500 n.Chr. bezeichnet. Dabei werden die Grenzen der Epoche des Mittelalters, ihr Anfang und Ende, und auch die Binnengliederung der 1000 Jahre, sehr unterschiedlich gesehen. Beginn des Mittelalters - Ende des Altertums Als frühere oder spätere Daten für den Beginn des
Mittelalters werden vorgeschlagen (nach religiösen oder politischen Kriterien):: Ende des Mittelalters - Beginn der (Frühen) Neuzeit: Wann endet das Mittelalter, und wann beginnt die "Neuere Zeit"? Auch hier lässt sich kaum ein einziges Datum nennen, schon weil das Mittelalter kein monolithisches, undifferenziertes Zeitalter war. Auch aus Gründen der Übersichtlichkeit und wegen der Spezialisierung der historischen Forschungen und Professuren an den Universitäten (Lehrstühle für Mittelalterliche Geschichte!) lässt man das Mittelalter meist um 1500 enden. Als Daten für das Ende des Mittelalters und
für den Beginn einer Neuen Zeit werden angeboten: "Erfindung" des Mittelalters und Bewertungen Dabei ist das Mittelalter als Epoche eine polemische "Erfindung" der Humanisten im 16. Jahrhundert, ausformuliert von Christoph Cellerarius aus Halle (+ 1707). Lange Zeit war diese Epoche vor allem als finsteres Mittelalter gesehen, als Zeit der Unvernunft. Erst bei den Romantikern veränderte sich die Bewertung des Mittelalters. Und im 19. Jahrhundert wurden vor allem die glanzvollen Herrscher des Mittelalters als Schöpfer der Deutschen Nation erinnert. Dabei ist das Mittelalter sehr viel differenzierter zu sehen. Nicht vergessen werden sollte, dass das "Mittelalter" ein ganz eurozentrisch, sogar weitgehend auf Deutschland begrenzte Konzeption ist (und z.B. kaum auf die riesigen Chinesischen Reiche anwendbar ist). |
Vorbemerkungen II. Die Gliederung der
Epoche Mittelalter
und der Begriff "Deutschland" im Mittelalter Binnengliederung des Mittelalters: Für die innere Periodisierung der Zeit des Mittelalters wurde häufig die Abfolge der königlichen Dynastien verwendet: Das ergab eine Gliederung nach - Herrschaft der Merowinger und Franken
(Könige und Kaiser von 500 - 919, von Chlodwig, Karl d. Großen bis Ludwig dem
Kind) Heute wird meist die eher schematische und didaktisch griffige Einteilung verwendet in - Frühmittelalter (ca 500 - 1000/1024/1050 n.Chr.,
die Entwicklung und Konsolidierung eines neuen Reiches als Synthese von Antike,
Christentum, Germanen und Slawen, meist bis zum Ende der Ottonen); Zum Begriff "Deutschen Reich"
und "Geschichte in Deutschland" im
Mittelalter: Erst nach 1442 (bzw. 1486) kommt der Begriff "Deutsche Nation" in einem Reichsgesetz vor. 1512 heißt es im Kölner Reichsabschied "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" . Wenn man also im Mittelalter vom "Deutschen Reich" oder "Geschichte in Deutschland" spricht kann es nur bedeuten: Geschichte im Gebiet des späteren Deutschen Reiches. |
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Zeittafel mit Daten zur Geschichte im Mittelalter: - Daten zur Geschichte "Deutschlands", - einige Daten der Europäischen oder Welt- Geschichte, - Daten zur Geschichte "Südwestdeutschlands" (kursiv) |
Kurzartikel zu einigen Aspekten der Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte im Mittelalter in "Deutschland", bes. in Südwestdeutschland |
. Frühes Mittelalter (ca. 450 - 1000/1050 n.Chr.): Grunddaten
Ereignisse im
5. und 6. Jahrhundert n.Chr. (ca. 450 - 599)
450 n.Chr.: Entstehung eines Herzogtums der
Alamannen im Südwesten.
476:
Ende des Weströmischen Reiches
486: Sieg des Franken Chlodwig
über Syagrius, den letzten römischen Statthalter in Gallien 496: Die Franken
(unter dem Merowinger
Chlodwig) besiegen bei
Tolbiacum (= Zülpich) die Alemannen.
496:
"Bekehrung" Chlodwigs zum katholischen
Christentum und seine Taufe. [Bild (Marke Frankreich, 1996): 1500 Jahre Sieg Chlodwigs über die Alamannen bei Zülpich (496) und Taufe Chlodwigs durch Remigius in Reims (Miniatur aus dem 14. Jhdt. in den Grandes Chroniques de France, Bibliothèque Muicipale Castres)] 511: Tod Chlodwigs. 520 (ca.) Erste
Klostergründung in Südwestdeutschland bei Säckingen:
Ereignisse/Daten
im 7. Jahrhundert n.Chr. (ca.
600 - 699)
633:
Beginn der Ausbreitung des Islam und der islamischen Reiche im gesamten
Mittelmeergebiet 638 stirbt Dagobert I, der letzte bedeutende Merowingerkönig.
687: Pippin der Mittlere, Hausmeier, herrscht im
Gesamtreich.
Ereignisse/Daten im
8. Jahrhundert n.Chr. (ca.
700 - 814)
724: Gründung
des Klosters
Reichenau durch Pirmin. 751: Pippin der Jüngere wird zum
König gewählt.
768 - 814:
Karl I. (der Große) regiert als König des Frankenreichs (seit
771, dem Tod seines Bruders Karlmann, als Alleinherrscher; seit 800 auch Kaiser) [Bild (Briefmarkenblock Kroatien, 2001): Karl der Große - Die Entstehung Europas vor 1200 Jahren. - Abbildung: Bronzenes Reiterstandbild aus dem 9. Jhdt., das Karl d.Großen zeigen soll; Landkarte Europas mit den farbig gekennzeichneten Gebieten die zu seinem Reich gehörten.] Besonders berühmt und z.T.berüchtigt sind aus
seiner Regierungszeit: [Bild (Briefmarke BRD, 1987): 1200. Jahrestag der
Erhebung Bremens zum Bischofssitz: vor dem Bremer Dom und dem Bremer Wappen auf
der einen Seite Karl der Große, auf der anderen Bischof Willehad (+789)]
800:
Kaiserkrönung Karls des Großen:
Es gab nun 2 Kaiser im ehemaligen
Römischen Reich: einen in Konstantinopel und einen im Westen. 814: Tod Karls des Großen in Aachen.
Ereignisse/Daten im
9. Jahrhundert n.Chr. (ca.
814 - 899)
839: Bodman am Bodensee ist als eine der Kaiserpfalzen nachgewiesen
843: Vertrag von Verdun:
Reichsteilung [Bild (Marke Frankreich, 1993): 843 Traite de Verdun, Vertrag von Verdun; Siegel von Karl II, dem Kahlen, dem Herrscher des Westfrankenreichs]
866: Esslingen erhält ein
Marktprivileg (eine Vorstufe für eine spätere
Stadtgründung)
Daten im
10. und 11. Jahrhundert n.Chr. (900 - 1024) 911: Ludwig das Kind stirbt, der letzte karolingische König von Ostfranken (regierte von 900 - 911). 917: Burkhart I.
wird erster Herzog
von Schwaben. 917
- 1268: Zeit des Herzogtums
Schwaben, [Karte III-2(Schwaben): Karte des Herzogtums Schwaben von 917 - 1268] [Vergrößerung der Karte durch Anklicken]
919: Heinrich I., Sachse, wird
zum römischen König gewählt 919 - 1024:
Zeit der Sächsischen Könige und Kaiser
im Reich [Otto I. stützt seine Herrschaft stark auf die Kirche, auch um von den weltlichen Fürsten unabhängiger zu sein. Dazu setzt er Bischöfe und Klosteräbte seines Vertrauens ein, die er mit viel Gütern und Macht ausstattet (daher auch die späteren Fürstbischöfe und Fürstäbte)]. 951: Otto zieht nach Italien und wird
auch König von Italien, das damit (wieder) Teil des Reiches wird
(allerdings ohne Süditalien, das von Byzanz beansprucht wird). [Bild (Briefmarke BRD, 1955): 1000 Jahre Schlacht auf dem Lechfeld, 955+ 1000 Jahre Stadt Augsburg; Bild: Reichsapfel mit Wappen Augsburgs (Schwert und Pinienzapfen), beschossen von Pfeilen; stilisierter Flusslauf] [Entwurf der Briefmarke: E. Göhler] 955: Hadwig, Herzogin von Schwaben, lebt auf dem Hohentwiel (955 - 994) 962: Kaiserkrönung Ottos I. in Rom
973 - 983: Otto II. [Bild (Marke Polen 2000): 1000. Jahrestag des Treffens zwischen Kaiser Otto III. und Boleslaw Chrobry in Gnesen; Gründung des Erzbistums Gnesen durch Otto III, damit 1000 Jahre katholische Kirche in Polen. Abgebildet ist die Huldigung an Kaiser Otto (rechts im Bild)] 1002 - 1024: Heinrich II. , genannt "der Heilige" , letzter der sächsischen Kaiser |
. Frühes Mittelalter (ca. 450 - 1050 n.Chr.): Sozialgeschichte Bevölkerung und
Siedlungen im Frühen MA:
Gesellschaftsstruktur:
Zur Situation der
Bauern
und der Landwirtschaft: In der Landwirtschaft
wurde vermutlich ab 800 die Dreifelderwirtschaft eingeführt, der Räderpflug
mit Pflugschar ersetzte den Hakenpflug; vereinzelt wurden auch schon die
Wassermühlen verwendet.
Wirtschaft und Handel:
Geldwirtschaft spielt erst seit der Karolingerzeit eine größere Rolle. Zwar gab es schon zur Zeit der Merowinger Goldmünzen die vor allem die Reichen für den Fernhandel mit Luxusgütern verwendeten; aber für den Kauf der alltäglichen Güter waren sie nicht geeignet. Wichtig für die weitere Verbreitung des Geldes war die karolingische Münzreform mit der Einführung der Silberwährung (Denare).
Christianisierung der Alamannen:
724 Kloster Reichenau von Pirmin gegründet 730 (ca) Kloster Mosbach
gegründet
764: Benediktinerkloster
Ellwangen
gegründet
800 ca: Einführung der Benediktinischen Klosterregel als verbindlich für alle Klöster unter Karl d. Gr. Baukunst im Frühen MA: Bei den Bauten stammen viele der romanischen Kirchen- und Klosterbauten aus der Zeit des Frühen Mittelalters, so z.B. - der Aachener Dom (s. in der linken Spalte bei Karl d. Gr.)
- die Torhalle des
Klosters Lorsch 820: Sankt Galler Klosterplan entsteht im Kloster Reichenau. (Der Klosterplan ist die einzige bekannte große architektonische Zeichnung in Mitteleuropa zwischen dem Ende des römischen Reiches um 500 und dem 13. Jahrhundert) Bildende Kunst im Frühen Mittelalter An der Schwelle zum Hochmittelalter entwickelte sich vor allem die Buchmalerei und die Freskomalerei. Eine der bedeutendsten Malschulen der Ottonischen Malerei (um 1000 n.Chr.) war die Reichenauer Schule in den Klöstern der Insel Reichenau im Bodensee. Hier entstanden Fresko-Malereien in den Kirchen, wie sie z.B. in der Kirche St. Georg in Oberzell auf der Reichenau noch vollständig erhalten sind. (Auch in vielen anderen Kirchen in Süddeutschland sind Fresken wiederentdeckt worden, die allerdings nie so wertvoll und umfangreich wie die Reichenauer Bildwände sind.)
Neben
der "Kunst am Bau", der Fresko-Malerei in den Kirchen, wurde in den Skriptorien
der Reichenauer Klöster die Buchmalerei gepflegt,
meist für Illustrationen zu biblischen Texten. Die Malweise ist sehr
von der byzantinischen Malerei geprägt; die Figuren stehen meist raumlos
vor Goldgrund; naturalistische Landschaften und Perspektive spielen keine
Rolle. - Eines der bedeutendsten Werke der Reichenauer Buchmalerei ist
das Perikopenbuch Heinrichs II., das um 1007 auf der Reichenau entstanden
ist. Es ist mit 10 Zierseiten, 184 Textinitialien und 28 ganzseitigen Bildern
ausgestattet. Bildung und Schule - Im Frühen Mittelalter herrschte zunächst die germanische Wissenskultur der Mündlichkeit. Schriftlichkeit im Bereich der Verwaltung und des Rechts und auch der Kirche entwickelte sich erst langsam über einzelne Erben der römischen Aristokratie die im Dienst der Franken standen. - Eine breitere auch schriftliche Bildung entwickelte sich dann über die Klosterschulen vor allem für die Mönche und Geistlichen. Dabei standen die lateinische Sprache und Kultur und die kirchlichen Texte im Mittelpunkt.
- Einen großen Aufschwung brachte die "Bildungsreform"
Karls des Großen (gelegentlich auch als "Karolingische Renaissance" bezeichnet).
Karl der Große, der wohl sehr gut die Lateinische Sprache verstehen und sprechen
konnte, der aber selbst bis zu seinem Lebensende kaum lesen und schreiben
konnte, hatte ein großes Interesse an der Förderung von Wissen und Bildung vor allem der
Geistlichen und der Mönche, aber auch der Laien. Er gründete eine "Hofakademie",
zu der er bedeutende Gelehrte versammelte (dazu gehörten z.B. der Angelsachse
Alkuin und der Franke Einhard); er baute eine
"Hofschule" als Eliteschule auf; und er ließ eine umfangreiche
"Hofbibliothek" in Aachen sammeln. Vor allem verordnete Karl den Kloster- und
Domschulen die Vermittlung von korrektem und umfangreichem Wissen in geistlichen
und weltlichen Fragen. Als Voraussetzung dafür ließ er eine einheitliche Schrift
festlegen, an die sich alle Mönche beim Schreiben und Abschreiben von Texten
halten sollten und die auch von allen gelesen werden konnte. Die Buchstaben
dieser Schriftform werden bis heute "karolingische Minuskeln" genannt;
sie bilden bis zur Gegenwart die Grundlage der modernen Druckschrift. Prominente aus Südwestdeutschland im Frühen MA: 809 - 849: Walahafried Strabo, Theologe und Dichter, seit 838 Abt des Klosters Reichenau (bekannt geworden ist sein Gedicht Hortulus, ein Lehrgedicht über die Heilkräuter seines Klostergartens) 924 - 994: Heiliger Wolfgang, Bischof von Regensburg, der besonders am Wolfgangsee in Österreich verehrt wird, ist in Pfullingen bei Reutlingen geboren .
[Bild (Briefmarke BRD, 1994): Sankt
Wolfgang, mit Kirchenmodell (nach
einem Holzschnitt)]] 949 - 995:
Heiliger Gebhard,
Bischof von Konstanz (*,+ Konstanz) Hermann von Reichenau (auch Hermann Contractus, Hermann der Lahme genannt), Universalgelehrter: Naturwissenschaftler, Astronom, Schriftsteller, Historiker, Musiker. - * 18.7.1013 in Altshausen (vermutlich), + 24.9.1054 auf der Reichenau. Hermann, der als Sohn eines Grafen von Altshausen geboren wurde, war von Geburt an gelähmt und auch sprachbehindert. Diese Einschränkungen hinderten ihn nicht daran ein unglaublich produktiver Universalgelehrter im Mittelalter zu werden. Er ist auch ein gutes Beispiel für die Leistungen der Klosterschulen im Mittelalter, ihre gründliche Ausbildung, auch ihre Weite und Offenheit. Hermann wurde mit 7 Jahren von seinen Eltern in die Klosterschule des Klosters Reichenau gebracht. Er blieb dann sein ganzes Leben auf der Reichenau: als Schüler, später als Mönch, dann als Lehrer und Gelehrter. Als Gelehrter verfasste Hermann Schriften zur Mathematik, zur Astronomie und zur Zeitrechnung. Er erfand eine Säulchen-Sonnenuhr, eine tragbare Uhr, auf der sogar die jahreszeitlichen Schwankungen der Sonnenhöhe berücksichtigt werden können. Um die kirchlichen Feiertage genauer berechnen zu können machte er umfangreiche Vermessungen des Fixsternhimmels. Er konstruierte dafür ein Astrolabium (ein Sternen-Vermessungs-Gerät). Die genaue Beobachtung der Natur war ihm wichtiger als alle Bücherweisheit, auch die der Bibel. Hermann war auch ein Dichter und Schriftsteller.
Seine umfangreiche Lyrik hatte meist Heiligenlegenden zum Thema. Einiges
davon hat Hermann selbst vertont, und er entwickelte dafür eine eigene
Notenschrift. Die Weltchronik wurde von Berthold von Reichenau, einem Schüler Hermanns, fortgesetzt. Von Berthold stammt auch eine Vita (Lebensbeschreibung) Hermanns. |
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Hochmittelalter (ca. 1000 - 1250 n.Chr.): Grunddaten
Ereignisse/Daten im
11.
Jahrhundert n.Chr. (1000 - 1099) 1002 - 1024: Herrschaft Heinrich II. , "der Heilige" (letzter der sächsischen Kaiser) 1015 - 1030: Ernst II., Herzog von Schwaben 1024 - 1125: Herrschaftszeit der Salier als Könige + Kaiser 1024 - 1039: Konrad II., erster König der fränkischen Salier (Kaiserkrönung 1027) 1030: Konrad II. läßt den Dom zu Speyer bauen, auch als Grablege für die salischen Kaiser. Der Dom in Speyer gilt als großartigster Bau des 11. Jahrhunderts in Deutschland.
[Bild (Briefmarke BRD, 1961): 900 Jahre
Weihe des Kaiserdoms zu Speyer (1061); Bild des Kaiserdoms]
1039 - 1056:
Heinrich III.
(Kaiserkrönung 1046)
1054:
Kirchen- Schisma zwischen West- und Ostkirche 1061: Berthold I., Graf im Breisgau, erhält den Titel "Markgraf von Verona"
1075 - 1250: "Investiturstreit" 1079: Friedrich I. von Hohenstaufen (Stammvater der Staufer) von Kaiser Heinrich IV. zum Herzog von Schwaben ernannt (Regierungszeit: 1079 - 1105)
1092: Erste Erwähnung des Hauses Wirtemberg.
1095:
Kreuzzugsaufruf durch den Papst 1096 - 1270:
Kreuzzüge
zur
Gewinnung des "Heiligen Landes" von den Muslimen (s. extra
Artikel Kreuzzüge);
1098: Herzog Berthold II. verzichtet auf das Herzogtum Schwaben zugunsten der Staufer, behält aber den Herzogtitel
Ereignisse im 12. und 13. Jahrhundert n.Chr. (1100 - 1250) 1106 - 1125: Heinrich V.
1120: Stadt Freiburg (im Breisgau) von den Zähringern gegründet 1122: Wormser Konkordat zwischen Papst und Kaiser (Vergleich im Investiturstreit)
1125 - 1137:
König Lother III. 1138:
Konrad
III., Staufer, zum König gewählt (König von 1138 - 1152)
1140: Konrad III. von Staufen siegt gegen die Welfen bei Weinsberg (Sage von den Weibern von Weinsberg, Weibertreu) 1142 - 1180:
Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen 1155 ff: Burgengründungen der Staufer; Schwaben wird burgenreichstes Land 1160
- 1250: Staufische Stadtgründungen
und Stadterhebungen (Gmünd 1160;
Ulm
1164; Hall
1176 oder 1204; Esslingen 1212)
[Bild (Briefmarke BRD, 1980): 800 Jahre
Reichstag von Gelnhausen, 1180; Abbildung: Friedrich Barbarossa zwischen seinen
Söhnen König Heinrich VI. und Friedrich Herzog von Schwaben; Buchmalerei aus der
Welfenchronik, um 1180]
1198: Nach dem Tod
Heinrichs VI.: Doppelwahl in Deutschland: Wahl des Staufers Philipp von Schwaben und des Welfen Otto IV.
(Sohn Heinrichs des Löwen) zum König 1209:
Otto IV. wird nach der Ermordung Philipps von Schwaben zum Kaiser gekrönt [Bild (Foto M.Ebener): Castel del Monte in Apulien, erbaut von Kaiser Friedrich II
1236:
Konrad
IV. deutscher König (regiert von 1236 - 1254)
1241:
Schlacht bei Liegnitz: Niederlage durch die Mongolen
1268: Der Staufer Konradin
wird in Neapel hingerichtet.
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Hochmittelalter (ca. 1000 - 1250 n.Chr.): Kulturgeschichte Bevölkerungsexplosion im Hochmittelalter Das Hochmittelalter ist bestimmt vom mittelalterlichen Wärmeoptimum (s. dazu den Artikel über Klima und Geschichte). Seit dem 11. Jahrhundert verändert sich das Klima; eine Folge davon war die Entwicklung einer florierenden Landwirtschaft und ein fast explosives Bevölkerungswachstum. Zur Ernährung der Bevölkerung war die Erschließung neuer landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und die Errichtung neuer Siedlungen nötig. So werden jetzt im Südwesten auch die Höhen des Schwarzwaldes gerodet und besiedelt, wie auch die Höhen der Keuperberge.
Der große Bevölkerungsdruck im
Hochmittelalter hatte noch weitere Folgen:
Veränderungen in der Sozialstruktur - Für die neuen Siedlungen wurden z.T. Bauern angeworben denen für ihre Rodungsarbeit Privilegien zugesagt wurden. So entstand in manchen Siedlungen eine Gruppe freier Bauern mit eigenen kleinen Landbesitz. - Im Hochmittelalter entwickeln sie die Ministerialen zu einer immer bedeutender werdenden Gruppe. Es sind Dienstmannen, die vom Adel als Gutsverwalter, Burgverwalter, Reiterkrieger u.ä. angestellt werden. Oft handelt es sich um ehemals unfreie Bauern die zum Ministerialen aufsteigen konnten. Die Stellung der Ministerialen wurde im Reich immer mächtiger, im Laufe der Zeit bilden sie sogar den Niederen Adel oder verschmelzen (etwa durch Heiraten) mit dem Alten Adel. Manche Ministerialen konnten bald auch eigene Burgen bauen. - Mit der Entwicklung der Städte, die im Hoch- und Spätmittelalter einen Höhepunkt hat, entsteht als neuer "Stand" der Stadt- Bürger. Auch wenn die Sozialstruktur innerhalb der Städte sehr differenziert betrachtet werden muss: der Bürger ist für Deutschland eine neue soziale Gruppe, sei er ein Ackerbürger, oder ein Fernhandels-Kaufmann, oder ein Handwerker, oder ein Händler. - Eine wichtige Entwicklung ist das Rittertum: Entstanden aus adligen Reiterkriegern, und aus Ministerialien die im Auftrag zu Pferd in den Kampf zogen, verstärkt durch die Kreuzzüge, verstanden sich die Ritter als eigene Gruppe mit eigenen Initiationsriten (Schwertleite, Ritterschlag), eigenen Verhaltensweisen (Ritterlichkeit auch gegenüber den Frauen) und eigener Kultur (Minnesang, Ritterromane). Baukunst im Hochmittelalter: Kirchen, Burgen, Pfalzen, Städte
Das
Hochmittelalter ist die Hoch-Zeit des romanischen Kirchenbaus in
Deutschland.
Die steinernen Burgen werden im Deutschen
Reich erst im Hochmittelalter gebaut. Vorher gab es als Verteidigungsanlagen
(z.B. gegen die Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert) oder Fluchtburgen nur
aufgeschüttete Ringwälle oder hölzerne Befestigungen. Zuerst wurden Grenzburgen
errichtet, z.B. an der Elbe (wie in Tangermünde). Dann wurden Königsburgen
gebaut, meist als Höhenburgen: Wohnburgen, Burgen zur Verteidigung, dann Burgen
als Symbole der Herrschaft. Bald bauten auch die Territorialherren ihre Burgen,
dann die Adligen, schließlich auch mächtige Ministeriale. In der Stauferzeit
wurden die Burgen meist mit den mächtigen Buckelquadern erricht. Burg Lichtenberg (bei Oberstenfeld im Bottwartal ist eine typische Burg der Stauferzeit, erbaut im 13. Jahrhundert (mit Ergänzungen im 15. Jahrhundert). Die Burg ist die vielleicht besterhaltene Burg aus der Stauferzeit in Württemberg. [Bilder (Foto M. Ebener): Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld, am Rand der Weinberge des Bottwartals] Weitere Großbauten des Hochmittelalters sind die Pfalzen, Kaiserpfalzen und Königspfalzen. Sie werden benötigt als Aufenthaltsorte für die reisenden Herrscher und ihren Hofstaat, die ja keine feste Residenz hatten. In den Pfalzen wurden auch die Hoftage abgehalten. Besonders großartige ist etwa die Kaiserpfalz in Gelnhausen, die Friedrich Barbarossa bauen ließ, und Kaiserpfalz in Wimpfen. Im Hochmittelalter muss das Land eine einzige große Baustelle gewesen sein und die Bauleute hatten wohl einen krisenfesten Beruf. Man schätzt dass für den Bau einer einzigen Burg etwa 5 - 10 Jahre Bauzeit nötig waren, bei 80 - 100 Baumeistern und Bauarbeitern. Bei mehreren Tausend Burgen im Südwesten ergibt das eine Menge Baustellen. Und zur gleichen Zeit wurden auch Pfalzen gebaut, dazu noch die großen Kirchen, und neue große Klosteranlagen. Und dann entstanden in dieser Zeit auch die meisten Städte, in denen auch immer mehr Häuser aus Stein gebaut wurden, und Markthallen und Rathäuser und Stadtmauern. [Zur Entstehung der Städte und dem Städteboom im Hochmittelalter s. den Artikel "Stadtgeschichte" im Lexikon] Kirche im Hochmittelalter: Päpste, Scholastik, Klöster Päpste Im Hochmittelalter wurden von der katholischen Kirche viele der Dogmen verkündet und durchgesetzt die auch heute noch Gültigkeit haben. Vor allem wurde die absolute Herrschaft des Papstes verkündet und durchgesetzt, z.T. auch über Könige und Kaiser. Der "Investiturstreit" ab 1075 ist dafür das bekannteste Beispiel.
Der brutale Kampf gegen die "Häretiker" (z.B.
die Albigenser in Südfrankreich oder die Waldenser in Italien) sollte die
Reinheit der Kirche sichern; ebenso die Einführung der Inquisition, die
Papst Gregor IX. 1232 dem Dominikanerorden übertrug. Und auch die von den
Päpsten angeregten Kreuzzüge richteten sich nicht nur gegen die Moslems,
sondern gelegentlich auch gegen deutsche Bauern, z.B. beim Kampf gegen die Stedinger Bauern 1234.
[Bild (Briefmarke BRD, 1980):
Portrait von Albertus Magnus , Dominikaner, Kirchenlehrer; 1193 in Lauingen
/bayerisch Schwaben geboren, gestorben 1280] Klöster 1049: Kloster Hirsau
(1049 erneuert; unter Abt Wilhelm, seit 1069, wird Hirsau zum cluniazensischen
Reformkloster. Hirsau und die mit ihm verbundenen Reformklöster stehen
im Investiturstreit eindeutig auf Seiten des Papstes gegen den Kaiser)
Eine neue Ordensbewegung erfasste im 13. Jahrhundert auch Südwestdeutschland: die sogenannten Bettelorden. Es sind vor allem die Franziskaner, die sich auf Franz von Assisi zurückführen (1181/82 - 1226 in Italien); die Dominikaner (genannt nach Dominikus Guzman, der 1170 - 1221 in Spanien gelebt hat), die Augustiner-Eremiten und die Karmeliter. (Weitere Klostergründungen und die Gründung der neuen Mönchsorden s. im Artikel Klöster in Südwestdeutschland) Bildung und Schulen im Hochmittelalter Auch im Hochmittelalter war die
literarische Bildung meist auf den kirchlichen Bereich, auf die Mönche und
Geistlichen beschränkt. In den Klosterschulen (z.B. im Kloster
Reichenau) und später an den Domschulen konnte man Lesen und
Schreiben lernen (allerdings nur in Latein und mit biblischen Texten).
Fortgeschrittene konnten dann dort (oder in der Artistenfakultät der
Universitäten) die "7 freien Künste" lernen, deren Beherrschung
später Voraussetzung für ein Studium an einer Universität war: Das "Trivium"
der Grammatik, Rhetorik und Dialektik und das "Quadrivium" von Arithmethik,
Geometrie, Astronomie, Musik. Und auch der Adel und die Ritter hatten in der Regel keinerlei
literarische Bildung - und sie wollten sie auch nicht. Das
Erziehungsprogramm der Ritter umfasste Reiten, Kämpfen, ritterliches
Verhalten u.ä.; Lesen und Schreiben galt als pfäffiges Tun, das unter ihrer
Würde war. Mit dem Aufkommen der Städte im
Hochmittelalter gab es neue Schulen für die Bürger der Städte. Vor
allem der Handel der Kaufleute, die zunehmende Geldwirtschaft und die
Selbstverwaltung der Städte wurden Grundqualifikationen für alle Bürger
benötigt. Darum gründeten viele Städte eigene Schulen, die allerdings auch
meist noch als "Lateinschulen" firmierten. 1000: Hochblüte der Reichenauer Malschule [Bild (Marke BRD, 1996): Buchmalerei aus dem Perikopenbuch Kaiser Heinrich II., entstanden um 1010 auf der Reichenau in der Reichenauer Malschule; Bild: Anbetung der Könige] [Entwurf der Briefmarke: Steiner] 1190: Miniaturen der Schocken-
Bibel in Konstanz gemalt
[Zur Malerei und Plastik im Hochmittelalter s. den Artikel im Lexikon Kunstgeschichte 1: Von der Steinzeit bis zum Mittelalter] Dichtung im Hochmittelalter 1165 ff: Minnesänger
(Heinrich von Rugge, * Blaubeuren;
Hartmann von Aue, einer der großen Epiker der Stauferzeit (neben Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg). - * um 1165 in Au im Breisgau (oder in Obernau bei Rottenburg), + um 1220. - Von Hartmann von Aue stammt u.a. "Erec" (das erste mittelhochdeutsche Epos um König Artus) und "Der arme Heinrich". [Bild (Marke Liechtenstein, 1963): Minnesänger Hartmann von Aue, aus der Manessischen Liederhandschrift] |
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Spätmittelalter (ca. 1250 - 1500 n.Chr.): Polit. Grunddaten
Ereignisse/Daten im
13. und 14. Jahrhundert n.Chr. (1250 - 1399) 1254 - 1273: Interregnum, Zeit ohne anerkannte Könige in Deutschland; Stärkung der Territorialfürsten 1273 - 1291: Rudolf von Habsburg wird zum Deutschen König gewählt, der 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut seinen Gegenspieler König Ottokar von Böhmen besiegt. [Bild (Marke Österreich, 1978): 700. Jahrestag der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen 1278. Bild: König Ottokar von Böhmen und Rudolf von Habsburg in der Schlacht bei Dürnkrut] Nach Rudolf von Habsburg erfolgen öfter umstrittene Doppelwahlen von Königen aus den Geschlechtern der Habsburger, Wittelsbacher,Luxemburger u.a. 1265 - 1325: Eberhard I. (der Erlauchte) Graf von Wirtemberg. - Kämpfe auch der Wirtemberger mit König Rudolf von Habsburg 1291: Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft
1321: Unter Graf
Eberhard I. Verlegung der Grablege Wirtembergs von Beutelsbach nach
Stuttgart;
Stuttgart Hauptstadt Wirtembergs
1342: Kauf von Stadt und Burg Tübingen durch Wirtemberg von den
Pfalzgrafen von Tübingen 1346 - 1378: Karl IV. (Luxemburger) regiert als König (seit 1355 auch Kaiser) des Deutschen Reiches. Er gilt als der bedeutendste deutsche König und Kaiser des Spätmittelalters. [Bild (Marke Böhmen+Mähren, 1943): Portrait von Kaiser Karl IV., König seit 1346, und Kaiser von 1355 - 1378] Karl IV. baut Prag und Nürnberg als prachtvolle Residenzstädte aus. Von 1373 - 1378 war Tangermünde seine brandenburgische Nebenresidenz.
1348 - 1353: Erste
Pestepidemie (Beulenpest) in Europa; durch die Pestwellen starben etwa
30 % der Bevölkerung 1350 (ca.): Beginn des Renaissance- Humanismus in Italien (Petrarca) 1353 - 1390: Ruprecht I. Kurfürst der Pfalz 1356: Goldene Bulle: Unter Karl IV. wird 1356 die Goldene Bulle genannte Gesetzessammlung erlassen, eine Art Reichsgesetz, in der u.a. die bisher ungeregelte Königswahl durch die 7 Kurfürsten geregelt wird 1356:
Gründung der Hanse, genauer: der Städtehanse
beim Lübecker Hansetreffen 1380: Gründung der Großen
Ravensburger Handelsgesellschaft
[Bild (Briefmarke BRD, 1986): 600 Jahre
Universität Heidelberg; Gebäude der "Alten Universität" von 1712] Ereignisse/Daten im
15.
Jahrhundert
n.Chr. (1400 - 1499) 1410: Schlacht bei Tannenberg in Preußen: Niederlage des Deutschen Ordens 1410 - 1437: Sigismund von Luxemburg, Sohn von Kaiser Karl IV, wird römisch-deutscher König (und seit 1433 auch zum Kaiser gekrönt). 1414 - 1418: Konstanzer Konzil, einberufen mit Unterstützung von König Sigismund, beendet das Schisma der katholischen Kirche und wehrt brutal die religiöse Herausforderung durch die Hussiten ab (Verbrennung von J.Hus) [s.d. extra Artikel zum Konstanzer Konzil] 1415: Übertragung der Mark Brandenburg an
Friedrich VI. von Hohenzollern, damals Burggraf von Nürnberg, durch König
Sigismund. 1419 - 1482: Mechthild von der Pfalz (* Heidelberg, + Urach) 1427: Jüngerer Schwäbischer Städtebund 1431 - 1439: Konzil von Basel 1440 - 1493: Friedrich III. (Habsburger) deutscher König (seit 1452 auch Kaiser) [Spitzname: "des Deutschen Reiches Erzschlafmütze"] 1442: Nürtinger Vertrag, Teilung Wirtembergs 1450: Gutenberg erfindet den Buchdruck mit beweglichen Lettern, eine Revolution für die massenweise Verbreitung von Informationen aller Art mit Flugblättern, Büchern, u.a. [Bild (Briefmarke BRD, 1954): 500 Jahre Drucklegung der 42zeiligen Bibel durch Johannes Gensfleisch alias Gutenberg, Lebensdaten: um 1400 - 1468. - Abbildung eines Druckers im 15. Jhdt. an der Gutenberg-Handpresse] [Entwurf der Briefmarke: Walter Brodi] 1453: Eroberung Konstantinopels, bisher Hauptstadt des oströmischen Reiches, durch die Osmanen; Ende des Oströmischen Kaiserreiches 1457 - 1496: Eberhard V., im Bart, Graf von Wirtemberg-Urach (seit 1495 Herzog) 1457:
Erster Wirtembergischer
Landtag in Leonberg; Bedeutung der Landstände
1467 - 1477: Herzog Karl der Kühne von Burgund schafft ein Groß-Burgundisches Reich (von Burgund im Süden bis zur Nordsee, einschließlich Lothringen und den Niederlanden). Die angestrebte Königskrone erreichte er allerdings nicht, auch weil er mehrere Schlachten verlor. 1476 z.B. mißlang Karl dem Kühnen die Einnahme der Stadt Neuss am Rhein, die er zur Vergrößerung seines Gebietes besetzen wollte: Gegen die Belagerung von Neuss durch die Truppen Karls des Kühnen organisierte Kaiser Friedrich III. einen Reichskrieg zum Entsatz von Neuss, nach dem Karl der Kühne die Belagerung aufgeben musste. [Bei den Reichstruppen vor Neuss war auch ein Kontingent von Wirtembergern dabei, die Graf Eberhard V. (der im Bart) abgeordnet hatte. [Bild (Briefmarke BRD, 1975): 500-Jahrfeier der abgewehrten Belagerung der Stadt Neuß 1474/75 durch Herzog Karl den Kühnen von Burgund] [Entwurf der Briefmarke: Keidel] 1475 - 1515: Christoph I. Markgraf von Baden 1476: Niklaushausener Wallfahrten, 1482: Münsinger Vertrag zur Wiedervereinigung Wirtembergs 1484: Päpstliche
Hexenbulle durch Papst Innozenz VIII: bringt Verschärfung der
Hexenverfolgungen
[Bild (Marke Österreich, 1992): 500 Jahre Entdeckung Amerikas durch Kolumbus; Landkarte des 16. Jahrhunderts mit Nord- und Südamerika] 1493: Beginn der Bauernaufstände des Bundschuh am Oberrhein
1493 - 1519:
Maximilian
I. (Habsburger, Sohn Friedrichs III.) deutscher König (seit 1508 auch Kaiser). [Bild (Briefmarke BRD, 1995): 500. Jahrestag der Einberufung des Wormser Reichstags. -; Bild: Tagungsstätte "Zur Münze" in Worms; Handschrift des Wormser Reichsgrundgesetzes; Abbildung von König Friedrich III. (irrtümlich, es müßte Maximilian I. als Einberufer des Reichstags sein)] [Entwurf der Briefmarke: Peter und Regina Steiner] 1498: Nach der Absetzung des
kranken Herzogs Eberhard II. durch die Landstände Regentschaft der Landstände;
Einsetzung des noch unmündigen Herzogs Ulrich
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Spätmittelalter (ca. 1250 - 1500 n.Chr.): Kulturgeschichte Das Spätmittelalter ist eine sehr widersprüchlich schillernde Epoche, die unterschiedlich wahrgenommen wird: einerseits als Zeit der großartigen Kunstwerke in der gotischen Kunst und Baukunst; dann als Zeit der prosperierenden Städte und des Handels; manchmal auch als "moderne" Zeit, in der schon die Weichen für die Neuzeit gestellt werden. (darum rechnen manche Historiker die Zeit von 1250 bis 1500 schon zur Frühen Neuzeit). Meist wird das Spätmittelalter aber vor
allem als Krisenzeit gesehen, als eine Zeit besonders dramatischer Krisen
in vielen Bereichen:
Krisen gab es im Spätmittelalter als
Herrschaftskrisen: Da ist einmal die Krise des Reichs nach 1254, im
"Interregnum", wo es nach dem Ende der Staufer keine starke Königsmacht mehr
gab. Diese Krise nützten die Territorialherren um ihr Gebiet und ihre Macht zu
vergrößern. Auch Wirtemberg profitierte von dieser Krise.
Krise der Bevölkerungsentwicklung: Besonders dramatisch ist im
Spätmittelalter die Krise der Bevölkerungsentwicklung
und die Krise der Landwirtschaft: Während zur Zeit des
Hochmittelalters die Bevölkerung enorm zunahm beginnt etwa seit 1300 ein starker
Bevölkerungsrückgang. Gründe dafür waren einmal viele Mißernten und Hungersnöte
seit Anfang des 14. Jahrhunderts (die wohl auch mit einer Klimaänderung in
Richtung auf die "kleine Eiszeit" zusammenhingen), und dann vor allem die
schrecklichen Pestepedemien seit 1348, durch die etwa ein Viertel der
Bevölkerung starben.
Religiöses Krisenbewußtsein: Das Krisenbewußtsein der Bevölkerung
zeigt sich vor allem im religiösen Bereich:
Andrerseits wächst die Kritik an der katholischen Kirche, vor allem an deren Verweltlichung und an der Spaltung im großen Abendländischen Schisma: Seit es 1378 zwei konkurrierende Päpste gibt geht die Spaltung der Anhänger und Gegner der verschiedenen Päpste durch die Mönchsorden und die Kleriker und die Parochien mitten hindurch und verunsichert die Gläubigen. Schließlich ist das Spätmittelalter eine Zeit der Krise der persönlichen Heilsgewißheit, eine Epoche der Angst: Angst vor den Strafen Gottes, vor neuer Pest, die Angst vor den Höllenqualen und die Bemühungen die eigene Seele zu retten (durch Ablass, Wallfahrten, durch Selbstkasteiung wie in den Geißlerzüge, durch die Verfolgung von "Sündenböcken" wie Juden oder Hexen). Prosperierende Städte und Handel: Ein anderes Gesicht des Spätmittelalters
zeigt sich in den Städten auch in Südwestdeutschland:
Dass die Macht der Städte nicht unbegrenzt wachsen konnte wurde im Dauerstreit mit den Territorialherren deutlich: In der Schlacht bei Döffingen (1388) werden die Städte des schwäbischen Städtebundes von Graf Eberhard II. (dem Greiner) von Wirtemberg geschlagen. Zum Handel: 1356 wurde von Städten in Nord- und Westdeutschland die berühmte Städtehanse gegründet. Von den Städten im Südwestdeutschland gehörte keine zur Hanse. Aber der Zusammenschluss in der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft (gegründet 1380, bestehend bis 1530) zeigt etwas vom florierenden Handel und vom Reichtum der Städte.auch in Südwestdeutschland. Baukunst im Spätmittelalter: Das Spätmittelalter ist die Zeit der
großen gotischen Kirchenbauten.
Auch in Südwestdeutschland waren viele Städte über Jahrhunderte eine große
Kirchenbaustelle.
Wichtige Baumeister (soweit sie
namentlich bekannt sind) waren dabei
Bildende Kunst im Spätmittelalter: In der Bildenden Kunst war die Zeit des Spätmittelalters eine Hoch-Zeit gotischer Malerei und Plastik auch in Südwestdeutschland. (Sie ist auf einer extra Seite zur Kunstgeschichte im Lexikon etwas ausführlicher dargestellt). Sie beginnt mit den Buchmalereien der Liederhandschriften und den Glasmalereien und Skulpturen der Frühgotik. [Bild (Briefmarke Berlin, 1970):
Buchmalere iaus der
Weingarter Liederhandschrift von 1310: Minnesänger
Meinloh von Sevelingen.] Zur Zeit der Hochgotik (ab 1350) dominieren dann die großen Tafelbilder von Stefan Lochner, Konrad Witz, Lukas Moser und Hans Multscher. In der Zeit der Spätgotik (ab 1450) war dann die Reichsstadt Ulm wichtigstes Zentrum spätgotischer Kunst. Zur "Ulmer Schule" werden Gregor und Michael Erhart gerechnet, Bartholomäus Zeitblom, Jörg Syrlin d.Ä.., Adolf Daucher, Martin Schaffner u.a. Nicht vergessen darf der in Horb geborene Veit Stoß der seine Hauptwerke in Krakau und Nürnberg schuf.
Renaissance- Humanismus: ein neues
Verständnis des Menschen und der Welt
Meist
lässt man die geistige Bewegung der Renaissance (= Wiedergeburt oder
Wiederentdeckung der römischen und griechischen Antike) und des Humanismus
(= Bildung des Menschen zu einem erfüllten Leben im Diesseits, begeisterte
Erforschung und Entdeckung der Welt) im 14. Jahrhundert mit Petrarca in Italien
beginnen. Anders der (später so genannte) Humanismus als neues, an der Antike geschultes Bildungskonzept des menschlichen individuellen Lebens und der Welt: Der Humanismus breitete sich bald auch in Deutschland, auch in Südwestdeutschland aus. Gelegentlich wurde diese Bewegung in Nordeuropa auch von den Kaisern befördert: Kaiser Karl IV. kam durch einen längeren Aufenthalt Petrarcas um 1370 am Hof in Prag mit humanistischen Gedanken in Berührung, und Kaiser Maximilian I. war um 1490 ein besonderer Förderer des Humanismus.
Wichtige Humanisten in Südwestdeutschland im
15. Jahrhundert waren
[Bild (Briefmarke Generalgouvernement 1944):
Humanist Conrad Celtis (1459 - 1508)]
Mehr im 16. Jahrhundert wirkten dann Bildung und Schulen im Spätmittelalter, Universitätsgründungen: Auch im Spätmittelalter gab es, wie im
Hochmittelalter, eine große Zahl von Schulen für die Bildung der Mönche
und Priester, aber auch der Kaufleute, der Händler und der Handwerker:
Klosterschulen, Domschulen, vor allem immer mehr städtische Schulen und auch
"Deutsche Schulen". Schätzungen für das Gebiet des späteren Deutschen Reiches
gehen davon aus dass am Ende des Spätmittelalters etwa 5 - 10 % der Bevölkerung
lesen konnte (die Zahl derer die nicht nur lesen, sondern auch lateinisch oder
deutsch schreiben konnte war wohl sehr viel kleiner). Universitäten wurden in Deutschland erst viel später gegründet als etwa in Italien und in Paris. Nachdem in Prag 1348 die erste Universität im Deutschen Reich gegründet war gab es in den Ländern Südwestdeutschlands gleich 3 Universitäsgründungen (durch die auch der Humanismus Eingang in Südwestdeutschland fand): 1386: Universität Heidelberg wird als Universität für die Kurpfalz gegründet (Kurfürst Ruprecht I.) 1457: Universität Freiburg wird als Universität für Vorderösterreich gegründet (Herzog Albrecht VI. von Österreich und seine Frau Mechthild von der Pfalz) 1477: Universität Tübingen wird gegründet damals noch im Teil-Reich Wirtemberg-Urach (Graf Eberhard V., Eberhard im Bart, angeregt durch seine Mutter Mechthild von der Pfalz) [Bild (Briefmarke BRD, 1977): Gründung
der Universität Tübingen
1477; Großes Siegel der Universität, mit Wappen] |
Folgezeit: Epoche der Frühen Neuzeit/ Neuzeit (ab 1500 n.Chr.) |
|
Übersicht
über die anderen Epochen in anderen Artikeln des Lexikons (mit Links):
Daten zur
Urgeschichte, Vor- und Frühgeschichte:
Geschichtsdaten
zum Altertum (800 v. Chr. bis 500 n.Chr.): Geschichtsdaten zum Mittelalter (500 n.Chr. - 1500 n.Chr.) Geschichtsdaten
zur Frühen Neuzeit (1500 - 1789 n.Chr.): Geschichtsdaten
Neuere Geschichte (1789 -
ca.2000): |
Literaturhinweise
Literaturhinweise zum gesamten Mittelalter von 500 - 1500: Peter
Hilsch: Das Mittelalter - die Epoche. Johannes Fried: Das Mittelalter. Kultur und Geschichte. Wilfried Hartmann
(Hrsg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung Literaturhinweise zum Mittelalter in Südwestdeutschland: Karl Weller/Arnold Weller: Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum. Theiss-Verlag, 10. Auflage 1989 Willi A. Boelcke: Handbuch Baden-Württemberg. Politik, Wirtschaft, Kultur von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Kohlhammer-Verlag 1982 |
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